Читать книгу 7/4 - Jack Timber - Страница 9
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Оглавление„Die zweite Zielperson war etwas schwieriger auszumachen. Unsere Vorarbeiten brachten mich in einen Ort namens Doshi. Ich verbrachte eine Woche in unterschiedlichen Herbergen und Kneipen, bis ich endlich auf eine heiße Spur gestoßen bin. Ein Restaurantbesitzer konnte mich mit einem seiner Brüder bekannt machen. Dieser war Mitglied eines Stammes, der ebenfalls ein großes Mohnfeld kontrolliert.
Ich kam mit nahezu derselben Taktik zum Erfolg. Der dortige Warload, der den ganzen Bezirk kontrolliert, war etwas schwerer zu überzeugen. Er wollte mir die Zahlen nicht abnehmen und argwöhnte, ich würde ihm einen Killervirus für seine Pflanzen andrehen wollen. Nur mit einer noch sorgfältiger ausgewählten Probepackung konnte ich ihn schließlich locken. Er wollte es zuerst auf einem sehr entlegenen Platz ausprobieren. Mir konnte dies natürlich nur recht sein. Da der Bursche aber sehr vorsichtig war, hatte ich keine Chance ihm eine X4 unterzujubeln. Hätte ich das versucht, könnte ich jetzt nicht mehr vor euch stehen.
Als Teilerfolg würde ich diesen Einsatz allerdings schon bezeichnen. Die zwei X4 konnte ich am Eingang an zwei Mützen anbringen. Da sie nicht vollkommen versifft schienen, habe ich wohl nicht die der Landwirte erwischt, sondern schon die, von zwei Leuten, die etwas Geld und somit auch etwas zu sagen hatten. Ob sie allerdings in Verbindung mit einer Terrororganisation stehen, wird sich erst zeigen.“
„Das ist mir persönlich auch lieber wenn du im richtigen Moment deinen Verstand walten lässt und nicht sinnlos dein Leben riskierst.“ Mike war nicht von Peters Fürsorge überrascht, er kannte ihn schon seit ein paar Jahren. Für Peter war die Heimkehr seiner Agenten lebendig und nicht im Sarg das wichtigste. Kein Auftrag konnte so wichtig sein, dass es sich lohnen würde, das Leben seiner Männer aufs Spiel zu setzen.
„Aber ich habe auch noch eine gute Nachricht. Der dritte Warload, den ich ungefähr zwei Wochen später besucht habe, war ein leicht zu überredender Mann. Vielleicht lag es auch an meinem Paschtu. Inzwischen hatte sich mein Dialekt doch stark an die lokalen Gegebenheiten angepasst.
Ich traf den Mann direkt in Jalalabad, einer größeren Stadt nahe der Haupstadt Kabul. Nach dem Deal ließ er es sich nicht nehmen, mich zu einem Drink einzuladen. Glücklicherweise hatte ich vorher etwas von Nero eingenommen.“
„Nero? Was zur Hölle ist das denn?
„Sorry Amanda. Nero ist eine von uns hergestellte Substanz, die verhindert, dass der Alkohol seine Bahnen in unser Gehirn findet. Chemisch natürlich nicht so simpel zu erklären. Den Namen Nero hat sie bekommen, als ein Chemiker im Spaß meinte, wenn sich der römische Kaiser das Zeug vorher reingezogen hätte, hätte Rom bestimmt nicht gebrannt. Keiner hatte dem Chemiker gesagt, dass Nero absichtlich die Stadt angezündet hatte. Was zur Namensgebung allerdings nur beitrug.
So konnte ich deutlich besser bei Verstand bleiben. Im Gegensatz zu meinen neuen Saufkumpanen. Ich glaube so gut und präzise habe ich die beiden X4 noch nie versteckt.“
Peter war sichtlich entzückt über den Ausgang des Einsatzes. „Klasse. Dafür spendiere ich dir eine Flasche Whiskey deiner Wahl. Die darfst du dann auch ohne Nero genießen.
In der Zwischenzeit haben wir das erste Signalpaket von zwei X4s bekommen. Bisher sind die Daten zwar noch ohne großen Nutzen, da die beiden Bewegungsprofile keine Auffälligkeiten zeigen. Ich denke aber sobald wir ein oder noch besser zwei weitere Pakete erhalten, wird sich die Lage verbessern.“
„Zumindest mal keine schlechten Nachrichten. Nach meinen Berechnungen müssten die nächsten Pakete im Lauf der Woche eintreffen.
Wenn es von Eurer Seite keine weiteren Fragen mehr gibt, würde ich mich wieder in mein Büro begeben. Nach der langen Abstinenz vom Tagesgeschäft habe ich etwas Nachholbedarf.“
„Passt Mike. Amanda, hast du noch Fragen?“
„Nein, auch von meiner Seite ist alles geklärt.“ Amanda hatte den Brocken mit der Beförderung noch immer nicht ganz verdaut. Sicherlich freute es sie und eine Gehaltserhöhung war nie verkehrt, aber an die zunehmende Verantwortung musste sie sich noch gewöhnen.
Als Mike an seinem Computer eintraf, rief er zuerst den internen Übungs- und Fortbildungskalender auf. Wann immer Zeit war, wurde jedem Agenten nahegelegt bei möglichst vielen Schulungen teilzunehmen. Morgen stand das wöchentliche Schießen auf dem Plan. Diesmal mit einem amerikanischen Maschinengewehr, einer deutschen Uzi und einer Glock. Fast jede Woche kam eine neue Waffe zum Üben dazu. Die Sonderabteilung beschafft sie sich aus allen Teilen der Welt. Ihre Agenten sollten idealerweise alle Waffen der Welt kennen und bedienen können. Auf diese dreistündige Ausbildung freute sich Mike schon. Er liebte es seine Fähigkeiten am Schießstand unter Beweis zu stellen und er schoss viel lieber mit echten Waffen. Seit neuem gab es auch Schießsimulatoren in der Abteilung. Aber der Rückstoß und das exakte Verhalten ließen sich nur bedingt realisieren. Dann doch lieber mit einer echten Waffe auf echte Ziele schießen. Diese hatten dann entweder schöne Einschusslöcher oder wurden in Millionen Teile pulverisiert. Im Simulator gab es nur ein grünes oder ein rotes Lämpchen, dass über den Trefferfolg Auskunft gab.
Am Freitag stand ebenfalls ein Highlight auf dem Plan. Nahkampfausbildung. In der Regel hieß das, seinem Gegenüber ohne eine Waffe zur Strecke zu bringen. Das Interessante an der Sache aber war, dass dem Gegner alle Waffen erlaubt waren. Keine faire Sache auf den ersten Blick. Aber nur auf den ersten Blick. Sah man sich die Nahkämpfe an, tat einem eher der vollbewaffnete Gegner leid, der von den Feldagenten angegriffen wurde.
Für heute stand nicht mehr allzu viel auf dem Programm. In Mikes Postfach hatten sich etliche Emails angesammelt. Auch Top-Agenten blieben nach ihrer Rückkehr aus dem Urlaub oder vom Einsatz nicht von der Emailflut verschont. Einige ließen sich schnell bearbeiten, bei anderen las sich Mike durch seitenlange Berichte von anderen Einsätzen. Das Prinzip der Abteilung sah vor, dass die Top Agenten Zugriff auf alle Einsätze hatten. Best Practice Sharing hatte Peter zu ihm gesagt, als er ihm diese Methode erklärte. Wieder eines dieser Wörter. Aber auch Fehler wurden gnadenlos aufgedeckt. Aus Fehlern lernte man am meisten, das wusste auch die Chefetage der Abteilung. Wobei Fehler eher die Ausnahme waren. Es war schon lange her, dass ein Agent im Einsatz einen wirklichen Fehler begangen hatte. Daher war es umso wichtiger, sich diese wenigen zu verinnerlichen. Einem Schnitzer im Einsatz folgte mit allergrößter Wahrscheinlichkeit der Tod. Ein einsamer Heldentod, ohne Sterbeanzeigen in der Zeitung, ohne eine Information an die Hinterbliebenen, kein Grab, gar nichts. Das einzige was auf das Ableben deutete, war ein Vermerk in der Personalkate; „M.I.A.“, Missing in Action.
Selbstverständlich wurden die Namen und Orte anonymisiert bevor die Berichte an die Agenten weitergegeben wurden. Die Gefahr, dass ein Maulwurf die Daten aus der Abteilung schleuste, konnte nicht ausgeschlossen werden. Oder ein Agent wurde vom Feind gefangen genommen und gefoltert. Sollte es dem Feind gelingen ihn zu brechen, wären auf einen Schlag alle anderen Agenten in Lebensgefahr. Ein weiteres Prinzip der Abteilung. Man musste nicht alles wissen, sondern nur das, was für seine Arbeit wichtig war.
Mike sichtete noch ein paar Mails, entschloss sich dann seinen ersten Arbeitstag bald ausklingen zu lassen. Er rief einen seiner wenigen Kumpels an und fragte ihn ob er nicht ein Bier mit ihm in der Sportskneipe trinken wolle. Der war einem Bier und einem netten Plausch niemals abgeneigt, also verabredeten sie sich um sieben Uhr im Rocket Wings Pub. Mike konnte es kaum erwarten, die leckeren Chicken Wings der Bar waren eine Legende. Ein kühles Blondes würde den Abend mit seinem Kumpel perfekt machen.