Читать книгу Tödlicher Samba - Jack Franklin - Страница 52

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Als Antônio wieder in der Rocinha war, hörte er, dass Reizhos Spitzel bestialisch ermordet wurde und dass Krieg bevorstand.

»Wir haben dich schon alle gesucht, wo warst du?«, fragte Mozart ihn.

»Unterwegs, hatte zu tun.«

»Der Dono will, dass jeder auf seinem Posten ist.«

»Bin ich ja jetzt.«

»An deiner Stelle würde ich zum Boss gehen und ihm Bescheid geben.«

»Sag‘ mal, bist du jetzt meine Mutter oder was; scheiß auf Reizho, den Typen lege ich sowieso irgendwann um.«

»Ich dachte nur, es ist besser, wenn er weiß, wo du bist.«

»Mann, Mozart, du gehst mir auf den Sack, wenn Reizho was will, wird er sich schon melden, da habe ich keine Sorge.«

»Wo warst du?!«, fragte der Dono gereizt, nachdem er Antônio zu sich gerufen hatte.

»Ich hatte was zu erledigen.«

»Was?!!«

»Das geht niemanden etwas an!«, gab Antônio ärgerlich zurück.

»Da täuscht du dich! Mich geht alles was an!! Jeder, der hier lebt, geht mich was an!! Und was er tut sowieso!!!«, brüllte Reizho ihn an.

Antônio sah ihn nur an und sagte nichts.

Der Dono brüllte wieder: »Jetzt rede!!!«

Antônio sah ihn weiter an.

Reizho wollte ihm eine Ohrfeige geben, aber er wehrt diese geschickt ab. Eine zweite Ohrfeige folgte, aber auch diese wehrte er ab. Frustriert schrie der Dono: »Du wirst ab heute Schmiere stehen, geh‘ hoch zu Filinto!! Hau‘ jetzt ab, sonst raste ich aus, ich will deine dumme Visage nicht mehr sehen!!«

Antônio ging.

Filinto hatte die schlechteste Stelle zu bewachen. Wenn jemand den Hügel erstürmen würde, würde er garantiert an dieser Stelle vorbeikommen.

»Hi, Feitinho, was machst du denn hier?«

»Ich soll euch hier verstärken.«

»Dann willkommen im Club der Todgeweihten.«

»So schlimm?«

»Wenn jemand einrückt, dann auf jeden Fall hier. Reizhos stinkendes Hirn hat sich das gut ausgedacht. Die, die er am wenigsten leiden kann, schickt er hierher. Die Gefahr draufzugehen, ist hier am größten«, antwortete Filinto.

»Ich habe schon gehört, dass du mit ihm Krach hattest.«

»Ja, weil sein Waffenlieferant, ein korrupter Cop, ein Schwachkopf und ein gieriges Schwein ist, habe ich ihn gewarnt. Der zockt Reizho ab und das habe ich ihm gesagt. Er ist total ausgerastet, weil ich mir anmaßen würde, über Dinge zu reden und nachzudenken, die mich nix angehen würden. Ich würde nur Unfrieden stiften. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass ich derjenige bin, der seit zehn Jahren die Waffen, die er einkauft, checkt und ihm sagt, ob sie ok sind. Er schrie dann nur, dass ich das wohl zehn Jahre zu lange gemacht hätte und ich Schmiere stehen soll. Der Typ spinnt!«, klärte ihn Filinto auf, hielt kurz inne und schaute einem Mädchen mit einem ultrakurzen Rock nach.

Antônio grinste und stupste ihn an, Filinto grinste zurück, machte ein Daumen-Hoch-Zeichen und sprach dann weiter: »Seit dem er eine Line nach der anderen zieht, verfault sein Hirn, man kann es schon riechen. Lange macht der sowieso nicht mehr. Langsam kann ihn keiner mehr leiden. Er brüllt eigentlich nur noch herum, außer wenn er fickt, aber nach dem Ficken brüllt er und zieht eine Line nach der anderen hoch. Und jetzt kommt auch noch der Scheiß mit diesem Politiker, den er umlegen ließ. Jetzt schwappt die Kacke über. Seinem Spitzel haben sie ja schon massakriert.«

»Echt, der hat einen Politiker umlegen lassen?« fragte Antônio erstaunt.

»Ja, Mann, ich habe es selbst gehört. Anscheinend hat er sich bei den ganz Großen unbeliebt gemacht und die wollten in die Rocinha einrücken. Sie wollten ihn und seine Gang, also uns, umlegen, den Laden übernehmen und einen anderen Reizhos Job geben. Sein Spitzel hat ihm das erzählt. Also ließ er den Typen umbringen, der die Polizeiaktion angeordnet hat. Wahrscheinlich hat er gedacht, der Kerl wäre der Drahtzieher, aber der war auch nur eine Marionette und nun hat er den Scheiß. Der schwimmt in seiner Kacke und irgendwann wird er sie saufen müssen.«

»Ich habe vorhin meinen Anschiss bekommen, weil ich ein paar Tage unterwegs war und ihm nicht gesagt habe, wo und was ich getan habe. Er hat dann geschrien, dass ihn alles was angehen würde und wollte mich ohrfeigen. Die Schläge habe ich aber abgeblockt und er hat erst mal blöd geglotzt. Dann hat er wieder geschrien, ich solle mich zu dir verpissen«, sagte Antônio belustigt.

»Apropos pissen. Der Alte stinkt echt nach Pisse. Das ist nicht sein Hirn das stinkt«, warf Filinto nachsinnend ein, »obwohl, wenn ich genau drüber nachdenke, stinkt das bestimmt auch. Aber das wirklich Penetrante ist der Pisse-Gestank. Irgendwie dünstet sein Körper einen üblen Geruch aus. Das umwabert ihn wie eine Wolke. Der zieht schon die Fliegen an«, stellte er lachend fest. »Voll geil, wenn er brüllt, dann scheucht er sie auf, aber sobald er sich beruhigt, landen sie wieder auf ihm. Musst du mal beobachten, das sind so ganz kleine Fliegen, die sieht man kaum«, kicherte er. »Ich wollte ihm schon sagen: ›Alter Mann, du stinkst nach Pisse!‹«

Beide lachten aus vollem Hals.

Als sie sich wieder ein wenig gefasst hatten, erzählte Filinto weiter: »Aber ich denke, dann hätte er versucht mich auf der Stelle zu erschießen. Doch da hätte er keine Chance, ich wäre schneller gewesen. Mozart hat mir ein paar Tricks beigebracht«, erklärte er. »Der ist der Hammer. Ich kenne keinen, der die Knarre schneller zieht, als er. Hab‘ ihn gesehen, wie er geübt hat und da habe ich ihn sofort abgesprochen. Ich treffe zwar sehr gut, aber mit dem Ziehen hatte ich echt meine Probleme. Er hat mir dann ein paar Tipps gegeben«, lobte er.

Antônio nickte zustimmend und klärte seinen Gesprächspartner auf, dass er selbst von Mozart das Schießen gelernt hatte. »Ja, denke ich mir, ihr seid ja auch Kumpels«, antwortete Filinto und brachte dann das Gespräch auf einen anderen Punkt: »Weißt du, mich wundert sowieso, dass man beim Chef einfach so mit Knarre ‘reinspazieren kann. Er hat zwar seine Bodyguards ‘rumstehen, aber die sind auch nicht die Besten. Musst mal beobachten, die haben nix zu tun und sind total gelangweilt. Würde mich nicht überraschen, wenn die einen Anschlag auf den Boss glatt verpennen würden. Ich würde jeden durchsuchen und ihm seine Knarre abnehmen lassen.«

»Stimmt, hab‘ ich auch schon beobachtet. Andererseits spinnt Reizho nicht nur, sondern ist auch ziemlich dumm und überheblich. Er sagt ja immer, er wäre der Herrgott und niemand kann ihm was. Neulich hat er Vierauge, den armen Kerl, angebrüllt: ›Ihr wollt mich doch alle ficken! Aber vorher ficke ich euch! Ihr wollt, dass ich verrecke! Aber ich werde jeden Einzelnen von euch überleben! Ich werde nie verrecken!‹«

»Echt, ist er schon soweit?«

»Ja, und wenn der den Conselheiro nicht hätte, wäre er schon längst irgendwo verscharrt worden. Aber das mit den Fliegen muss ich mal beobachten.«

Beide brachen wieder in schallendes Gelächter aus.

Tödlicher Samba

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