Читать книгу Tödlicher Samba - Jack Franklin - Страница 44

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Antônio traf sich mit Naiara vor dem Zazá, einem Bistro in Ipanema, in dessen Nähe sie wohnte. Es war Freitag und sie hatten sich einige Tage nicht mehr gesehen. »Wow, wie siehst du denn aus?!«, begrüßte sie ihn überwältigt. Antônio grinste. In seinem neuen Anzug, den er sich hatte machen lassen, sah er scharf und reif aus. Er nahm Naiara in den Arm und küsste sie. »Ich möchte, dass du heimgehst und dir deine schicksten Sachen anziehst, die du hast. Ich warte hier.«

»Was hast du vor?«, fragte sie kokett.

»Wie immer, sehr neugierig«, feixte Antônio, »warte doch ab, dann siehst du es und sage deinen Eltern, dass du heute nicht heimkommst, sondern bei einer Freundin schläfst.«

»So?«, fragte Naiara verführerisch. »Was hast du mit mir vor?«, und sah ihm tief in die Augen. Ihren Blick erwidernd sagte Antônio ganz gebannt: »Du bringst mich um meinen Verstand.« Sie standen dort eine Weile, sahen sich verliebt an und streichelten sich gegenseitig die Hände.

»Ich bin ganz aufgeregt. Ich werde sagen, dass ich bei Anahi übernachte. Bei ihr bin ich öfter, wenn meine Eltern Nachtschicht haben«, brach Naiara die Stille.

»Cool! … Ich hab‘ schon befürchtet, dass das nicht geht.«

»Aber ich kann meine guten Sachen nicht anziehen, denn meine Mutter würde sich wundern und Fragen stellen. Ich nehme sie einfach mit und ziehe mich irgendwo unterwegs um.«

»Ok, dann hau‘ jetzt ab«, befahl Antônio sanft, küsste sie nochmals innig und schob sie dann an, damit sie ging und gab ihr einen Klaps auf den Hintern.

Mit hüpfenden Herzen sauste sie davon und er schaute ihr verliebt hinterher. Die Frau war der Hammer, daneben verblassten alle anderen. Wenn er bei ihr war, vergaß er alles andere. Und heute sollte die große Nacht sein. Bisher hatte sie sich immer nur befummelt, doch Antônio merkte ihr an, dass auch sie nun langsam mehr wollte.

Er hatte einen Kumpel, der jemanden kannte, der in einem Hotel arbeitete. Einem hübschen Hotel. Da er noch sehr jung war, hätte es vielleicht nicht geklappt, wenn er selbst ein Zimmer gebucht hätte. Obwohl in Rio mit Geld oder einem Jeitinho - dem kleinen Dreh - alles zu machen war. Aber er wollte auf Nummer sicher gehen und alles geregelt haben, wenn er mit Naiara dort auflief.

Sie sah älter aus, als sie war. Man hätte sie auf siebzehn oder sogar achtzehn schätzen können. Niemals hätte man gedacht, dass sie erst fünfzehn Jahre alt ist. Von ihrer Art war sie schon sehr erwachsen. Sie war gebildet und hatte ihre Mädchenhaftigkeit schon vor einiger Zeit abgelegt, schon bevor sie Antônio kennengelernt hatte. Ihre Eltern waren immer erstaunt darüber, wie reif sie für ihr Alter war.

Mit 1,75 Meter war sie so groß wie Antônio, hatte eine Wahnsinns - Figur, wohlproportionierte

Brüste, lange schlanke, gazellengleiche Beine und einen hübschen, wohlgeformten Hintern. Ihre goldbraune, samtweiche Haut faszinierte ihn immer wieder. Besonders, wenn sich darauf kleine Schweißperlen bildeten, die die Haut zum Glänzen brachten. Dann geriet er ins Träumen. Blauschwarze lange Haare und ein frecher Pony umrahmten ihr ebenmäßiges Gesicht, aus dem ihre intelligenten, großen dunklen Augen interessiert in die Welt blickten. Viele Männer, aber auch Frauen, sahen ihr hinterher, wie Antônio feststellte.

Er war ein Glückspilz.

Schon des Öfteren war ihre Schwester angesprochen worden, wer dieses bezaubernde Wesen in ihrer Begleitung sei und, ob Naiara sich nicht vorstellen könne zu modeln, doch auch die attraktivsten Angebote hatte sie bisher abgelehnt, sie hatte keine Lust auf diesen Job; für sich hatte sie andere Pläne. Durch ihre große Schwester Dahna hatte sie den Job kennengelernt und war davon abgestoßen. Der Stress und das ewige Reisen waren nichts für Naiara. Sie wollte lieber Modedesignerin werden, dafür hatte sich schon als kleines Kind begeistert und sie hatte Talent. Aus den Sachen ihrer Mutter und ihrer großen Schwester hatte sie neue Looks kreiert. Was Dahna anfangs gar nicht gefiel, was sie aber später, als sie älter war und Model wurde, unterstützte. Sie brachte immer wieder Dinge für Naiara mit, die sie bei ihren Jobs abstaubte. Mal ein Kleid, mal eine Bluse. Und Naiara stellte damit die verrücktesten Dinge an.

Auch Antônio sah älter aus als fünfzehn Jahre. Er wurde bald sechzehn, wirkte mit seinem kleinen Schnurrbart aber reifer. Seine Art war ziemlich abgeklärt, da er seine Jugend mit dem Tod seines Vaters abgestreift hatte. Alles an ihm strahlte Stärke und Selbstsicherheit aus. Von seinem entschlossen, wachen Blick, der unter seinen schwarzen Haaren aus dunklen Auge die Welt betrachtete, über den durchtrainierten Körper, dessen schokoladenbraune Farbe das Spiel seiner Muskeln vollends zu Geltung brachte.

In seinem neuen Anzug wirkte er nochmals reifer. Man hätte ihn auf achtzehn geschätzt. Antônio war ein hübscher Junge. Was er erst gemerkt hatte, als ihm Mädchen nachsahen oder ihn ansprachen. Er hatte nie Probleme Freunde zu finden, denn er war ein aufgeweckter lustiger Kerl und die Damenwelt beeindruckte er immer wieder mit seinem warmen, überaus herzlichen Lächeln, das viele Mädchenherzen schmelzen ließ.

Antônio und Naiara gaben ein tolles Paar ab.

Eine halbe Stunde später kam Naiara zurück.

»So, und jetzt möchte ich wissen, was du mit mir vorhast!?«, sagte sie verführerisch lächelnd zu Antônio.

»Du brauchst mich gar nicht so anzusehen, ich sage dir gar nix. Lasse dich überraschen.«

»Du Schwein, spannst mich auf die Folter«, antwortete Naiara und klopfte ihm mit beiden Händen auf die Brust. Er packte ihre Handgelenke und zog sie zu sich heran. »Warte nur, dir geb´ ich, mich zu schlagen ... Dir werde ich die Flausen austreiben. Ja - ich werde dich auf die Folter spannen, dann wirst du sehen und winseln und mich um Gnade anflehen«, schmunzelte er und küsste sie innig.

»So. Und jetzt komm!«, sagte er lausbübisch und nahm sie bei der Hand und ging in Richtung Arpoador, einer Halbinsel zwischen Ipanema und Copacabana.

»Du willst doch, dass ich mich schön mache, dann lass‘ mich noch schnell zu Nivia. Ich werde mich bei ihr umziehen.«

Also gingen sie zu ihr, die eine kleine Boutique um die Ecke hatte, und Naiara zog sich dort um. Antônio kannte Nivia bereits - eine gute Freundin von Naiara, eigentlich von deren großen Schwester Dahna - und sie mochten sich beide. Als er meinte, er werde im Laden warten, sagte Nivia gespielt empört: »Das kommt auf keinen Fall in Frage! Naiara hat mich angerufen und mir erzählt, dass du etwas mit ihr vorhast, weshalb sie sich bei mir umziehen möchte. Du sagst ihr aber nicht, was du vorhast und deshalb wirst du woanders warten, bis ich dich hole. Wenn du Naiara neugierig machst und ihr nichts verrätst, sollst du selber neugierig sein. Geh‘ rüber zu Gabriel und esse oder trinke was. Ich hole dich dann«, und schob ihn aus dem Laden.

Nivias konsequente und resolute Art wurde physisch noch durch ihre große, starke, afrikanische Gestalt unterstützt. Außerdem war sie sehr gutaussehend. Ein Gesamtbild, das jeden beeindruckte und einschüchterte, der es wagte, ein Wort der Widerrede zu leisten. Sie war es gewohnt, stets ihren Willen durchzusetzen. Dem hatte sich auch Antônio zu fügen.

Naiara gab ihm ein herzerweichendes Lächeln und zog die Schultern hoch, um ihn mit ihrer Geste zu zeigen, dass sie nichts dafür konnte. Antônio musste lachen und ging zu Gabriel um die Ecke. Nach einer weiteren halben Stunde kam Nivia und holte ihn ab.

»Wenn ich keine Frau wäre und auf Männer stehen würde, würde ich mich auf der Stelle in Naiara verlieben. Du bist ja auch ein hübscher Kerl, aber mit ihr hast du das große Los gezogen«, stellte sie klar, zwinkerte mit dem rechten Auge und knuffte ihn in die Seite.

Antônio war bis jetzt ziemlich cool gewesen, aber nun wurde er sehr nervös, was Nivia merkte und laut auflachen ließ. An ihrem Geschäft angekommen, schob sie ihn in den Laden und rief Naiara zu, dass sie nun rauskommen könne. Ihn haute es fast von den Socken. Er kannte sie nur in ihren Straßenklamotten und darin war sie schon ausnehmend bezaubernd, aber nun stand das Schönste vor ihm, das er in seinem Leben je gesehen hatte.

Sie trug ein gelbes, schulterfreies, bodenlanges Kleid aus seidenartigem Satin, das ihre Hüfte und Rundungen fast provokativ betonte, ohne billig zu wirken. Ihre samtig golden schimmernde, sonnengebräunte Haut wurde von dem Gelb betörend kontrastiert. Ein seitlicher Schlitz ließ eines ihre schlanken Beine aufreizend hervorblitzen. Die hohen Absätze ihrer Pumps sorgten für ein Übriges an muskulärer Spannung, wodurch ihre wohlgeformten Muskeln anmutig zu Geltung gebracht wurden. Ihre glänzenden blauschwarzen Haare wallten über die Schultern und umrahmten ihr regelmäßiges Gesicht. Ein feines, dezentes Makeup betonte ihre großen dunkelbraunen Augen bezaubernd und vollendete das Gesamtbild.

Sie war ein Traum.

Sie war sein Traum.

Es verschlug Antônio die Sprache und er brachte nur ein »Wow« heraus.

»Wow«, fragte Nivia erheitert, »ist das alles, was du zu sagen hast?«, und grinste, als sie seine Unfähigkeit zu Sprechen sah. Sie stumpte ihn in die Seite. Dann versuchte es Antônio nochmals: »Wow«, und nach einem Räuspern fuhr er holprig fort: »Du bist das Schönste, was ich je gesehen habe. Willst du meine Frau werden?« Er ging zu Naiara und kniete sich vor sie, nahm ihre Hand und küsste sie.

Naiara, der angesichts der Reaktion Antônios, Tränen des Glücks in den Augen standen, zog ihn hoch zu sich und küsste ihn leidenschaftlich. Dann sagte sie, vor Freude schluchzend: »Nein, Antônio, ich möchte heute nicht deine Frau werden«, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. Er sah sie verständnislos an. Naiara stumpte ihn und sagte frech: »Blöder Kerl, natürlich möchte ich deine Frau sein!«, und umarmte ihn so fest sie konnte.

Nun konnte auch Nivia, die erst auch erschrocken war, nicht mehr an sich halten und brach in Schluchzen aus. »Das ist soo romantisch. Ihr seid ein tolles Paar!«

Doch Naiara unterbrach sie, mit stockender Stimme: »Aber ich habe mir immer ausgemalt, wie es sein müsste, wenn ein Mann um meine Hand anhält. Und ich habe nie gesehen, dass das in einer Boutique geschieht. Sorry, Nivia, dein Geschäft ist toll zum Einkaufen, aber es nicht der richtige Platz für einen Heiratsantrag. Da wäre der Arpoador bei Sonnenuntergang schon besser.« Nivia warf ihr einen tadelnden Blick zu, grinste und zwickte ihr dann leicht in die Wange: »Wie recht du hast. Hier ist nicht der richtige Ort«, und wischte sich die Tränen aus den Augen. Antônio und Naiara standen viele Minuten eng umschlungen aneinander, bis Nivia streng sagte: »So, jetzt ist es genug. Antônio, wolltest du Naiara nicht überraschen?«

Antônio fragte sie, ob sie ihr Auto da hätte. »Du musst uns zu der Überraschung fahren. Zum Laufen ist es zu weit.« Nivia meinte: »Klar, wohin soll es denn gehen?«

»Ha, ha, du Scherzkeks, wenn ich das sage, würde ich ja das Geheimnis verraten. Ich sage dir, wohin du fahren sollst.«

Nivia grinste, packte ihre Schlüssel und verließ mit beiden ihr Geschäft. Ihr Auto stand um die Ecke. Bis dorthin erntete das Trio, mit dieser strahlend schönen jungen Frau in der Mitte, etliche Blicke.

Im Auto sagte Antônio: »Fahr‘ erst mal an die Promenade und dann Richtung Arpoador.«

Nivia steuerte das Auto auf die Avenida Vieira Souto Richtung Arpoador. Als sie die Verlängerung der Avenida Vieira Souto erreichten, die Rua Francisco Otaviano, zeigte er ihr an, sie solle geradeaus weiterfahren. In der Mitte der Rua Francisco Otaviano, meinte er: »Als nächstes biegst du nach links nach Botafogo ab. Danach die nächste Links und dann geradeaus.«

»Und dann bis zur Promenade und wieder nach Hause«, scherzte Naiara. »Sehr geehrte Damen und Herren, das war eine kleine Rundtour durch Ipanema und bitte hinterlassen sie ein kleines Trinkgeld für die Fahrerin.« Nivia lachte laut auf, während Antônio Naiara knuffte und vorwitzig sagte: »Warte nur, du kleines Miststück.« Sie wehrte sich, er packte sie und sie rauften miteinander.

Nivia mischte sich ein: »Wenn ich noch weiter geradeaus fahre, sind wir wirklich wieder auf der Promenade.« Antônio schaute auf und sagte: »Blöd, da hinten hätten wir links reinfahren müssen.«

»Kein Problem.« Nivia stoppte das Auto, schaltete das Warnblinklicht an, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr das kurze Stück Einbahnstraße zurück. Hinter ihnen hupte ein anderer Fahrer, aber Nivia, ganz die Diva, die sie sein konnte, zeigte ihm einen Vogel und setzte ihre Fahrt weiter fort. Dann bog sie in die Straße ein und fuhr geradeaus weiter. Kaum hatte sie Gas gegeben, sagte Antônio: »Stopp. Hier ist die Reise zu Ende«, und schaute nach rechts. Sie standen vor einem Hotel.

»Oh ho, was hat denn Antônio mit dir vor?«, freute sich laut Nivia und grinste verschmitzt. Naiara stimmte darauf ein: »Ja, Antônio, was hast du denn mit mir vor?« Doch bevor dieser etwas erwidern konnte, sprach sie begeistert: »Das ist so toll, egal was du vorhast, ich freue mich riesig darauf.«

Antônio sah Nivia an, zuckte mit den Schultern, grinste und sagte selbstzufrieden: »Siehst du, ich muss gar nix sagen.«

»Sei dir da mal nicht so sicher. Als du mich umarmt hast, hast du meine Kleider total verknittert, ob ich dir das verzeihen kann?«, antwortete Naiara mit einem überzogen spitzen Ton. Antônio machte einen flehenden Gesichtsausdruck und sprach: »Es tut mir soo leid, verzeih‘ mir, bitte, bitte«, und grinste dann Naiara an. Die gab ihm einen Klaps auf den Kopf: »Blödmann.« Er stieg aus, öffnete Naiaras Tür und half ihr beim Aussteigen. Sie verabschiedeten sich von Nivia, er nahm Naiara bei der Hand und ging mit ihr zum Hotel.

In der Lobby sagte Antônio freundlich: »Hallo, mein Name ist Feitinho. Für mich wurde ein

Doppelzimmer gebucht.« Der Portier wusste Bescheid und meinte, dass für sie ein Doppelzimmer Deluxe mit Meerblick gebucht worden sei und auch alle Formalitäten erledigt seien.

Total überwältigt bestaunte Naiara die luxuriöse Lobby des Hotels, schlang ihre Arme um Antônio und drückte sich fest an ihn.

Inzwischen hatte der Portier dem Hotelpagen herbeigewunken, der das wenige Gepäck nahm, eine Tüte mit Naiaras Klamotten, die sie zuerst getragen hatte, und beide auf ihr Zimmer geleitete. Er machte sie mit den Räumlichkeiten vertraut, und erklärte, dass es auf dem Dach eine Terrasse mit Swimmingpool und mit einem wunderbaren Ausblick auf die Umgebung gab; dass das Hotel eine Sauna und natürlich ein vorzügliches Restaurant hätte. Nachdem der Page das Zimmer verlassen hatte, stürzte sich Naiara, ohne einen Gedanke auf ihre teuren Klamotten zu verschwenden, auf Antônio und riss ihn mit, auf das große Doppelbett.

Tödlicher Samba

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