Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 47
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Die Fremden brachten ihre Gefangenen zu ihrem Quartier. So gut es ging, schienten die Männer das Handgelenk des teilnahmslos wirkenden Kalisada. Dann ließen sich wieder in den Sesseln nieder.
„Was glauben Sie?“, fragte Tumeri nach einer Weile. „Welchen Zweck erfüllen diese Würmer?“
„Das ist doch ganz offensichtlich“, erwiderte Sogruta. „Es handelt sich um Symbionten. Sie koppeln sich an das Nervensystem ihres Wirts und machen ihn zu einem willenlosen Werkzeug. Ähnliche Tiere habe ich schon vor Jahren auf Shapiro gesehen. Dort saugen sie sich an größeren Tieren fest, zwingen ihnen ihren Willen auf und benutzen sie zur Nahrungssuche.“
„Verstehe ich das richtig?“, erkundigte sich Pedecar. „Wenn man uns diese Dinger einpflanzt, dann verraten wir den Fremden alles, was wir bisher verschwiegen haben?“
„Vermutlich“, bestätige Sogruta. „Auf jeden Fall führen wir alle Befehle aus, die uns unsere Gegner über die Symbionten übermitteln.“
„Aber warum ausgerechnet wir?“, fragte Banaro.
„Ist das so schwer zu erraten?“, entgegnete Tumeri. „Wir gehören zur militärischen Elite von Axarabor. Wir haben Zugang zu militärischen Einrichtungen. Und wir kennen die Verteidigungsmaßnahmen gegen feindliche Angriffe.“
„Sie glauben, diese ... diese Wesen haben es auf Axarabor abgesehen?“, stieß Pedecar hervor.
„Worauf denn sonst?“
Minutenlang saßen die Männer schweigend in ihren Sesseln. Niemand rührte sich. Die Atmosphäre war so von Unbehagen erfüllt, das man sie körperlich spüren konnte. Wichtiger als andere erschien Sogruta, mehr über das Schiff zu erfahren, auf dem sie sich befanden. Die Details, die sie kannten, stammten aus einer Anzahl isolierter Beobachtungen, sodass es unmöglich war, sich daraus ein Gesamtbild zu verschaffen. Er wusste, dass das Schiff riesengroß sein musste. Ihr Quartier befand sich an der Peripherie. Das dicke Fenster, durch das man einen Blick ins All werfen konnte, war echt und keineswegs die übliche Imitation mithilfe eines eingepassten Bildschirms.
Außer ihrem Quartier waren den Gefangenen nur einige Gänge und das Labor einigermaßen vertraut. Es lag, durch einen fensterlosen Gang getrennt, etwa einhundert Meter von ihrem Quartier entfernt. Sogruta hatte sich das eingeprägt, ohne zu wissen, ob die Information ihm jemals etwas nützen werde. Allerdings hatte er nicht die geringste Ahnung, in welchem Sektor des Weltalls sich das Schiff befand.
„Ist Ihnen inzwischen eingefallen, wie wir das Problem lösen können?“, fragte Ayinde nach einer Weile.
In Sogrutas Blick lag Hoffnungslosigkeit, als er Ayinde ansah und langsam den Kopf schüttelte.
„Aber es muss einen Ausweg geben!“, beharrte der Major. „Ist einem von ihnen inzwischen eine rettende Idee gekommen?“
Pedecar bedachte ihn mit einem spöttischen Grinsen und schüttelte stumm den Kopf. Kalisada, Banaro und Tumeri antworteten mit einem niedergeschlagenen „Nein.“
„Eines können wir uns auf keinen Fall leisten“, sagte Ayinde mit Nachdruck. „Den Kopf hängen zu lassen und einfach zu resignieren. Wir müssen eine Möglichkeit finden, um von hier zu fliehen.“
„Sie machen sich selbst etwas vor!“, rief Kalisada dazwischen. „Keiner von uns wird überleben. Ihre Worte können mich nicht darüber hinwegtäuschen, was mir bevorsteht.“
Was immer ihn zu seinem kurzen Ausbruch veranlasst hatte, hielt nicht lange an, denn er ließ sich wieder zurücksinken, als sei er vollkommen erschöpft. Tumeri beachtete ihn nicht. Sogruta gestand sich im Stillen ein, das Kalisada recht hatte. Sie wussten nicht, welche Vorsichtmaßnahmen die Fremden getroffen hatten, um ihre Gefangenen an der Flucht zu hindern.
„Meiner Meinung nach gibt es zwei Wege, auf denen wir uns in Sicherheit bringen können“, sagte Tumeri nach einer Weile. „Eine der beiden Möglichkeiten besteht darin, dass es uns gelingt, den Sender des Schiffs in unsere Gewalt zu bringen und einen Hilferuf an die Raumflotte von Axarabor abzustrahlen. Rechnen wir, das ein ausreichend starker Flottenverband im ungünstigsten Fall Stunden braucht, um hierher zu gelangen, dann heißt das, dass wir nach dem Absenden des Notrufs einen Platz finden müssen, an dem wir uns so lange verbergen können, ohne den Fremden in die Hände zu fallen.“
Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr.
„Die zweite Möglichkeit sieht vor, dass wir das Schiff mit einer Rettungskapsel verlassen und uns von irgendwo da draußen mit der Raumflotte in Verbindung setzen. Ich persönlich halte den ersten Weg für riskant und wenig erfolgversprechend. Aber vielleicht findet sich jemand, der mir die Bedenken ausreden kann. Lassen Sie mich Ihnen meine Gründe ...“
„Warum nicht eine Möglichkeit von beidem?“, unterbrach ihn Pedecar. „Wir geben den Notruf hier ab und verlassen sofort danach das Schiff.“
Tumeri winkte ab. „Ganz einfach, weil uns diese Wesen nicht mehr hinauslassen würden“, erklärte er. „Sobald sie mitbekommen, dass wir den Sender besetzt haben, werden sie sämtliche Zu- und Ausgänge verriegeln. Ich vermute, dass das von zentraler Stelle aus getan werden kann und nicht mehr als ein paar Sekunden erfordert.“
Er sah Sogruta fragend an.
„Ja, das vermute ich auch“, stimmte der Oberst ihm zu.
„Gegen den ersten Weg habe ich Folgendes einzuwenden“, nahm Tumeri den Faden wieder auf, wo er unterbrochen worden war. „Im Innern des Schiffs sind wir verwundbar. Wo immer wir uns auch verstecken – die Fremden brauchen nur die Sauerstoffzufuhr abzuschalten und wir sind geliefert. Sie besitzen mit Sicherheit Schutzanzüge. Selbst wenn sie im ganzen Schiff die lebenserhaltenden Systeme abschalten, macht ihnen das nichts aus.“
„Wir könnten uns selbst Schutzanzüge besorgen“, wandte Ayinde ein.
„Das wäre eine Möglichkeit“, gab Tumeri zu. „Aber es gibt noch andere Bedenken. Die Fremden verfügen mit Sicherheit über eine beachtliche Bewaffnung. Wir müssten uns ziemlich beeilen, wenn wir den Sender besetzt haben. Wer weiß, wie lange wir sie aufhalten können. Vielleicht einige Stunden. Vielleicht aber auch einen Tag.“
Die Männer blickten ihn schweigend an.
„Der zweite Weg“, fuhr Tumeri fort, „erlaubt uns mehr Bewegungsfreiheit. Die Flucht mit einer Rettungskapsel oder Fähre ist bestimmt nicht einfach, aber das gleiche gilt natürlich auch für die Fremden, die uns verfolgen. Immerhin erhalten wir auf diese Weise den wichtigen Vorteil, dass wir den Ort bestimmen können, an dem uns die Flotte an Bord nimmt. Innerhalb der Reichweite der Kapsel natürlich.“
Banaro hob seinen rechten Arm. „Moment mal, lassen Sie mich auch etwas sagen. Ist diese Fähre oder Rettungskapsel mit einem Hypersender ausgestattet?“
„Das weiß ich nicht“, antwortete Tumeri ruhig. „Ich glaube jedoch, dass es einen mehr oder weniger kräftigen Sender geben wird, mit dem wir uns verständlich machen können.“
„Wie setzen wir dann den Notruf ab?“, erkundigte sich Pedecar geradeheraus.
„Daran hat er nicht gedacht“, sagte Kalisada grinsend. „Das ist ihm völlig entgangen.“
„Sie lachen über den falschen Witz“, sagte Sogruta bissig und wandte sich an Tumeri. „Das Absenden des Notrufs ist ein getrenntes Unternehmen. Ich glaube, ich habe da einen Plan.“
„Das ist Blödsinn“, behauptete Kalisada, der sich über Sogrutas Zurechtweisung ärgerte. „Wie wollen Sie das denn anstellen?“
Sogruta biss sich auf die Lippen und sah den Hauptmann eine Zeitlang an. „Eines Tages“, sagte er mit eindringlicher Stimme, „wird die Welt das unwürdige Schauspiel erleben, wie ein Oberst und ein Hauptmann sich verprügeln. Kommen Sie dann nicht und behaupten, ich hätte Sie nicht gewarnt. Wenn Sie bessere Idee haben, dann machen Sie den Mund auf. Wenn nicht, dann beschränken Sie sich in Zukunft auf sachliche Bemerkungen.“
Kalisada sank in seinen Sessel zurück. Sein Gesicht war grau. Sogruta wusste nicht, was seine Gehässigkeit verursacht hatte; aber es beunruhigte ihn. Ihre Lage war so miserabel, das sie selbst vereint nur eine schwache Chance hatten, ihr Ziel zu erreichen. Wenn sie es nicht fertigbrachten, miteinander auszukommen, konnten sie ebenso gut gleich aufgeben.
„Dieser Plan zur Absendung eines Notrufs“, erkundigte sich Tumeri in einem leicht durchschaubaren Versuch, die Aufmerksamkeit der übrigen wieder auf das Hauptthema zu lenken, „ist das eines von den Dingen, die Sie aus Gründen der Sicherheit für sich behalten wollen?“
„Ja.“
„Ich bin damit einverstanden, dass Sie die Planung übernehmen“, bemerkte Pedecar. „Sie sind einer der besten Strategen. Aber Sie können nicht alles alleine tun. Deswegen meine ich, dass Sie uns sagen sollten, was Sie vorhaben, damit wir uns möglichst gut vorbereiten können.“
„Ich bin ganz Ihrer Ansicht. Es macht mir keinen Spaß, den Wichtigtuer zu spielen, aber ich glaube, dass es nötig ist. Das Absenden des Notrufs erfordert nur einen einzigen Mann. Und der werde ich sein. Niemand sonst muss sich auf diese Aufgabe vorbereiten.“
„Ich halte es für besser, wenn wir uns nicht trennen“, sagte Ayinde. „Wir sollten etwa gemeinsam die Kommunikationsanlage besetzen oder mit der Fähre fliehen und von dort aus den Notruf absetzen. Das Risiko ist in beiden Fällen gleich hoch.“
„Nein“, widersprach Ayinde. „Wenn wir mit einer Fähre verschwinden, genügt ein einziger Schuss, um uns alle zu töten.“
„Vorausgesetzt, die Fremden wollen uns überhaupt töten“, meinte Sogruta. „Wir sind für sie viel zu wertvoll. Sie werden versuchen, uns lebend wieder einzufangen. Und genau darin liegt unser Vorteil.“
„Nun gut“, erwiderte Tumeri. „An der Flucht sind also nur wir sieben beteiligt. Wir sind die einzigen, die man noch keiner Behandlung unterzogen hat. Jetzt müssen wir nur noch in Erfahrung bringen, wo sich die Rettungsfähren befinden. Das Hauptproblem ist, eine davon in unseren Besitz zu bringen und das Schiff ungehindert damit zu verlassen. Die Fremden sind überall. Sie werden uns keine zehn Meter weit kommen lassen. Es sei denn, wir arrangieren ein Ablenkungsmanöver, das sie für ungefähr eine halbe Stunde beschäftigt.“
„Und was stellen Sie sich vor?“, wollte Sogruta wissen.
„Wir jagen irgendetwas in die Luft.“
„Das ist doch vollkommener Wahnsinn“, rief Kalisada. „Das funktioniert niemals. Selbst wenn es uns gelingt, einen Fluchtplan auszuarbeiten, glaube ich nicht, dass wir ihn umsetzen können. Ich bin sicher, das man über versteckte Kameras jede unserer Bewegungen beobachtet.“