Читать книгу Die Missionen 101-110 der Raumflotte von Axarabor: Science Fiction Roman-Paket 21011 - Jan Gardemann - Страница 49
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Die Zeit verstrich. Keiner der Männer fand Schlaf. Sie warteten darauf, dass sich die Tür öffnete, und die Fremden hereinkommen würden, um sie abzuholen. Für jeden Gefangenen gab es im Labor einen Symbionten.
„Sie kommen“, sagte Major Vokar Tumeri verbissen.
Oberst Sogruta hob den Kopf. Die Tür glitt zur Seite. Zu beiden Seiten des Eingangs erschien ein bewaffnetes Wesen. Draußen im Gang entstand Lärm. Captain Ranishi Friloc und drei weitere Männer wurden hereingestoßen. Alle hatten einen Symbionten im Nacken. Friloc verlor das Gleichgewicht und stürzte zu Boden. Weder er noch einer seiner drei Begleiter verhielten sich so, wie man es von Beeinflussten erwarten konnte. Etwas stimmte nicht. Sogruta verhielt sich abwartend. Die Fremden verließen den Raum.
„Diese Dreckskerle!“, stieß Friloc hervor, während er sich erhob.
Sogruta beobachtete ihn aufmerksam. „Sie stehen unter der Kontrolle eines Symbionten“, sagte er. „Sie und Ihre drei Begleiter.“
Friloc starrte ihn an. „Wir werden nicht kontrolliert. Man hat uns zurückgebracht, weil etwas schiefgegangen ist. Offenbar sind wir immun.“
„Warum entfernen Sie dann nicht den Symbionten in Ihrem Nacken?“, fragte Sogruta.
„Das können Sie nicht von uns verlangen, Oberst!“, rief der Captain. „Die Würmer haben sich festgesaugt. Wenn wir sie mit Gewalt entfernen, hinterlassen sie tiefe Wunden.“
Die Spannung zwischen den beiden Gruppen im Raum wuchs. Sogruta und seine Mitgefangenen misstrauten ihnen.
„Wir müssen sie ausschalten“, sagte Kalisada.
„Hier wird niemand auf einen Verdacht hin angegriffen“, sagte Sogruta barsch. „Captain Friloc, Sie und Ihre drei Begleiter dürften verstehen, dass wir uns im Interesse unserer Sicherheit davon überzeugen müssen, ob Sie beeinflusst sind oder nicht.“
Frilocs Augen verengten sich. „Das wollte ich gerade vorschlagen“, sagte er. „Wir möchten nicht, dass Sie uns für Monster halten. Wir sind vollkommen in Ordnung.“
Sogruta nickte. „Kommen Sie zu mir, Captain.“
Der Mann blieb stehen. Er ahnte offenbar, das Sogruta ihn angreifen wollte.
„Worauf warten Sie?“
Friloc setzte sich langsam in Bewegung. Vor Sogruta blieb er stehen.
„Umdrehen!“, befahl der Oberst.
Friloc tat, was Sogruta von ihm verlangte. Der Oberst beugte sich vor und betrachtete intensiv den Symbionten. Es war so still, dass man den Atem des Captains hören konnte.
„Was ist mit Ihrem Ring passiert?“, erkundigte sich Sogruta.
„Mein Ring?“
„Als Sie mich an Bord Ihres Schiffes begrüßten, sah ich ihn an Ihrem linken Ringfinger. Ein goldener Ring mit einem roten Emblem.“
„Man hat ihn mir abgenommen“, antwortete der Captain.
Sogruta klopfte Friloc auf die Schulter. Die Untersuchung erschien Tumeri nicht besonders sorgfältig. Andererseits fragte er sich, wie man herausfinden wollte, ob jemand von seinem Symbionten kontrolliert wurde oder nicht.
„Ich glaube, Sie sind in Ordnung“, sagte Sogruta. „Trotzdem muss ich auf einige Vorsichtmaßnahmen bestehen.“
„Was sollen wir tun?“, fragte Friloc bereitwillig.
Sogruta deutete zur Tür. „Sie setzen sich dort drüben hin. Niemand von Ihnen darf auf diese Seite des Raumes kommen, außer, ich befehle es.“
Sogrutas Verhalten erschien Tumeri immer seltsamer. Die Vorsichtsmaßnahme war seiner Ansicht nach völlig sinnlos. Was nützte es, wenn diese Männer ein paar Meter entfernt waren? Sogruta konnte doch nicht so naiv sein. Tumeri war davon überzeugt, dass er einen anderen Zweck verfolgte. Aber was wollte er erreichen? Weshalb hatte er sich nach dem Ring erkundigt? Tumeri bedauerte diese Männer. Erst wenn man ihre Symbionten operativ entfernt hatte, konnte man ihnen vollkommen vertrauen. Seine Gedanken wurden unterbrochen, als Sogruta an ihn herantrat.
„Was halten Sie davon?“, flüsterte er.
Tumeri zögerte mit der Antwort, weil er verhindern wollte, dass man die vier Männer völlig absonderte. Mehr als jeder andere brauchten sie jetzt die Sicherheit der Gemeinschaft.
„Ich habe Sie etwas gefragt“, drängte Sogruta.
„Keine Ahnung. Ich kann nicht sagen, was mit ihnen los ist“, erwiderte Tumeri langsam. „Ich glaube jedoch nicht, dass sie von ihren Symbionten kontrolliert werden. Sie verhalten sich vollkommen normal.“
„Nein, das tun sie nicht“, sagte Sogruta. „Ich habe den Captain nach seinem Ring gefragt. Er trug keinen.“
„Aber ...“
„Diese Männer bedeuten eine große Gefahr für uns.“
Tumeri senkte den Kopf und dachte nach. Warum hatte man ihnen Captain Friloc und seine Begleiter geschickt? Was wollten die Fremden herausfinden?
„Jeder der Männer wird von seinem Symbionten beherrscht“, sagte Sogruta. „Sie haben keinen eigenen Willen mehr. Und auch keine Erinnerung an ihr früheres Leben.“
„Was sollen wir jetzt tun?“, wollte Tumeri wissen.
„Nichts“, erwiderte Sogruta ruhig. „Wir lassen sie in dem Glauben, dass wir auf sie hereingefallen sind. Auf diese Weise können wir feststellen, was sie vorhaben.“
„Wir müssen den anderen sagen, was los ist.“
„Nein“, sagte Sogruta hart. „Wir warten erst einmal ab.“
Plötzlich sprang Kalisada auf Captain Friloc zu und riss ihm mit einer schnellen Bewegung den Symbionten vom Körper. Sofort begann der Mann laut zu schreien. In seinem Nacken klaffte eine hässliche Wunde. Kalisada warf den Symbionten auf den Boden und zertrat ihn mit dem Stiefelabsatz.
Friloc taumelte. Seine Uniform war blutverschmiert. „Helfen ... Sie mir ...“, rief er mit rauer Stimme. Er sank auf die Knie und musste sich mit den Händen stützen, um nicht völlig zusammenzubrechen.
„Hilfe!“, rief er mit gellender Stimme. „Helfen Sie mir!“
Friloc prallte auf den Boden und blieb regungslos liegen. Ein zischendes Geräusch ertönte. Sogrutas Blick fiel auf den Bewusstlosen. Der Anblick, der sich ihm bot, war so grausig, dass er sich vor Entsetzen nicht von der Stelle rührte. Kopf, Rücken und Schultern des Captains waren von einer schaumigen, dampfenden Masse bedeckt. Tumeri kniete neben ihm nieder, hob vorsichtig den schlaffen linken Arm auf und versuchte den Puls zu fühlen. Er spürte nichts. Der Mann war tot.
„Das hätten Sie nicht tun dürfen!“, herrschte Sogruta Kalisada an.
„Ich wollte ihm doch nur helfen“, verteidigte sich der Hauptmann.
„So einfach ist das nicht. Man kann die Symbionten nicht so ohne Weiteres von ihrem Wirt trennen.“
„Das wusste ich nicht.“
„Was machen wir jetzt?“, erkundigte sich Ayinde.
„Warten“, antwortete Sogruta. „Die Fremden werden in Kürze hier auftauchen. Ihre Reaktion auf den Tod von Captain Friloc lässt sich nicht voraussagen. Was dann geschieht, liegt nicht in unserer Hand.“
Die Tür glitt zur Seite. Vier Wächter erschienen in der Öffnung.
„Mitkommen!“, verlangte der Vorderste.
Die Männer erhoben sich und gingen langsam auf die Tür zu.
„Nein“, widersprach das Wesen. „Nicht alle. Nur Sie!“ Er zeigte mit dem ausgestreckten Arm auf Sogruta.
Der Oberst nickte. Er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich zu widersetzen. Langsam ging er auf die Tür zu. Von den Wächtern flankiert, schritt er durch den Gang, der zum Labor führte. Die Fremden hielten mittelschwere Waffen im Arm und nahmen ihre Aufgabe überaus ernst. Sogruta fragte sich, was in ihren Köpfen vorgehen mochte. Sicher war nur eins: Sie hatten eine vollkommen andere Mentalität als die Menschen.