Читать книгу Mein Kampf, das Leben - Ines Glantz - Страница 9

6. Mein erster Suizidversuch

Оглавление

Nach dem ersten sexuellen Übergriff durch meine Mutter fing ich an, mich zu ritzen. Ich stibitzte eine Rasierklinge von meinem Vater und verzog mich in das Wäldchen hinter der Wohnsiedlung. Dort war ich gern und oft. Ich wollte den Schmerz, der in mir herrschte, ableiten. Ich wusste nicht, wie ich mit der beschämenden und beängstigenden Situation umgehen sollte. Am liebsten wollte ich sterben, aber die Angst davor war dann doch zu groß. Heute weiß ich, dass es ein Hilferuf war, weil ich mit niemandem darüber reden durfte. Am Anfang war es schwer, die Klinge an meinem Arm anzusetzen. Aber dann schnitt ich das erste Mal und sah das Blut laufen. Es war ein angenehmes Gefühl, den Schmerz zu spüren, denn dann war das, was mir meine Mutter antat, nicht mehr ganz so schlimm. Schmerzverlagerung ist wohl das richtige Wort dafür. Heute weiß ich auch, dass ich den Druck ablassen wollte. Es war der Beginn meiner Borderline-Krankheit. Nach dem ersten Schnitt folgten die nächsten zwei. Ich war wie benommen, als das Blut floss. Ich tupfte es mit einem Taschentuch ab, damit meine Kleidung kein Blut abbekam. Ich war überrascht, wie stark es blutete.

Immer wenn etwas Negativer passierte, ritzte ich. Dazu gehörten nicht nur die sexuellen Übergriffe meiner Mutter, sondern auch Stress mit Schulkameraden oder generell in der Schule, was nicht selten vorkam. Meine Mutter konnte aufgrund ihres Alkoholkonsums vielen Dingen, die die Schule betrafen, wie Teilnahme an Elternabenden oder das Leisten von Unterschriften, nicht nachgekommen. Zu Beginn bekam immer ich die Schuld an den Versäumnissen meiner Mutter. Erst als meine Lehrerin auf meine Narben aufmerksam wurde, hatte sie Verständnis und drückte öfter mal ein Auge zu, wenn eine Unterschrift oder andere wichtige Dinge fehlten.

Zu Hause sind meine Narben unentdeckt geblieben. Meine Mutter war stets betrunken, und wenn sie mich nackt bei sich liegen hatte, achtete sie nicht auf die Wunden u. Falls sie ihr doch einmal aufgefallen waren, hatte sie es nach dem Ausnüchtern längst wieder vergessen.

Ich hatte von Freunden mal gehört, dass man, wenn man sich die Pulsadern aufschneidet, daran sterben kann. Ich versuchte ist, hatte aber keine Vorstellung, wie man schneiden muss und welche Stelle am besten dafür geeignet ist. So schnitt ich innen nahe am Handgelenk innen entlang. Glücklicherweise war der Schnitt falsch und nicht tief genug.

Mein Kampf, das Leben

Подняться наверх