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2. Ein Buch für das Purimfest271

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Seit das Buch Ester die im MT und in der LXX fixierte Form erreicht hatte – also spätestens zu Anfang des ersten Jahrhunderts v. u. Z. –, sah man es wahrscheinlich als Gründungsdokument der Purimfeiern an. Ester 9,20–32 hebt hervor, wie wichtig es sei, das Fest auf Dauer einzuführen, um den in der Erzählung beschriebenen Sieg zu feiern. Der Kolophon zu Ester in der LXX (Zus. F,11) scheint das ganze Buch mit dem in 9,20–32 erwähnten Brief zu identifizieren. Außerdem leiten sich rabbinische Traditionen in Verbindung mit Purim seit dem Ende des ersten Jahrhunderts u. Z. von Punkten ab, die nachweislich oder angeblich im Buch Ester selbst enthalten sind.

Laut dem Buch wurde das Fest von den siegreichen Juden in Susa am 15. Adar, aber überall sonst am 14. Adar gefeiert. Die Mischna und die Talmude legen fest, dass Purim fortan am 15. Adar in Städten gefeiert werden muss, die zur Zeit Josuas befestigt worden waren – dies wird פורים שושן (Purim von Susa) genannt –, und am 14. Adar an allen übrigen Orten. Darüber hinaus bestimmen rabbinische Traditionen, dass in einem Schaltjahr, wenn es zwei Monate Adar gibt, am 14. Adar I ein „Kleines Purim“ (פורים קטן), ein halbfestlicher Tag, abgehalten werden soll und das reguläre Purimfest am 14. Adar II zu feiern ist.

Die öffentliche Lesung der Esterrolle ist der wichtigste der mit Purim verbundenen Bräuche, die auch Mischna und Talmud verbindlich festlegen. Es gibt eine ganze Reihe von Vorschriften über die Art der zu verwendenden Schriftrolle, die Zeit, zu der die Lesung erfolgen muss, und Einzelheiten darüber, wie gelesen werden soll.272

Nach Est 9,21–22 soll auch ein freudiges Festessen stattfinden. Der gegenseitige Austausch von Speisen zwischen Nachbarn und Freunden sowie Geschenke an die Armen gehören zum Fest dazu. Purim zeichnet sich durch eine festliche, sogar karnevaleske Atmosphäre aus. Der Babylonische Talmud ermuntert zudem zu lustigem Beisammensein und Trinkgelagen an Purim.273

Verschiedene weitere Festbräuche sind mit Purim verbunden. Wenn heute in den Synagogen die Schriftrolle gelesen wird, macht die Gemeinde Lärm, sobald der Name Hamans erwähnt wird, um ihn zu übertönen, gemäß dem Gebot, die Erinnerung an Amalek zu tilgen (Dtn 25,19).274 Seit dem Ende des Mittelalters sind verschiedene Arten von ausgelassenen und karnevalesken Festen bezeugt. Im 15. Jahrhundert tauchte der Brauch auf, sich an Purim zu verkleiden. Im aschkenasischen Judentum entstand im 16. Jahrhundert die Tradition des Purimspiels. Anfänglich handelte es sich dabei um poetische Monologe, aus denen sich mit der Zeit echte burleske Theaterstücke über verschiedene, oft biblische Themen entwickelten. Manche jüdische Gemeinden pflegen besondere Bräuche wie das Verbrennen einer Haman-Puppe, das Werfen von mit Hamans Namen markierten Steinen oder das Zünden von Böllern am Vorabend von Purim.

Die christlichen Karnevalsbräuche am Winterende dürften die Entstehung der Purimbräuche beeinflusst haben. Umgekehrt jedoch erklären der ironische Blick auf mächtige Individuen, das Thema des exzessiven Weingenusses sowie die Umwälzung der gesellschaftlichen Ordnung, die im Buch Ester ein Thema ist, warum Karnevalsbräuche leicht mit Purim in Verbindung gebracht werden können. Es wäre dennoch übertrieben, das Esterbuch als einen spezifisch karnevalesken Text zu lesen.275

Zuletzt sei erwähnt, dass manche jüdischen Gemeinden in Entsprechung zur Feier der Rettung der Juden während der Zeit von Ahasveros „besondere Purims“ feiern, die an Vorkommnisse erinnern, als Juden vor besonderen Gefahren gerettet wurden.

Ester

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