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Kapitel 3

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Es dauerte keine zehn Minuten, bis sich unsere Tür erneut öffnete. Es war die Sekretärin unseres Chefs, Corinna Steinberger. „Guten Morgen, Edward, guten Morgen, James“. Ihre Stimme schallte freundlich durch den Raum, hatte aber eine Nuance Aufregung dabei. „Hat einer von euch beiden die Nachrichten Updates heute gesehen? Ein verrückter neunzigjähriger Mann ist heute beim Shopping in der Central-Mall ausgeflippt. Anscheinend, so berichteten Augenzeugen, ist er urplötzlich auf eine Frau zugelaufen und hat sie am Hals gepackt und gewürgt.“ Meyers brach in Gelächter aus „…da will’s ein Alter aber nochmal wissen… Der alte Killer von der Central-Mall“. Ich muss zugeben, ich selbst war auch sehr amüsiert über diese Nachricht, wollte aber Corinna mit ihren News nicht bloßstellen. Ich versuchte, Meyers wieder zu beruhigen, der plötzlich anfing, wie ein Geisteskranker mit dem Kopf zu wackeln und die Augen zu verdrehen. Dabei wankte er langsam auf Corinna zu, hob die rechte Hand und begann laut und widerlich zu grunzen. „Ich merke schon, bei euch zweien scheint diese Nachricht also emotional nichts auszulösen.“ An ihrer Stimmer merkte man nun, dass sie über Meyers‘ Reaktion etwas beleidigt war. „Ach Corinna, wer wird denn gleich so sauer sein? Nur ein kleiner Witz meinerseits. Komm schon, halb so wild. Was ist denn der Frau passiert?“, fragte Meyers. „Gar nichts, sie kam mit einem Schock davon, aber komisch ist das schon, ein so alter Mann?“ „So was passiert“, erwiderte ich. „Wir sind hier in Europa mittlerweile fast eine halbe Milliarde Menschen, da tickt auch hin und wieder ein Alter durch! Vielleicht hat er seine Medikamente verweigert oder falsch eingenommen. Im Alter werden die Menschen einfach labiler“, versuchte ich, das Geschehen zu erklären. Da machte ich mir mehr Sorgen wegen meines Controllermeetings am Mittag, dachte ich mir. „Aber doch nicht aggressiver, das ist doch komisch! Edward, ich brauche von dir noch die Abrechnungen deiner letzten beiden Aufträge für meinen Chef. Bitte lass diese mir noch diese Woche zukommen!“ Corinna lächelte und verschwand, wie Walters, durch unsere Milchglastür. „Mann, die war ja mal aufgeregt. Die lässt sich durch jede Scheißmeldung schocken. Letztes Mal kam sie so, als ein Hund von einem Transporter erfasst wurde und auf eine Passantin geschleudert wurde. Da war sie mindestens genauso aufgelöst. Da konnte ich es aber noch verstehen. Die Frau sah schließlich aus wie in einem Splatterfilm, mit Hundeblut und Innereien behängt. In der Haut ihres Freundes will ich auch nicht stecken. Schatz, ich kann heute nicht mit dir schlafen, mich beschäftigt der alte Killer aus dem Einkaufszentrum!“, ereiferte sich Meyers. Wir begannen beide zu lachen, Meyers war halt doch ein Arschloch. Aber Leute in Slapstickmanier nachmachen, das konnte dieser Vogel.

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