Читать книгу Geschwister - eine ganz besondere Liebe - Jan-Uwe Rogge - Страница 42

Zweifellos vergleichen die älteren Geschwister auch, wie sich Mutter und Vater gegenüber der jüngeren Schwester oder dem jüngeren Bruder verhalten. Da beobachtet die vierjährige Sonja, wie sich die Mutter mit ihrer Schwester, der zweijährigen Elisa, beschäftigt und sie liebevoll füttert. Sonja ist darüber not amused, wie sollte sie auch! Wenn man älter ist – kann man ihrer Mimik und Gestik entnehmen –, hat man »nur« Nachteile! Man muss sogar selber essen! Das ist gemein! Sonja fühlt sich zurückgesetzt und fragt sich: »Warum nicht ich auch?«

Eine beschwichtigende Antwort wie »Du bist doch schon groß!« oder »Früher hab ich dich auch gefüttert!« hilft kaum, diesen Konflikt zu lösen, einen Konflikt, der weniger in der fehlenden Kompetenz der Eltern zu suchen ist als vielmehr in der noch nicht entwickelten Empathie von Sonja. Sie muss ihre sozialen Kompetenzen erst erlernen und kann sich noch nicht in Elisa hineinversetzen. Momentan ist Sonja – zu Recht – frustriert, aber es ist eine Frustration in der Sache, also dem Füttern, nicht in der Beziehung zu den Eltern. Und wenn die Beziehung stabil ist, dann sind materielle Frustrationen auszuhalten.