Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 50

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Sogruta wurde in das Labor geführt. Ein paar Meter von ihm entfernt stand der Tisch. Ein uniformierter Mann lag darauf. Das Abzeichen auf seiner Brust wies ihn als Leutnant aus. Er schrie, doch es half ihm nichts. Die Zange mit dem zappelnden Symbionten näherte sich seinem Nacken. Als das Wesen sich wieder aufrichtete, war die Zange leer. Der Symbiont saß im Genick des Mannes und saugte sich fest.

Minuten später wurde der Leutnant losgeschnallt und hinausgeführt. Er wehrte sich noch immer. Aber sein Widerstand würde nicht mehr lange andauern. Die dünnen Tastfäden, die der Symbiont in den Körper bohrte, würden bald die Hauptnervenstränge erreichen. Dann war alles vorüber, und die endgültige Beeinflussung konnte beginnen.

Oberst Sogruta kam als nächster an die Reihe. Als die Assistenten des Arztes ihn packten und auf den Tisch zerrten, verlor er die Beherrschung. Jetzt erst erkannte er, wie tief in ihm die Angst vor den Symbionten verwurzelt war. Er hatte überlegt handeln wollen, doch er wurde ein Opfer des immer stärker werdenden Entsetzens. Sein Herz schlug heftig. Obwohl er Schmerzen hatte, kämpfte er gegen den Griff der beiden Fremden an. Doch seine Körperkraft zeigte bei ihnen keine Wirkung. Mit einem Ruck hoben sie ihn auf den Tisch. Er begann zu schreien. Seine Hände verkrampften sich am Rand des Tisches. Die Umgebung verschwamm vor seinen Augen.

Sogruta spürte, wie sich die Stahlklammern um seinen Körper schlossen. Seine Hände fuhren hoch und griffen nach den stählernen Fesseln. Die Wesen, die ihn auf den Tisch gelegt hatten, zogen sich zurück. Sogrutas Atem ging vor Anstrengung stoßweise. Er warf den Kopf hin und her. Der Arzt ging zum Behälter. Sogruta sah, wie er sich nach vorne beugte. Geschickt hantierte er mit der Zange. Als er sich aufrichtete, lag ein Symbiont in der Schale. Der Arzt kam auf den Tisch zu.

In diesem Moment hätte Sogruta jedes andere Schicksal auf sich genommen, um dem Symbionten zu entgehen. Der Gedanke, dass ihn die schleimige Kreatur in wenigen Sekunden am Nacken berühren würde, ließ ihn endgültig in Panik verfallen. Während seiner militärischen Ausbildung hatte er zwar gelernt, sich zu beherrschen und in jeder Situation die Nerven zu behalten, doch in diesem Augenblick war nichts mehr davon übrig.

Der Arzt nahm den Symbionten aus der Schale. Der Wurm zappelte aufgeregt, als ahne er, was nun bevorstand. Der Arzt hielt Sogruta die Zange vor das Gesicht.

„Ihr neuer Freund“, sagte er.

Der Oberst wurde still. Mit aufgerissenen Augen starrte Sogruta auf das etwa zehn Zentimeter lange Tier, das so unheimliche Fähigkeiten besaß. Mühelos kontrollierte es Wesen, die um ein Vielfaches größer waren. Die Zange bewegte sich. Eine starke und unglaublich schwere Hand griff nach seinem Kopf und drückte ihn zur Seite. Er hatte aufgehört, sich zu wehren. Sogruta stellte sich vor, wie sich die Zange herabsenkte. Gleichzeitig wunderte er sich darüber, dass er in diesem Augenblick nicht den Verstand verlor. Etwas Kaltes berührte seinen Rücken.

Er zuckte zusammen. Die in ihm aufgestaute Spannung entlud sich in einem lauten Schrei. Sekunden später kehrte die Zange in sein Blickfeld zurück. Sie war leer. In seinem Nacken saß der Symbiont und begann seine dünnen Fäden in Sogrutas Körper zu bohren.

„Es ist sinnlos, sich dagegen zu wehren“, sagte der Arzt. „Wir haben bereits ein paar von Symbionten kontrollierte Menschen in den Einflussbereich des Sternenreich von Axarabor eingeschleust. Vielleicht gehören Sie zu der nächsten Gruppe.“

Sogruta hätte beinahe wieder angefangen zu schreien. Die Information traf ihn wie ein körperlicher Schlag. Also waren die Pläne der Fremden schon weiter fortgeschritten, als er ursprünglich angenommen hatte. Sie besaßen einen Stützpunkt im Einflussbereich von Axarabor. Willenlose Menschen führten alle Befehle aus, die sie erhielten.

„Jetzt können wir Sie losmachen“, sagte der Arzt emotionslos.

Zwei Wesen hielten den Oberst fest, als sich die Klammern öffneten. Trotzdem versuchte er sofort, den Symbionten mit den Händen zu erreichen. Er musste davon getragen werden, weil er sich mit den Füßen gegen den Boden stemmte. Die Fremden, die ihn wegschleppten, brachten ihn zu einem Lift. Die Fahrt dauerte nur wenige Sekunden. Als die Kabinentür zur Seite glitt, wurde Sogruta hinausgeführt. Seine Bewacher nahmen ihn in die Mitte. Sie marschierten zu einer Tür, die sich genau gegenüber des Lifts befand. Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür. Dahinter lag ein mittelgroßer Raum, der durch mehrere Trennwände unterteilt war. Die Fremden brachten Sogruta in ein Abteil und fesselten seine Arme mit Handschellen an die Wand. Einige Minuten blieben sie vor ihm stehen und beobachteten den Mann, dann wandten sich die Fremden um und verließen den Raum.

Sogruta begann zu zittern, weil er begriff, dass es für ihn keinen Ausweg mehr gab. Die Fremden hatten zugegeben, dass sie bereits mehrere von Symbionten kontrollierte Menschen in den Einflussbereich von Axarabor geschickt hatten, damit sie dort Stützpunkte errichteten. Es bestand auch kein Zweifel daran, dass die Fremden Menschen für ihre Experimente benutzten. Die Beeinflussten waren dazu ausersehen, das Sternenreich zu täuschen.

Sie sollten mithelfen, ihr eigens Volk zu vernichten. Sogruta gab sich keiner Illusion hin. Sie standen einem Feind gegenüber, der kaum zu besiegen war, weil er aus dem Verborgenen heraus operierte. Die Beeinflussten bildeten eine fast unüberwindliche Streitmacht, weil niemand mit ihnen rechnete. Wie hatte es nur so weit kommen können? Weshalb hatte niemand in der Regierung des gewählten Hochadmirals Verdacht geschöpft?

Wer waren diese Fremden?

Woher kamen sie?

Sogruta hatte tausend Fragen, doch er wusste auf keine einzige eine Antwort. Natürlich konnte er die Handlungsweise der Fremden nachvollziehen. Axarabor war ein großes und mächtiges Reich. Etwaige Eroberungsversuche hätten zweifellos mit einer Niederlage geendet. Deshalb bedienten sie sich der Symbionten und benutzten sie, um die Streitkräfte und die politischen Entscheidungsträger zu infiltrieren. Wie viele Völker mochten diese Fremden schon vernichtet oder versklavt haben? Auch darauf wusste der Oberst keine befriedigende Antwort.

Die Stunden vergingen. Sogruta spürte, wie er immer mehr die Kontrolle über sein Denken verlor. Der Symbiont gab ihm den Befehl, die Augen zu schließen. Es war die erste Anordnung, die er deutlich verstehen konnte. Offenbar wollte die Kreatur in seinem Nacken prüfen, ob er auf die Befehle reagierte. Sogruta schloss die Augen. Gleichzeitig erwachte sein Widerstandswille. Er wollte sich nicht in sein Schicksal ergeben und versuchte, die Augen wieder zu öffnen.

Es ließ sich nicht genau feststellen, auf welche Weise der Symbiont seine Befehle übermittelte. Sogruta spürte nichts von einer inneren Stimme. Es wurden auch keine Gedankenbefehle erteilt. Trotzdem wusste Sogruta, das der Symbiont ihn dazu veranlassen wollte, die Augen zu schließen. Dieser erste Befehl konnte darüber entscheiden, ob er für den Rest seines Lebens ein Sklave sein würde. Der Symbiont verstärkte seinen Druck. Sogrutas Beine begannen zu zucken. Unbewusst sehnte er sich danach, dem Befehl zu folgen, um sich entspannen zu können. Langsam schloss er die Augen.

Sogruta würde unterliegen. Es gab nichts, das ihn retten konnte. Der Widerstand ebbte ab. Er nahm seine Umwelt kaum noch wahr. Sämtliche Sinne konzentrierten sich auf den Kampf mit der Kreatur in seinem Nacken. Aber der Symbiont verlangte die vollkommene Unterwerfung. Wenn er den Mann steuern wollte, konnte er sich nicht mit einem Teilerfolg zufriedengeben. Der Druck, den er ausübte, verstärkte sich immer mehr. Sogruta hatte das Gefühl, als wäre sein Verstand von seinem Körper getrennt, sodass er nichts mehr aus eigenem Antrieb tun konnte.

Es war ein unerbittlicher Kampf, den der Symbiont schon fast gewonnen hatte. Sogrutas Körper verkrampfte sich. Die widersprüchlichen Befehle, die seine Nerven erhielten, führten zu einer Anspannung der Muskulatur. Obwohl er sich kaum bewegte, war die körperliche Anstrengung größer als bei einer erschöpfenden Arbeit. Der Symbiont ließ in seinen Bemühungen nicht nach, aber die Tatsache, dass es ihm bisher noch nicht gelungen war, seinen Wirt zur Ausführung einer einfachen Anordnung zu zwingen, machte Sogruta neuen Mut.

Doch je mehr Zeit verging, desto stärker wurde der Druck in einem Kopf. Noch einmal versuchte er, dagegen anzukämpfen, dass der Symbiont die Kontrolle übernahm, doch er schaffte es nicht mehr. Sogruta spürte, wie sein Gehirn von einer eisigen Kälte umschlossen wurde. Ein Schauer rann ihm über den Rücken. Oberst Sogruta hatte den Kampf verloren. Er war ein Sklave des Symbionten geworden.

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