Читать книгу Geschichte des Elbdorfes Rissen - Hubert Wudtke - Страница 18

Die erste Schule – vor 1700?

Оглавление

Das Gründungsdatum einer ersten Schule in Rissen ist nicht bekannt, aber es muss wohl schon vor 1700 eine Schule gegeben haben, denn bereits aus dem Jahre 1711 liegt uns eine Beschwerde Rissener Bauern beim Landdrosten in Pinneberg über ihren Dorfschullehrer vor, der trotz freiwilliger Gaben an „Rogkorn, Torf und dergleichen“ nicht zufrieden war, sondern noch „unbilliges Schulgeld von Kindern forderte, die nur vier Jahre alt seyen, auch von die, die krank geworden und deßfalls lange Zeit nicht zur Schule kommen können... Daß er im Lehren nichts nütze und gantz nachlässig ist“ (Bredlau RR 1989).

1757 folgt eine Beschwerde des Lehrers aus Rissen beim Landdrosten über den Zustand der Schule: „Vor Alter und Baufelligkeit kann man nicht mehr sicher über die Diele gehen, weil thüren und wende zerbrochen. Es ist kein Platz in demselben, wo man sich mehr hinsetzen vor Millionen Wantzen, welche sich in diese alte Hütte aufhalten, davon mancher Schweinestall wohl befreit“ (ebenda). Diese Schulkate wird wohl schon einige Jahrzehnte auf ihrem Buckel gehabt haben.


alte Schulkate von 1752 – 1968 abgerissen

Eine neue Schulkate mit einem Schulzimmer von 37,5 qm wird (Ecke Gudrun- / Wedeler Landstraße) gebaut und dient bis 1875 als Unterrichtsstätte. Wir haben schon für die Jahre 1660-1698 dargelegt, dass in Rissen ca. 218 Kinder geboren wurden. Man kann also ungefähr von jährlich 40 Schulkindern im Alter von 6-14 Jahren ausgehen.

Schule der Alphabetisierung


Comenius: orbis pictus – lebendiges Alphabet 1658

Schulen für das Volk kommen auf den Weg, weil die Schrift und der Buchdruck schon ganz tief in alle Bereiche des Alltags- und Arbeitslebens eingedrungen sind. Die Schrift stützt und erweitert das individuelle Gedächtnis und dringt in Form von Rechnungen, Steuerlisten, Kalendern, Urkunden, Schuldscheinen, Flugblättern, Kirchenliedern und Unterschriften in die Seele, in den Kopf, in die Hand. Zudem gilt seit der Reformation: Jeder soll die Bibel selber lesen können!!

Die Schriftsprache verändert und dressiert die Maulsprache zum Schrifthochdeutsch. Es genügen weniger als 30 Alphabetzeichen um alles aufschreiben und alles erlesen zu können. Aber es ist eine neue und ganz ungewohnte Kunst, seine Maulsprache anzuhalten, abzuhorchen, einzelne Laute zu isolieren und diesen Buchstaben zuzuordnen, zumal den Kindern ihre vertraute Maulsprache erst noch im Maul ins Hochdeutsche umgeformt werden musste. Die Schule arbeitete dabei mit allerlei Tricks, wie man es am „lebendigen Alphabet“ in einem der ältesten Schulbücher Deutschlands erkennen kann. Selbst die Tiere müssen im Dienste der Alphabetisierung schrifthochdeutsch blöcken, knurren, quacken und summen: „die Krähe krechzet a a = Aa, das Schaf blöcket beee = Bb... die Bremse summet ds, ds =Z,z.

Das einstige Spezialkönnen der Priester, Mönche und Schreibmeister wird über die Elementarschulen zum Können von jedermann – ein Prozess, der erst nach Jahrhunderten an sein Ziel kommt. Ungefähr um 1900 kann in Deutschland auf Alltagsniveau praktisch jeder lesen, schreiben und rechnen.

Geschichte des Elbdorfes Rissen

Подняться наверх