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Ich lebte damals (im Jahre 1835) in Moskau bei einer Tante, der leiblichen Schwester meiner verstorbenen Mutter. Ich war achtzehn Jahre alt und war eben aus der Moskau’schen Universität aus dem zweiten in den dritten Cursus der Facultät der »Literatur« (so wurde sie damals genannt) übergetreten. Meine Tante war eine stille sanfte Frau und Wittwe. Sie bewohnte auf der Ostoshenka ein großes hölzernes Haus, das so warm war, wie man es, glaube ich, nur in Moskau finden kann, »und hatte fast gar keinen Umgang. Sie saß von Morgen bis zum Abend mit zwei Gesellschafterinnen im Gastzimmer, trank Blumenthee, legte patience aus, und ließ fortwährend räuchern. Die Gesellschafterinnen liefen in das Vorzimmer; einige Minuten darauf brachte ein alter Livreediener im Frack einen messingenen Becken mit einem Büschel Krauseminze auf einem glühend gemachten Ziegelsteine herein, ging damit eiligen Schrittes über die schmalen Teppichstreifen und begoß ihn mit Essig. Weißer Dampf umgab das faltige Gesicht des Alten, er runzelte die Stirn, wendete sich ab und ein Kanarienvogel schmetterte im Speisezimmer, aufgestört durch das Zischen der Räucherung.

Meine Tante liebte mich vater- und mutterlose Waise sehr, und verwöhnte mich. Sie stellte den ganzen Entresol völlig zu meiner Verfügung. Meine Zimmer waren vortrefflich, und gar nicht studentenmäßig eingerichtet; im Schlafzimmer prangten rosenrothe Vorhange und über dem Bette erhoben sich Mousseline-Gardinen mit blauen Rosetten. Diese blauen Rosetten ich gestehe es, brachten mich einigermaßen in Verlegenheit: meinen Begriffen nach mußten dergleichen »Zartheiten« mich in den Augen meiner Kameraden vernichten. Ohnehin nannten sie mich das Stiftsfräulein: ich konnte mich durchaus nicht daran gewöhnen, Tobak zu rauchen. Ich arbeitete – wozu sollte ich die Sünde verhehlen – nur wenig, besonders im Anfang des Cursus; ich fuhr viel aus. Meine Tante hatte mir einen breiten Generalsschlitten mit einer Decke von Bärenfell und einem Paar wohlgenährter Wjatka’scher Pferde geschenkt. »Adelige« Häuser besuchte ich selten, aber im Theater war ich ganz zu Hause, und in den Conditoreien verzehrte ich eine Unmasse von Kuchen. Bei alledem erlaubte ich mir nichts Ungebührliches, und führte mich bescheiden auf »en jeuse homme de bonne maison.« Ich hätte meine gute Tante für Nichts in der Welt betrüben mögen; und zudem floß das Blut ziemlich ruhig in meinen Adern.

Die Unglückliche

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