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3.1. Ester im Judentum

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Das Buch Ester hatte im Judentum ein großes Echo.277 Dies ist zweifellos auf die Verwendung von Ester in der Purim-Liturgie und auf die Tatsache zurückzuführen, dass die Themen des Buchs wichtige Anliegen der Juden zum Ausdruck bringen. Seine Bedeutung zeigt sich auch darin, dass die Geschichte unter den ältesten jüdischen ikonografischen Darstellungen aus dem 3. Jahrhundert, den Fresken der Synagoge von Dura Europos, einen wichtigen Platz einnimmt.278

Auf literarischer Ebene spielt Ester eine wichtige Rolle in den beiden Hauptgattungen der antiken rabbinischen Exegese, Halacha und Aggada. Da sie die Purimrituale einführt, nimmt die Esterrolle logischerweise einen bedeutenden Platz in der Halacha, der rabbinischen Rechtsüberlieferung, ein. Der Mischna-Traktat Megilla (zehnter Traktat der Ordnung Moʿed) widmet sich den Riten von Purim. Wie die Mischna enthält auch die Tosefta den Traktat Megilla. Die Gemara des Babylonischen und des Jerusalemer Talmuds (6. Jahrhundert u. Z.) entfaltet ebenfalls den Inhalt des Mischna-Traktats Megilla.

Darüber hinaus öffnete das Buch Ester in der Aggada – dem nichtrechtlichen Material des Talmuds und der Midraschim – die Tore zu einer eindrucksvollen Literatur legendenhafter narrativer Entfaltungen, die verschiedene Episoden der Erzählung ergänzen, sowie zu exegetischen und homiletischen Kommentaren zum Buch. In gewisser Weise können die sechs „Zusätze“ im A.-T., in der LXX und in den lateinischen Texten ebenfalls als antike midraschartige Entfaltungen angesehen werden. Trotz des Erfolgs dieser Traditionen unter den griechischsprachigen Juden an der Wende zum ersten Jahrhundert u. Z. wurden sie von der klassischen jüdischen Midraschliteratur jedoch nur in sehr geringem Maße aufgegriffen.279

Eine Fülle von Midraschliteratur, die mit Ester in Verbindung steht, entstand im Judentum von den ersten Jahrhunderten u. Z. an.280 Der Traktat Megilla des Babylonischen Talmuds enthält einen midraschartigen Kommentar zu Ester (b. Meg. 10b–17a).281 Der erste Teil des Midrasch Ester Rabba282 geht wahrscheinlich auch auf die Zeit des Talmuds zurück. Die beiden Targumim zu Ester283 gehen weit über eine einfache aramäische Übersetzung hinaus; sie stellen die eigentlichen Midraschim zum Buch Ester dar und stammen aus dem 7.–9. Jahrhundert u. Z. Eine beträchtliche Zahl von midraschartigen Texten zu Ester wurde noch zwischen dem 9. und 14. Jahrhundert geschrieben, so beispielsweise der kleine Midrasch über Ester in Pirqe de Rabbi Eliezer (Kap. 49–50), die Ergänzung zum Midrasch Ester Rabba, gekennzeichnet durch die Hinzufügung des Kommentars zu Est 3–8, mehrere Midraschim zu Ester wie Midrasch Abba Gorion und Midrasch Panim Aḥerim. Außerdem enthalten Midrasch Leqaḥ Tov und das Buch Josippon lange Abschnitte über das Buch Ester.

Von mittelalterlichen jüdischen Autoren wurde das Buch Ester häufig kommentiert; so etwa von Raschi, Raschbam, Maimonides, Ibn Esra und Gersonides sowie von den Kabbalisten Bachja ben Ascher und Abraham Saba.284 Auch später noch wurden dem Buch ausführliche Kommentare gewidmet, wie im 18. und 19. Jahrhundert die Werke des Gaon von Wilna oder von Raphael Hiya Pontremoli (Me’am Lo’ez) belegen.

Ester

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