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2013 - Rub‘ al Khali: kleine Oase - Texanischer Trotz

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Als Burt am folgenden Morgen erwachte, fühlte er sich voller Energie, obwohl er nur wenig geschlafen hatte. Nachdem Murat ihn nach seiner Schimpftirade am Vortag zunächst beleidigt ignoriert hatte, hatte er ihnen allen abends am Feuer eine weitere seiner Lektionen erteilt. Was den Texaner furchtbar langweilte. Seinen kleinen Anflug von Reue angesichts der gefährlichen Lage heute Nachmittag hatte er schon wieder vergessen. Seinen Vorsatz, in Zukunft besser auf seinen Wüstenführer zu hören, hatte er schon wieder verworfen.

Diesmal war das Thema der Belehrungen „die Tarmanen und das sagenhafte Zarifa“. Die ersten Sätze voller Lobpreisungen für die „tapferen Krieger“ hatte er noch mitbekommen, aber als Murat die edle Pferdezucht erwähnte, gingen seine Gedanken wieder auf Wanderschaft. Es gab also eine ganze Zucht der Vollblutrösser. Natürlich! Er musste morgen unbedingt noch einmal mit den Männern sprechen. Irgendwie würde er sich mit ihnen schon verständigen können, zur Not gab es Zeichensprache. Das Reiben von Daumen und Zeigefinger als allgemein bekannte Geste für Geld würden doch selbst diese Einfaltspinsel verstehen?

Murats Warnungen über die strikten Regeln der Tarmanen und ihre Gefährlichkeit überhörte er geflissentlich. So schlimm waren die beiden ja nun auch nicht gewesen. Immerhin hatten sie nicht erst geschossen und dann gefragt, das war doch ein gutes Zeichen, oder? Er war schließlich Texaner, da kannte man sich mit schießwütigen Gesellen aus.

Lange vor der üblichen Weckzeit schälte er sich aus seinem Schlafsack. Es war noch dunkel, allerdings begannen die Sterne bereits zu verblassen. So leise, wie er konnte, schlich er sich aus ihrem Lager. Bloß keinen seiner Begleiter oder gar Murat wecken! Triumph stand auf seinem Gesicht, als er unbemerkt die Oase durchquerte. Doch dann erstarrte er: Wo gestern noch das Lager der beiden Männer in Schwarz gewesen war, war nur noch eine leicht qualmende Feuerstelle. Sie waren weg, samt den Pferden natürlich. Verflixt! Was sollte er nun tun? War ihm die Chance seines Lebens tatsächlich durch die Finger geglitten?

Dann sah er die Spuren, und obwohl er ein absoluter Laie im Lesen von Spuren war, wurde ihm sofort klar, dass er die beiden allenfalls um Minuten verpasst hatte.

Und wieder dachte er nicht länger darüber nach, wie irrational und selbstmörderisch er sich benahm, sondern tat einfach das Nächste, was ihm in den Sinn kam: Er warf seinem Kamel seinen Sattel auf den Rücken, schnappte sich einen der bereits gefüllten Wasserschläuche und folgte den Abdrücken der beiden Pferde.

Als er eine Weile unterwegs war, kamen ihm erste Zweifel, ob sein Tun wirklich sinnvoll war, doch überwog schnell wieder der Stolz: Am Anfang ihrer Reise hatte er gedacht, er würde nie diese „dummen, trampeligen Wüstenschiffe“ auseinanderhalten können. Doch in den fast vier Wochen, die sie nun schon unterwegs waren, hatte er einiges über Kamele und den Umgang mit ihnen gelernt. Sein kleiner Ausritt gerade bewies, dass er die Lage im Griff hatte! Allerdings hatte er seit ihrem Aufbruch auch über die Wüste einiges erfahren und die erste Regel besagte, dass man sich niemals - unter keinen Umständen - alleine auf den Weg machte! Er tröstete sich damit, dass er ja nicht alleine war, denn in den vergangenen Tagen hatte er fast so etwas wie eine Beziehung zu seinem vierbeinigen Freund aufgebaut, der ihn so treu selbst durch einen Sturm getragen hatte.

Und schließlich beruhigte er sich selbst, dass er auf jeden Fall die beiden Reiter bald eingeholt haben musste. Die wenigen Minuten Vorsprung, die sie hatten, würde er locker bis Mittag wettmachen.

Rayan - Der Stich des Skorpions

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