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Kapitel 15

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Wir bestellten beide unser Frühstück, während ich beeindruckt auf die Sitzplatte von Meyers starrte. Konnte diese Platte wirklich diesen fetten Sack tragen? Ich stellte mir vor, wie sich das Magnetfeld gegen die Erdanziehungskraft eines 1,70 Meter großen und vielleicht 120 Kilo schweren Meyers stemmte. Es war nicht leicht für die physikalischen Kräfte, aber das Magnetfeld schien tatsächlich zu gewinnen. Zumindest im Moment! Sein Arsch schwebte einen halben Meter über dem Boden. Das Frühstück hier drinnen schmeckte wie immer vorzüglich. Nach drei Wochen im Hospital waren meine Werte wohl auch wieder so gut, dass ich alles bestellen konnte, ohne Einbußen oder Restriktionen befürchten zu müssen. Wir schlangen beide unser Frühstück hinunter, als uns ein lauter Aufschrei unterbrach. „Corner, Meyers! Ich glaub es ja nicht, euch hier zu sehen. Was hat euch denn hier her verschlagen?“ Es war Malman. Seine zotteligen, langen, schwarzbraunen Haare hingen freudlos über seinem braunen, leicht geröteten Gesicht. Malman wurde von Edwards vor ungefähr zwei Jahren so getauft. Er fand auf Edwards Messenger ein Malware Programm, das die Gesprächsdaten an einen Dritten weiterleiten konnte. Zum Dank bekam er von Meyers diesen Namen, den wir bis heute pflegten. Malman war eine Erscheinung, fast zwei Meter groß und genauso breit. Er gehörte zu der Handvoll Männern in Hamlin, die sich intensiv mit ihrem Körper auseinandersetzten. Er ging in eines der letzten Gyms hier in der Stadt, es war seine Berufung. Über ihn kannte Meyers auch Soor, den Türsteher des Xpierence. Der Unterschied zwischen beiden bestand darin, dass Soor einige Zentimeter größer war, Malman aber dafür noch ein paar Kilo schwerer und breiter. Er war rein optisch eigentlich das Gegenteil eines IT Verantwortlichen, aber mit seiner Statur würde er zu keinem seriösen Job passen. Hinter seiner etwas dümmlich anmutenden Erscheinung steckte aber eines der verrücktesten Computerhirne dieser Stadt. Malman war ein IT Gott, er kannte jeden Kniff. Sein Gehirn war absolut rational und seine Aussagen knapp und exakt, ähnlich einer Maschine. Seine Denkansätze und Thesen, die er aufstellte, waren oftmals brillant und entsprangen einer nicht alltäglichen Sicht der Dinge. Dieser Mann war das, was man sich in einer guten Diskussion wünschte. „Malman, scheiße nochmal, du hier? Willst du den Laden leer fressen, um diese Zeit?“ „James, Kleiner, ich habe das mit deiner Schlägerei gehört, klingt wirklich schlimm.“ Er klopfte mir auf die Schulter, drückte kurz Edward und schob sich ein kleines Quadrat unter den Arsch, auf das er sich kurzerhand fallen ließ. Mir war das unerklärlich. Ein noch schwererer Brocken schwebte hier frei über dem Boden, unglaublich. Ich war mir sicher, dass die Technik bei diesem Kerl versagen musste, aber sie tat es nicht. Zu gerne hätte ich gesehen, wie einer dieser dicken Ärsche zu Boden geglitten wäre. Meyers eröffnete eine Diskussion, während Malman sich kurzerhand ein zweites Frühstück am Morgen bestellte. „Hört zu, Leute, jetzt sagt mir doch einer von euch, was ihr von der Geschichte mit den Alten haltet? Was denkt ihr, steckt dahinter?“, fragte Meyers. „Meyers, meine Antwort ist klar, ich trau der Sache nicht, ich glaube hier nicht an einen Virus oder biologischen Hintergrund, für mich sieht das wie ein ungeplanter Zwischenfall in einem Experiment aus“, sagte ich. „James, ich wusste gar nicht, dass du so ein Verschwörungstheoretiker bist! Ich gebe dir einen weiteren Ansatz für deine Theorie. Es steckt Noky Cell Phone dahinter und zwar deren neue Technologie, an deren Kampagne du gearbeitet hast. Sie bemerkten es und stellten alles sofort ein, um es nun zu vertuschen.“ Malman lachte. „Kein schlechter Ansatz! Und nun versuchen sie, alle Beteiligten zu töten oder besser noch, zahlen dafür, dass die Mitarbeiter von Pilot, die beteiligt waren, in unbedeutende Unterhosenwerbung versetzt werden, wie findet ihr das?“, rief Meyers. „Genial!“, lachte Malman. „Arsch“, war meine Antwort auf den Scheiß von Meyers. Die Theorie machte allerdings Sinn, steckte wirklich die neueste Forschungsarbeit von Noky dahinter? Es war eine Möglichkeit.

„Leute, aber so abwegig ist diese Theorie nicht, lasst uns das doch mal näher untersuchen. Ich meine, wir haben doch nicht viel zu verlieren? Und obendrein wäre es eine spannende Sache. Malman, du könntest doch die Korrespondenz zwischen Noky und Pilot filtrieren. Die zwischen den beteiligten Vorständen und Forschungsabteilungen.“, überlegte ich. „Du bist wohl total durch den Wind? Weißt du, was du da vor hast? Nicht nur, dass wir alle unseren Job verlieren. Daten zu stehlen, und das machen wir definitiv in diesem Fall, bringt uns direkt für ein paar Jahre auf die Prison-Isle. Das ist mir zu heiß!“, protestierte Malman. „Malman hat Recht, Corner, mir ist das auch zu gefährlich, ich liebe meinen Job, und ich scheiß drauf, wer dahinter steckt. Völlig egal, darüber können wir sprechen, wenn wir so alt sind, dass wir selbst abdrehen. Dann bin ich in Rente. Und ob ich dann verrückt werde und dir dein Herz ausreißen und fressen will oder auf der Prison-Isle sitze, ist mir dann eigentlich egal. Lass uns deinen Vorschlag einfach dreißig Jahre verschieben, okay?“, sagte Meyers. „Denkt darüber nach, wir könnten einen der größten Skandale unserer Zeit aufdecken!“, verteidigte ich meine Idee. „Unter der Prämisse, dass diese Theorie stimmt. Andernfalls verlieren wir sowieso. Dann gehen wir als drei Verrückte in einem zweitklassigen Blog unter, mit der Überschrift Vorbei mit dem Heldentum. Zwei Werbefutzies und ein IT Trottel retten die Welt vor einer Katastrophe!“, spottete Meyers.

„Denkt darüber nach, ich glaube, dass wir erst am Anfang stehen, da kommt noch mehr. Vielleicht dauert es bei euch noch ein bisschen, bis ihr das alles realisiert, dann starten wir, ich zähl auf euch!“ Ich klopfte beiden auf ihre Schultern, um sie auf das Projekt einzuschwören. Vielleicht wäre es uns möglich, auf diesem Wege Informationen zu bekommen, warum eine so vielversprechende Kampagne plötzlich eingestellt wurde. Blitzartig fiel mir Prof. Sonnenberg ein. Ich könnte mich mit ihm treffen, vielleicht hatte er noch Ideen. Ich griff zu meinem Messenger und sendete ihm einen Call-One, den wichtigsten Grund eines Anrufs, vielleicht meldete er sich bei mir. Wir saßen noch eine ganze Weile im Café und tauschten uns über die letzten Wochen aus. Es waren einige witzige Geschichten dabei, die Malman in der Agentur erlebt hatte. Anscheinend hatte er letzte Woche den Auftrag gehabt, den Hauptrechner im vierten Untergeschoss zu checken. Dabei hatte der abgedrehte Hund seine Volontärin klar gemacht. Sie war gerade neunzehn Jahre alt und machte in der Agentur einen Schnupperkurs, um verschiedene Bereiche kennen zu lernen. Unter anderem auch die IT. Vienna, so hieß die Kleine, war zuvor in Corinnas Department und war von ihr mütterlich behandelt worden. Sie war eher schüchtern, aber jung, frisch und wirkte auf uns wie eine verbotene Herausforderung. Malman wechselte an diesem besagten Tag ein paar veraltete Microchips am Hauptrechner. Wie er es schaffte, verriet er uns nicht, aber keine Stunde später steckte sein Schwanz im Mund unserer Volontärin, während er weiter die Chips wechselte. Eine Geschichte wie aus einem Pornofilm. Ich konnte es nicht glauben und Meyers wurde ganz blass vor Neid. Damit übertrumpfte er unsere Geschichten bei weitem. Ich war mit meinem Bürofick am Fenster mit Sarah nun nur noch Platz zwei, das war die Geschichte Nummer eins! Unglaublich, wir lachten alle und beglückwünschten ihm zu dieser geilen Nummer, als mein Messenger anfing zu blinken. Es war der Anschluss von Prof. Sonnenberg.

Seine Assistentin meldete sich am anderen Ende. Sie teilte mir in knappen Sätzen mit, dass Prof. Sonnenberg verschwunden sei und im Moment niemand genau wisse, was mit ihm passiert sei. „Herr Corner, die Polizei ermittelt, ich werde Sie auf dem Laufenden halten. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich Ihnen heute nicht mehr sagen kann!“

Sie beendete die Verbindung und ich blickte durch Meyers und Malman hindurch. Nach einer Weile realisierte ich, was passiert war. Sonnenberg spurlos verschwunden, ein älterer Mann, der eigentlich kein Geld oder Wertsachen besaß? Eines der wenigen Raubdelikte konnte es nicht sein, da war ich mir sicher. Wusste er zu viel? Wurde er für jemanden gefährlich? Ich konnte es nicht glauben und erzählte Meyers und Malman davon. Beide schüttelten den Kopf. „Malman, ich bitte dich nochmal, nach dieser Geschichte brauche ich deine Hilfe. Da stinkt etwas zum Himmel! Hilf mir, etwas rauszufinden! Das war eine der bedeutendsten Kampagnen, die es je gegeben hätte, versteht ihr! Plötzlich abgesetzt, ohne Vorwarnung, ohne Anzeichen. Keiner, wirklich keiner zweifelte am Erfolg dessen, was mit dieser Technik möglich gewesen wäre. Noky Cell Phones stand kurz vor dem endgültigen Durchbruch. Und nun das? Vielleicht hängen die Forschungsergebnisse und das, was mit den Alten passiert, zusammen, wer weiß? Seht ihr denn nicht die Zusammenhänge! Das ist doch kein Zufall!“ Malman zögerte, dann antwortete er, dass er nochmals darüber nachdenken wolle, schließlich stehe seine Position auf dem Spiel. Er trank seinen Juicy Fruit, stand auf, verabschiedete sich und verließ das Café. Er wollte sich mit seiner Frau im Anschluss treffen. Für mich sah das nach einer Flucht aus, er hätte sonst weiter meiner Fragerei standhalten müssen.

„James, ich werde dir helfen. Ich weiß zwar noch nicht genau, wie, aber auf mich kannst du zählen!“ Meyers war fest entschlossen, mir zu helfen. Ich war im dafür sehr dankbar, zeigte es ihm aber nicht. Wir tranken aus, nahmen unsere Sitzplatten und schlenderten entspannt zur Tür. Die Tür öffnete sich langsam von der Mitte weg nach links und rechts. Zwei Glasscheiben drifteten auseinander und Frischluft strömte in unsere Lungen. Die Sonne schien etwas hinter den Wolken und erhellte den Tag. Ich legte meinen Stuhl und den Tisch in die Halterung zurück und lief nach draußen.

Diese Schritte waren wohl die Bedeutendsten im Hinblick auf die Veränderung in meinem Leben. Dieser Tag, diese Minuten, stellten den Wendepunkt dar, ohne dass ich in dieser Sekunde etwas davon merken sollte, aber es hatte bereits begonnen! Die Metamorphose des Lebens war voll im Gange.

Teil 2

Der Beginn

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