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III

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Meine neue Bekanntschaft nannte sich Alexander Daviditsch Fustoff. Er wohnte bei seiner Mutter, einer Staatsräthin und ziemlich wohlhabenden Frau, in einem besonderen Flügel, in vollkommener Freiheit, gerade wie ich bei meiner Taute. Er zählte sich, wie man in Rußland sagt, im Ministerium des Hofes im Dienste. Ich schloß mich ihm aufrichtig an. In meinem Leben war ich noch keinem »sympathischeren« jungen Manne begegnet. Alles an« ihm war freundlich und anziehend: seine schlanke Gestalt, sein Gang, seine Stimme und besonders sein kleines, feines Gesicht mit den goldig blauen Augen, dem kokett modellirten Näschen, dem ungemein freundlichen Lächeln um die rothen Lippen und den leichten lockigen, weichen Haaren über der etwas niedrigen, aber weißen Stirne. Der Charakter Fustoff’s zeichnete sich durch eine außerordentliche Gleichmäßigkeit und durch eine eigenthümlich angenehme zurückhaltende Höflichkeit aus; er war niemals nachdenkend, immer mit Allem zufrieden; eben daher aber versetzte ihn Nichts in Begeisterung. Jedes Uebermaß, selbst in einem guten Gefühle, beleidigte ihn: »Das ist wild, wild,« pflegte er in solch einem Falle zu sagen, ein wenig mit den Achseln zuckend und mit den Augen blinzelnd. Und Fustoff hatte wunderbare Augen! Sie drückten beständig Theilnahme, Wohlwollen, und sogar Zuneigung aus. Im Verlaufe der Zeit erst bemerkte ich, daß der Ausdruck seiner Augen allein von ihrer Bildung herrührte, daß er sich auch dann nicht änderte, wenn er seine Suppe aß, oder seine Cigarre anzündete. Seine Ordnungsliebe war bei uns sprichwörtlich geworden. Es ist wahr, seine Großmutter war eine Deutsche. Die Natur hatte ihm vielseitige Fähigkeiten verliehen: Er tanzte ausgezeichnet, ritt stutzerhaft, schwamm vortrefflich; er machte Tischlerarbeit, drechselte, klebte, band Bücher ein, schnitt Silhouetten aus, malte ein Blumenbouquet in Aquarell oder Napoleon im Profil in blauer Uniform, spielte die Zither mit Gefühl, konnte eine Menge Karten- und andere Kunststücke und besaß ziemlich gute Kenntnisse in der Mechanik, der Physik, der Chemie, – aber Alles mit Maaß. Nur für Sprachen hatte er kein Talent; selbst im Französischen drückte er sich mittelmäßig aus. Er sprach überhaupt wenig und nahm an unserem Studentenverkehr hauptsächlich nur durch die lebhafte Weichheit seines Blickes und seines Lächelns Antheil. Bei dem weiblichen Geschlechte fand Fustoff unbedingten Beifall; aber über diese, für junge Leute äußerst wichtige Frage, breitete er sich ungern aus, und er verdiente vollkommen den, ihm von den Kameraden verliehenen Beinamen eines »bescheidenen Don Ivan.« Ich bewunderte Fustoff nicht; an ihm war Nichts Bewundernswerthes; aber seine Zuneigung war mir werth, obgleich dieselbe sich im Wesentlichen nur darin aussprach, daß er mir zu jeder Zeit Zutritt zu seiner Person gewährte. In meinen Augen war Fustofs der glücklichste Mensch auf der Welt. Sein Leben floß wie geölt dahin. Mutter, Brüder, Schwestern, Tauten, Onkel – Alle beteten ihn an; er lebte mit Allen in ungemein gutem Vernehmen, und genoß den Ruf eines musterhaften Verwandten.

Die Unglückliche

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