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Anfang September 2015 – München Innenstadt: Fußgängerzone – Austausch von Fachwissen

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Entsetzt starrte Carina erst den Mann an, dann die Uhr und schließlich Rayan. Der zuckte etwas verlegen mit den Schultern und erläuterte lakonisch: „Du weißt, dass ich eine Schwäche für schöne Uhren habe …“ Er hatte automatisch Arabisch gesprochen, was den Herrn hinter der Verkaufstheke etwas zu verwirren schien.

Aber er hatte sich schnell gefangen, denn ihm war klar geworden, dass er hier einen ganz großen Fisch an der Angel hatte. Und Carina? Die hatte vorher angesichts der Preise für die Ketten, die man ihr vorgelegt hatte, kaum gewagt zu atmen. Sie hatte noch nie teuren Schmuck besessen und hatte eigentlich nicht vorgehabt, sich jemals welchen zuzulegen. Derart kostenintensive Geschenke machten sie nervös. Doch nun regten sich in ihr neue Gefühle, fast wie Trotz: „Rayan hat eine Uhr, für die andere sich ein Haus kaufen? Na dann wird es wohl nichts ausmachen, wenn er ein paar Tausend für meinen Schmuck ausgibt“, dachte sie sich trotzig. Trotzdem würde sie ihren Glücksbringer mit dem Emblem von Zarifa nicht ablegen …

Der Juwelier fühlte sich wie im siebten Himmel, als die sich soeben noch reichlich zierende Frau auf einmal auftaute und sich schließlich für goldene Saphirohrringe entschied, die ganz hervorragend zu der Kette passten, die sie um den Hals trug.

„Eine ganz ausgezeichnete Handarbeit - ein Einzelstück vermute ich?“, ließ der Verkäufer verlauten. Unbestimmt schüttelte Rayan den Kopf. „Es gibt mehr als eines“, war das Einzige, was er dazu verlauten ließ und der Juwelier war sensibel genug, nicht weiter nachzufragen.

Bevor der Kauf jedoch abgeschlossen war, nahm der Scheich die Ohrringe in die Hand und begutachtete sie intensiv. Und ehe Carina es sich versah, waren sie in ein Gespräch über Gold vertieft. Dessen Reinheit, Fertigung und Herkunft. Sie hätte nie geglaubt, dass man über derart viele Details reden konnte. Erfreut lobte der Verkäufer schließlich: „Ich sehe schon, Sie sind ein echter Fachmann. Ich nehme einmal an, Ihre Familie ist in dieser Branche tätig?“

Rayans Reaktion verblüffte Carina, denn er lächelte hintergründig: „Nein nicht wirklich. Ich habe nur hier und da ein paar Details aufgeschnappt.“ Der Verkäufer gab sich damit zufrieden, Carina jedoch kannte Rayan gut genug, dass sie sich des Gefühls nicht erwehren konnte, er habe gerade gelogen. Doch über was? Und warum? Nein, sie musste sich das nur eingebildet haben.

Sie wurde abgelenkt, als der Scheich schließlich eine Kreditkarte herauszog, die sie noch nie zuvor gesehen hatte: Sie war vollkommen schwarz und hatte in der Mitte das Abbild eines antiken römischen Soldaten. Außerdem schien sie keineswegs aus Plastik zu sein, sondern aus einem Metall.

„Ah, eine Titanium“, lobte der Verkäufer und sein Grinsen verbreiterte sich noch mehr. Die Reporterin in Carina registrierte diesen Namen, und als sie wenig später über ihr Smartphone den Begriff in eine Suchmaschine eingab, verblüffte sie das Resultat. Es war die VIP-Kreditkarte einer amerikanischen Firma, die man nicht beantragen konnte, sondern zu der man „eingeladen werden musste“. Das passierte natürlich nur, wenn man entsprechend wohlhabend war, um sich diese Ehre zu verdienen.

Sie nutzte die Zeit, die ihr Begleiter benötigte, um zu bezahlen, um sich noch ein wenig umzusehen. Ihr Blick blieb an einem goldenen Ring hängen, der ebenfalls einen Saphir trug. Wunderschön! Und vor allem war der Stein auffällig, aber klein genug, um nicht protzig zu sein.

Schnell drehte sie sich weg, denn sie wollte nicht, dass Rayan das Gefühl bekam, sie wolle noch mehr Geschenke von ihm. Leisten konnte er es sich sicher, aber Carina fand, dass sie für einen Tag genug „in die deutsche Wirtschaft investiert hatte“, wie sie es nannte.

Der Hauptgrund war aber, wenn sie ehrlich war, dass ihr ein Ring wie eine Verpflichtung vorkam. Vermutlich war sie jetzt auch schon dem Hochzeitsfieber verfallen, aber sie wollte gerade deswegen nicht den Eindruck erwecken, auf einen Verlobungsring zu spekulieren. Sie verließen gemeinsam den Laden und traten auf die Straße, wo Jassim auf sie wartete.

Rayan - Der Stich des Skorpions

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