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Mike war gerade mit seinem morgendlichen Sportprogramm fertig, als er die Nachricht von einem E3-Meeting auf seinem Handy las.

Emergency Meetings waren in der Abteilung eher selten. Sie wurden in drei Kategorien unterteilt. E1 Meetings waren von absoluter Top-Priorität. Jeder, der eine solche Einladung bekam, musste unverzüglich alles stehen und liegen lassen und sich in der Abteilung einfinden. Der Grund für ein solches Meeting konnte ein entweder schon verübter oder unmittelbar bevorstehender Terroranschlag in den USA sein. E2-Meetings waren von ähnlicher Natur, wobei es sich dann aber nur um einen kleineren Fisch handeln würde oder es zeitlich nicht so dringend schien. In einem E3-Meeting wurde meistens eine drohende Terrorgefahr analysiert. Das Ergebnis wurde gerne als Entscheidungsgrundlage für die Anhebung der nationalen Terrorwarnstufe genommen. Die Anhebung auf Status „Orange“ oder „Rot“ wurde immer vorher von der Anti Terror Abteilung erörtert und dann an Homeland Security kommuniziert.

Das Meeting sollte um zwei Uhr stattfinden. Also hatte Mike noch ausreichend Zeit sich zu duschen, ein paar Vorbereitungen zu treffen und mit Amanda noch zum Mittagessen zu gehen. Seit ihrer Beförderung hatte sie sich fast nicht mehr beim Mittagessen blicken lassen. Anscheinend gab es viel zu tun. Daher war es die Idee von Mike, sie einzuladen.

Mike entschied sich für eine Lasagne. Amanda lud sich einen Taco Salat auf das Tablett. Am Fenster war noch ein Tisch frei, an den sich die beiden setzten.

„Weißt du um was es heute Nachmittag geht?“, fragte Mike neugierig.

„Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber wir haben ein anormales Verhalten kommunikativer Natur aufgefangen.“

„Du sprichst gerne in Rätseln, oder? Habt ihr eine Nachricht aufgeschnappt?“

„Wirst du dann schon sehen“, grinste Amanda. Ihr schien es zu gefallen, Mike etwas zappeln zu lassen. Um aber nicht zu viel zu verraten, wechselte sie das Thema. Sie erzählte von ihrem letzten Urlaub in Florida. Dort war sie mit einer Freundin in den Sümpfen unterwegs gewesen. Die beiden hatten sich ein Paddelboot gemietet und drei Tage im Sumpf verbracht. Übernachtet hatten sie auf Stelzen gebauten Plattformen. Alligatoren und Schlangen konnten sie so im Schlaf nicht stören. Den Moskitos waren die Stelzen aber egal. Amanda erzählte, sie hätte noch nie so viele Stiche gehabt. Aber es hatte sich gelohnt. Die Ruhe und Einsamkeit wären phänomenal gewesen. An den Strand gehen konnte ja jeder.

Um Punkt zwei Uhr betrat Peter Haynes den vollbesetzten Meetingraum. Mike und Amanda saßen neben Tom und Jake. Tom, ein ehemaliger Agent, war inzwischen ein enger Berater von Peter. Er trug jeden Tag Anzug und Krawatte, selbst an dem normalerweise jeanspflichtigen Casual-Friday. Seine kurzen Haare gelte er sich nach hinten. Sein schlankes und top gepflegtes Gesicht unterstrich seinen athletischen Körperbau.

Jake gab einen guten Kontrast ab. Er war zwei Köpfe kleiner und hatte ein gut genährtes pausbäckiges Gesicht. Seine Augen wirkten wie zwei Sehschlitze. Fast hätte man meinen können, Jake wäre asiatischen Ursprungs. Seine Stoppelhaare ragten ungepflegt in den Himmel und man musste Jake gar nicht genau anschauen, um seine schlecht rasierten Barthaare zählen zu können. Äußerlich gaben die beiden ein lustiges Paar ab.

„Gentlemen, Amanda hat in den letzten Tagen und Wochen einen äußerst guten Job gemacht“, eröffnete Peter das Meeting.

„Es gab einige beunruhigende Aufzeichnungen. Amanda, deinen Bericht bitte.“

„Danke für die Lorbeeren, Peter.“ Amanda stand auf und begab sich zu der überdimensionalen Amerikakarte an der Wand.

„Bei unseren Routinemitschnitten im amerikanischen Raum gab es vor drei Wochen eine stark verschlüsselte Kommunikation. So etwas ist im Handynetz sehr selten. Und wir können dort unsere Trojaner nicht zum Einsatz bringen und das Gespräch entschlüsseln.“

„Sind verschlüsselte Handygespräche nicht an der Tagesordnung?“, fragte Tom mit zynischer Miene.

„Normal verschlüsselte ja, aber bei diesem gab es eine Kombination von Hardware und GPS Verschlüsselung. Mit anderen Worten, die Wabe beziehungsweise die Zelle aus denen die Handys funkten, kann nicht weiter lokalisiert werden. Eine solch aufwändige Methode wurde bisher noch nie im Privatnetz der Vereinigten Staaten mitgeschnitten.

Vor drei Tagen gab es wieder eine solche Verbindung. Diesmal deutlich kürzer. Die Jungs sind extrem vorsichtig. Beim ersten Gespräch wussten sie, dass wir unvorbereitet waren. Ganz klar, dass wir einen zusätzlichen Sniffer installierten, der sich nur auf diese Kommunikation konzentrieren sollte. Durch die Kürze des Telefonates konnten wir jedoch fast nichts abfangen. Einen Teilerfolg können wir aber verbuchen. Eine Wabe des Gesprächspartners muss sich nördlich von San Fransisco befunden haben.“

Peter meldete sich zu Wort. „Ok, in dem Einzugsgebiet befinden sich Millionen Menschen und wir müssen davon ausgehen, dass die Zielperson nicht in seinem Wohnzimmer telefoniert hat. Daher habe ich Jake gebeten eine Liste von den momentan Top Verdächtigen im Großraum SFO zu erstellen. Jake, bitte.“

„Insgesamt haben wir nahezu 20 Personen, die in den näheren Kreis kommen. Wie Peter vorhin angedeutet hat, kann es auch gut sein, dass die Zielperson mit einem Flugzeug oder dem Auto von sehr viel weiter hergekommen ist. Dann würde die Liste ins Unendliche gehen. Beschränke ich mich allerdings nur auf Downtown dann hätten wir fünf übrig.“

Tom wurden die Spekulationen von Jake zu bunt. „Mit anderen Worten bis jetzt haben wir nichts in der Hand. Können wir uns noch besser auf eine erneute Kommunikation vorbereiten? Zusätzliche Rechenleistung beantragen oder einen Kryptologen zu Rate ziehen?“

„Das habe ich bereits“, konterte Amanda. „Sollten die Kerle noch einmal kommunizieren, kann ich binnen Sekunden auf die Mainframes vom FBI zugreifen, etwa 5.000 Prozessoren der neuesten Technik.“

„Das ist schon mal ein Anfang. Peter, wenn ich in meiner Funktion als Berater tätig werden darf?“ Tom sah Peter fragend an, ein kurzes Nicken und eine Handgeste ließen Tom fortfahren.

„Ich meine, wir tappen noch extrem im Dunklen. Sollten wir die Verdächtigen beschatten, hätten wir im Handumdrehen alle unsere Top-Leute verbraten. Das sind Profis, schaut euch alleine mal die Hardware an, die die einsetzen. Wenn wir die Kerle mit einem normalen Polizisten beschatten lassen, riechen die sofort Lunte. Selbst wenn wir alle verfügbaren Experten einsetzen würden, wären die Chancen den richtigen zu beschatten gering.

Ich würde vorschlagen, dass sich unsere Top-Leute dahinter klemmen. Die sollen möglichst viele Zusammenhänge erschließen. Ich würde auch abraten, von der momentan aktiven gelben Terrorwarnstufe auf orange zu wechseln. Das würde die Brüder nur alarmieren und noch vorsichtiger werden lassen. Was unsere Arbeit extrem erschweren würde. Darüber hinaus wissen wir gar nicht, ob es sich wirklich um einen terroristischen Hintergrund handelt.“

Peter sah ins Leere, als er den Ausführungen von Tom zuhörte. Nach einer kurzen Pause hob sich sein Kopf und er begann zu nicken.

„Ich stimme dir zu, Tom. Wir sollten in dieser frühen Phase möglichst viele Informationen zusammentrommeln.

Amanda, ich will, dass du beim nächsten Kommunikationsaufbau so viel wie möglich in Erfahrung bringst. An welchen Orten könnten sich die beiden befinden, gibt es irgendwelche technischen Zusammenhänge wie Intervalle oder schaffen wir es sogar Inhalte des Gespräches zu entschlüsseln?

Jake, du versuchst die bereits vorhandenen Telefonate irgendwie zu entschlüsseln. Finde am besten einen Schlüssel den die beiden benutzen. Unterstütze Amanda wo immer sie Hilfe braucht.“

Die Wortwahl ließ Jake an vieles denken, wo er Amanda behilflich sein könnte, aber mit der Arbeit hatte das alles nichts zu tun.

„Mike, du nutzt Deine Beziehungen aus. Ich will von allen Einheiten im ganzen Land wissen, ob Waffen, Gerätschaften, Krankheitserreger, chemische oder atomare Stoffe vermisst werden. Frage diskret bei allen unseren Bündnispartnern nach, ob bei denen solche Vorfälle auftraten. Checke mit dem Zoll und unserer Mutterabteilung ob es Auffälligkeiten an den Grenzen gab. Kontaktiere alle ausländischen Behörden ob es ungewöhnliches Reiseverhalten von ihren Verdächtigen gibt. Das gilt natürlich auch für alle inländischen Behörden.

Ihr alle habt drei Tage Zeit. Dann treffen wir uns wieder. Und bis dahin will ich Ergebnisse. Verstanden?“

Alle Beteiligten nickten fleißig. Peter war an sich ein sehr gemütlicher Mensch. Aber wenn es um seine Abteilung und sein Land ging, konnte er seine Führungsposition eindrucksvoll untermauern. Keiner im Raum würde dies in Frage stellen.

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