Читать книгу Mein Kampf, das Leben - Ines Glantz - Страница 16

13. Die erste Wohnung

Оглавление

Mit sechzehneinhalb Jahren sollte ich in eine Außenwohnung des Heims ziehen. Ich wollte nicht weg von der Liebe und Sicherheit, die mir die Erzieherinnen vermittelten. Ich hatte Angst vor dem Alleinsein und wehrte mich gegen den Umzug. Aber irgendwann mit siebzehn musste ich diesen Schritt gehen, ob ich wollte oder nicht. Klar, es fühlte sich irgendwie gut an eine eigene Wohnung zu haben und zu wissen, dass mich die Erzieher reif dafür hielten, aber alleine sein, das wollt ich nicht. Zu wem sollte ich denn gehen, wenn ich Probleme hatte oder einfach mal Nähe brauchte. Aber nun war es unaufhaltsam.

Nach dem Umzug in die Wohnung wuchsen meine Probleme. Mein neues Zuhause lag ungefähr zwanzig Kilometer von meiner Schule entfernt. Ich nahm immer noch Drogen und hatte auch einige Leute außerhalb der WG kennengelernt, die ebenfalls Drogen konsumierten. Außerdem war ich finanziell nicht gut gestellt. Es dauerte nicht lang, und ich fiel so richtig in den Sumpf. Ich hielt mich viel lieber bei meinen Freunden auf, als zu lernen. Meine Schulbesuche wurden immer seltener. Ich fing an, Drogen zu verkaufen. Dadurch konnte ich meinen eigenen Bedarf decken und auch alles andere, was ich fürs Leben benötigte. Mein Freundeskreis war zu dieser Zeit gemischt. Die, die ich noch von früher zu meinen Freunden zählte, nahmen keine Drogen. Aber mit der Zeit vernachlässigte ich diese Kontakte immer mehr. Ich hielt mich oft bei Birgit auf. Ihr Freund dealte mit Drogen. Dadurch war es für uns ein Leichtes, an Stoff heranzukommen. Meist war es Haschisch und nur selten chemische Drogen. Bald darauf fingen wir an, den Stoff zu verticken. Innerhalb kurzer Zeit hatten wir uns ein Stammkundenkreis aufgebaut. Das Drogengeschäft lief gut.

Birgit zählte damals zu meinen besten Freunden. Daher hab ich mit achtzehn, so dumm und naiv wie ich war, für sie einen Handyvertrag abgeschlossen. Am Anfang zahlte sie die Rechnung auch regelmäßig, aber als ich immer mehr bei anderen rumhing, kamen die Zahlungen immer seltener, bis sie ganz ausblieben. Irgendwann schuldete sie mir 2.000 DM. Das machte mich fertig und wütend. Ich erzählte einem Freund, der sie und ihren Freundeskreis kannte, davon. Er empfahl mir, das Geld einzutreiben, notfalls mit Gewalt. Ich sollte aber vorsichtig sein, da sie mit den Großdealern in unserer Stadt zu tun hatte, die sie schützten. Jeder Versuch, es auf die nette Art zu regeln, scheiterte. Irgendwann zeigte sie mir den Stinkefinger aus dem Fenster der Wohnung unseres Großdealers.

Das war fatal für sie und später auch für mich, wie sich einen Tag später herausstellen sollte. Ich ging zu dem Typ, der mir geraten hatte, auch härtere Mittel einzusetzen. Ich wusste, dass er Waffen besaß. Ich wollte eine Pistole. Aber nur zur Abschreckung. Mir war klar, dass, wenn ich sie mir greife, kurz darauf ihre Beschützertypen auftauchen würden. Das Dumme war nur, dass ich, nachdem ich die Waffe organisiert hatte, kokste und meinen Verstand außer Gefecht setzte.

So war ich am nächsten Morgen noch ziemlich zugedröhnt, aber dennoch hoch motiviert, mein Geld zu holen. Ich fuhr zu ihrer Schule, um ihr aufzulauern. Als ich ankam, klingelte es zur Pause und sie kam heraus. Ich sprang vom Rad und griff sie sofort an. Ich schlug ein paar Mal zu. Dabei entglitt mir versehentlich die Waffe. Dumm gelaufen, denn das sah ein Lehrer, der mich kurze Zeit später zu einem Gespräch zu sich mitnahm. Nach einer kurzen Erklärung, die mein Handeln nicht wirklich begründete, ließ er mich gehen.

Wie vermutet, warteten draußen ihre Kerle auf mich. Wenn ich keine Pistole gehabt hätte, hätten sie mich zusammen geschlagen, wie sie mich wissen ließen. Ich fuhr mit dem Rad zurück und übergab die Knarre wieder seinem Besitzer.

Mein Geld sah ich dadurch leider auch nicht, aber dafür kam bald eine Anzeige wegen Körperverletzung und räuberischer Erpressung. Es kam zur Gerichtsverhandlung. Am Ende war ich vorbestraft und musste mich regelmäßig beim Sozialarbeiter melden.

Mein Kampf, das Leben

Подняться наверх