Читать книгу Die Unglückliche - Иван Тургенев - Страница 11

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Am folgenden Morgen begab ich mich wieder zu Fustoff. Es war mir Bedürfniß geworden, des Morgens bei ihm zu sitzen. Er empfing mich eben so freundlich wie gewöhnlich; aber über unseren gestrigen Besuch – kein Wort. Stumm, als wenn er den Mund voll Wasser hätte! Ich nahm und durchblätterte die letzte Nummer des »Teleskop.«

Eine neue Persönlichkeit trat ins Zimmer. Er erwies sich als ein Sohn des Herrn Ratsch, und derselbe Fictor, über dessen Abwesenheit der Vater am Abend vorher so ungehalten gewesen war.

Das war ein junger Mensch von ungefähr 18 Jahren, aber schon dem Trunke ergeben und krank, mit einem süßlich-frechen Lächeln auf dem unreinen Gesichte und dem Ausdrucke der Ermüdung in den entzündeten, kleinen Augen. Er glich seinem Vater, doch waren seine Züge feiner und nicht ohne Annehmlichkeit; aber in dieser Annehmlichkeit selbst war etwas Häßliches. Seine Kleidung war unreinlich, am Uniformrock fehlte ein Knopf, der eine Stiefel war geplatzt und es wehte an ihm ein starker Tabaksgeruch.

»Guten Morgen,« sagte er mit heiserer Stimme und mit jenem eigenthümlichen Hinausziehen des Kopfes und der Schultern, welches ich stets an verzärtelten und selbstzufriedenen jungen Leuten bemerkt habe.

»Ich wollte in die Universität gehen, und gerieth hierher. Die Brust ist mir zugeschnürt. Geben Sie mir eine Cigarre.« – Er ging über das ganze Zimmer, die Füße welk nachschleppend, ohne die Hände aus den Hosentaschen zu ziehen, und warf sich schwerfällig auf das Sopha.

»Haben Sie sich erkältet?« fragte Fustoff, indem er uns mit einander bekannt machte. «Wir waren Beide Studenten, aber in verschiedenen Facultäten.

»Nein . . . ah nein! Gestern, aufrichtig gesagt, . . . (Hier lachte Herr Ratsch junior über das ganze Gesicht, wieder nicht ohne Anmuth, zeigte aber dabei sehr schlechte Zähne) . . . hatte ich zu viel getrunken, hatte einen starken Rausch. Ja.« – Er rauchte seine Cigarre an und hustete. – »Wir haben Obichodoff das Geleit gegeben.«

»Wohin reist er?«

»In den Kaukasus, und schleppt seine Geliebte mit fort. Sie wissen, die Schwarzäugige, mit den Sommersprossen. Dummkopf!«

»Ihr Vater fragte gestern nach Ihnen,« bemerkte Fustoff.

Fictor spie auf die Seite.

»Ja, ich hebe es gehört. Sie haben sich gestern in unser Lager verirrt. Nun, wie war es? Wurde musicirt?«

»Wie gewöhnlich.«

»Und sie . . . hat wohl vor dein neuen Gaste (hier wies er mit dem Kopfe nach mir hin) grimassirt? Hat wohl nicht gespielt?«

»Von wem sprechen Sie?« fragte Fustoff.

»Von der verehrungswürdigen Susanne Ivanowna, natürlich!«

Fictor streckte sich noch bequemer aus, reckte seinen Arm in graciöser Rundung über seinen Kopf, sah in seine flache Hand und schnaubte dumpf.

Ich blickte auf Fustoff hin. Er zuckte nur mit den Achseln, als wollte er mir zu verstehen geben, daß man von solch’ einem Menschen Nichts erwarten könne.

Die Unglückliche

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