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VI

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Einige Tage später begab ich mich an einem Abende- mit Fustoff zusammen zu Herrn Ratsch. Er lebte in einem hölzernen Hause mit großem Hofe und Garten, in einem krummen Gäßchen an dem Boulevard von Pretschistensky. Er trat in’s Vorzimmer zu uns hinaus und empfing uns mit dem ihm eigenthümlichen Lärm und prasselnden Gelächter. Er führte uns sogleich in’s Gastzimmer und stellte uns Eleonora Karpowna, seiner Gemahlin, einer wohlbeleibten Dame in einem engen Camelottkleide, vor. Eleonora Karpowna hatte sich wahrscheinlich in ihrer frühsten Jugend durch das ausgezeichnet, was die Franzosen, man weiß nicht weshalb, »die Schönheit des Teufels« nennen, das heißt, durch Frische; als ich sie kennen lernte, erinnerte ihr Anblick unwillkürlich an ein gutes Stück Fleisch, das soeben von dem Fleischer auf einem sauberen, marmornen Tisch ausgestellt worden ist. Nicht ohne Absicht brauchte ich den Ausdruck »sauber«; denn nicht nur die Hausfrau schien ein Muster der Reinlichkeit zu sein, sondern Alles, was sie umgab, Alles im Hause glänzte und glitzerte; Alles war gescheuert, gebügelt, mit Seife gewaschen. Der Samowar auf dem runden Tische brannte wie Feuer; die Vorhänge an den Fenstern und die Servietten krümmten sich förmlich vor Steifigkeit, gleich wie die Kleiderchen und die Chemisetten von Herrn Ratsch’s ebenfalls dasitzenden vier Kindern, robusten, wohlgenährten Stöpseln mit grobgebildeten, festen Gesichtern, Wirbeln an den Schläfen und rothen, stumpfen Fingern; sie sahen der Mutter sehr ähnlich. Sie hatten alle vier etwas plattgedrückte Nasen, große, gedrungene Lippen und hellgraue Augen.

»Und hier ist auch meine Garde,« rief Herr Ratsch, seine schwere Hand der Reihe nach auf die Köpfe seiner Kinder legend. »Kolja, Olja, Saschka, Maschka! Dieser ist acht Jahre, diese sieben; dieser vier und dieser ganze zwei Jahre alt! Ha – ha – ha! Wie Sie zu sehen belieben, verlieren wir keine Zeit. He? Eleonore Karpowna?«

»Sie sagen immer so Etwas . . .« sagte Eleonore Karpowna, und wandte sich ab.

»Und sie hat allen ihren Schreihälsen so russische Namen gegeben!« fuhr Herr Ratsch fort. »Ich fürchte immer, daß sie sie eines schönen Tages griechisch taufen läßt! Bei Gott! Und Sclavin ist sie, – daß mich der Teufel hole – obgleich von germanischem Blute! Eleonore Karpowna sind Sie Slavin?«

Eleonore Karpowna wurde böse.

»Ich bin Hofräthin, das bin ich! Folglich bin ich eine russische Dame, und Alles, was Sie jetzt sagen werden . . .«

»Das heißt, wie sie Rußland liebt – es ist schrecklich!« unterbrach sie Ivan Demjanitsch. »Wie ein Erdbeben! Ha – ha!«

»Nun, und was denn?« fuhr Eleonore Karpowna fort, »freilich liebe ich Rußland, denn wo anders hätte ich einen adeligen Titel erhalten können? Selbst meine Kinder sind ja jetzt Adelige. Kolja! sitze ruhig mit den Füßen!«

Ratsch holte mit der-Hand gegen sie aus.

»Nun, beruhige Dich jetzt, Prinzessin Sumbeko, Du! Und wo ist der »adelige« Fictor? treibt sich wohl wieder irgendwo herum! Er wird noch einmal auf den Inspector stoßen! Der wird ihn schon durchklopfen! Das ist ein Bummler, der Fictor!«

»Dem Fictor kann ich nicht kommandiren, Ivan Demjanitsch. Sie wissen wohl!« murmelte Eleonore Karpowna.

Ich blickte auf Fustoff mit dem Wunsche, endlich von ihm zu erfahren, was ihn dazu bewegen konnte, solche Leute zu besuchen . . . in jenem Augenblicke trat ein junges Mädchen von hohem Wachse, im schwarzen Kleide, ins Zimmer; es war eben jene älteste Tochter des Herrn Ratsch, von welcher Fustoff gesprochen hatte . . . Ich hatte die Ursache der häufigen Besuche meines Freundes begriffen.

Die Unglückliche

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