Читать книгу 7/4 - Jack Timber - Страница 5
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ОглавлениеDer Wagen von Mike fuhr gerade den ersten Security Posten an, als das Radio eines seiner Lieblingslieder anstimmte. „Hotel California“ von den Eagles. Mike trommelte mit den Fingern rhythmisch auf dem Lenkrad. Mit einem Knopfdruck ließ er die Fahrerfensterscheibe herunter und zeigte dem Wachmann seinen Ausweis. Gut gelaunt durch die musikalische Untermalung fragte er ihn: „Wie geht’s Ihnen, David?“ Er las dabei dessen Vornamen vom Namensschild ab. Mike sprach gerne die Leute mit Namen an. David antwortete mit einem knurrendem aber höflichem „Sehr gut, Ihnen auch?“ Der Stimmlage nach zu urteilen handelte es sich aber nur um eine oberflächliche Routineantwort.
„Könnte nicht besser sein. Die Sonne scheint, die Musik ist klasse, jetzt fehlt nur noch ein freier Tag“.
Mike wusste, dass in diesem Moment ein Foto von ihm gemacht wurde. Es wurde benutzt, zum einen um den Personenverkehr zu dokumentieren, zum anderen um das Gesicht mit den biometrischen Daten im System abzugleichen. Er verkniff es sich nie, am Eingang immer übertrieben freundlich in die Kamera zu grinsen. Er wartete auf den Tag, an dem die Security mal zu ihm sagte, wenn er so weitermachte, könne er mit den Backenzähnen die Ohren massieren.
Nach wenigen Momenten gab ihm David seinen Ausweis zurück.
„Alles klar. Sie können passieren. Einen schönen Tag noch, Mr. Stevens.“
„Danke David, Ihnen ebenfalls.“
Mike steuerte den Wagen auf den Parkplatz und musste feststellen, dass sich in seiner Abwesenheit einiges geändert hatte. Sämtliche Parkplätze verfügten nun über eine durchgängige Überdachung, auf denen Sonnenkollektoren angebracht waren. Etwas verblüfft parkte er den Wagen, freute sich aber schon darauf wenn er am Abend, nicht in ein völlig überhitztes Auto steigen musste. Der Eingang des Gebäudes war in wenigen Minuten zu erreichen. An einem kleinen See war ein Raucherpavillon aufgestellt. Wenigstens hier war noch alles beim Alten geblieben. Im Pavillon stand Carlos, einer von Mikes Kollegen. Carlos war ein Kettenraucher wie er im Buche steht. Wenn er zum Rauchen nach draußen ging, steckte er sich immer drei Zigaretten hintereinander an. Das hielt dann für ungefähr eine Stunde an. Dann wieder drei Zigaretten, mindestens. Aber Carlos war auch ein begabtes Genie in Sachen Computernetzwerke. Er konnte sich in fast jedes Netzwerk hacken. Er war fast süchtig nach dem Moment, wenn er erfolgreich ein Netz penetrierte. Solche Leute konnten hier gebraucht werden. Schade eigentlich, wenn sie frühzeitig an Lungenkrebs starben, aber das war ein anderes Thema.
„Carlos, schön dich noch unter den Lebenden zu sehen. Mein Ratschlag das Rauchen aufzuhören, scheint ja noch nicht gefruchtet zu haben.“
„Du musst gerade reden. Ich glaube, es ist gesünder drei Schachteln am Tag zu quarzen, als sich monatelang in die Höhle des Löwen zu begeben.“
Der Vergleich hatte was. Mike gefiel die spontane Art von Carlos. Immer einen Spruch auf Lager. Carlos war mit seinen Einmetersiebzig etwas kleiner als Mike. Sein volles Gesicht und die ungepflegte Haut deuteten auf eine ebenfalls nicht gerade gesunde Lebensweise hin. In sämtlichen Fast Food Filialen seiner Wohngegend kannte man ihn und schätze ihn als treuen Kunden. Die mexikanischen Wurzeln seiner Eltern sah man an seiner etwas dunkleren Hautfarbe. Der Dreitagebart rundete das Klischee ab.
„Wo hast du dich denn eigentlich genau herumgetrieben?“, wollte Carlos wissen.
„Das weißt du doch. Wenn ich dir mehr erzählen würde, müsste ich dich erschießen.“
„Komm sag schon, ich kann schweigen wie ein Grab. Auch ohne erschossen zu werden.“ Carlos setzte ein breites Grinsen auf, so dass man seine zwei goldenen Zähne erkennen konnte.
Carlos ließ nicht locker. „Hast du deine arabischen Kenntnisse auf Vordermann gebracht?“
Mike musste sich an eine herrlich komische Szene erinnern. Er ging mit Carlos in ein persisches Restaurant und brachte ihm vorher ein paar Wörter bei. Mike sagte ihm „Das sieht sehr gut aus“ hieße „Balla biaram“. Als der Kellner den beiden das Essen auf den Tisch stellte, wollte Carlos mit seinem neu gelernten Satz punkten. Der Kellner lief rot an und Mike sagt zum Kellner etwas was die Situation entschärfte. Carlos‘ Worte hießen übersetzt nämlich „Soll ich kotzen?“. Mike meinte zum Kellner, Carlos lernte gerade die wundervolle Sprache, habe sich aber wohl in der Aussprache vertan und gemeint „das sieht sehr lecker aus“ was etwas ähnlich klang. Das gleiche sagte er auch zu Carlos. Innerlich wäre Mike fast geplatzt und musste ein Lachen unterdrücken.
„Tja, Carlos, da kann ich dir nur eins sagen: Ta farda.“ Mike gab Carlos noch ein Klaps auf die Schulter, drehte sich um und ging in das Gebäude.
Carlos sah Mike noch kurz hinterher, rauchte die Zigarette fertig und entschloss sich eine vierte anzustecken. Sagt der doch „bis morgen“ zu mir, dachte er. An die Übersetzung dieses Satzes konnte er sich nämlich noch erinnern. Der war bestimmt irgendwo im Iran.
Mike verschwand in einem unauffälligen Gebäude. Gleich würde er die zweite Sicherheitsschleuse passieren. Von außen sah man nur einen zweistöckigen Komplex. Was sich allerdings im Boden befand, blieb jedem Beobachter verborgen: Fünf Etagen im Keller, jede vollgepackt mit Technik und Mitarbeitern der wohl geheimsten Abteilung von Homeland Security. Am Rande eines etwas weiter entfernten Ortes von Los Angeles. Obwohl man für amerikanische Verhältnissen vielleicht sogar noch das Wort Vorort benutzen könnte. Das Areal war mit einem unauffälligen Zaun umgeben. Kleinste Kameras, Bewegungs- und Drucksensoren, sowie unsichtbare Lasergitter ließen nicht einmal eine Maus unbemerkt näher kommen.
Die Anti Terror Abteilung bekam ihre Aufträge in der Regel vom obersten Management von Homeland Security. Von ihrer Existenz wussten nur die wenigsten. Nicht einmal der Präsident der Vereinigten Staaten wusste von deren Existenz, geschweige denn von einem Mitarbeiter.
Zumindest noch nicht. Das sollte sich in wenigen Monaten ändern. Bald würde er in direkten Kontakt mit der Abteilung stehen und Befehle geben.
Die Abteilung kam dann ins Spiel wenn bei allen anderen Organisationen, wie das FBI oder der CIA, selbst die besten Männer nicht mehr weiter wussten. Oder wenn rechtliche Aspekte im Wege standen. In der Regel arbeiteten die Kollegen im Inland und überwachten verdächtige Zielpersonen. Aber auch ausländische Einsätze werden von ihr durchgeführt. So wie gerade bei Mike.
Im Ernstfall war es auch diese Abteilung, die, nach dem Präsidenten, das Sagen hatte. Sämtliche Kommunikation und Koordination aller Kräfte würden dann von ihr geregelt. Bisher war dieser Fall seit ihrer Gründung im Jahr 2002 nicht eingetreten. Auch dies sollte sich in wenigen Monaten ändern.