Читать книгу Das mächtigste Wort der Welt - Jens Lämmerzahl - Страница 13
Kapitel 11
ОглавлениеAm nächsten Morgen. Paul schlenderte vergnügt die Treppe herunter, als er Sinclair vorbeigehen sah.
„Guten Morgen, Sinclair. Wissen sie wo…“, Sinclair unterbrach ihn. „Der Hausherr möchte, dass sie ihn nach dem Frühstück im Zoo aufsuchen, Mister König.“ „Mister König. Sagen sie bitte Paul zu mir“, und stahl sich dabei eine Weintraube von Sinclairs Tablett. „Wie sie meinen, Mister Paul.“ „Paul…, einfach bloß Paul“, rief Paul nach und verschwand im Esszimmer.
Paul saß allein beim Frühstück. Als er gerade ein gekochtes Ei köpfte, kam Sinclair mit einer Kaffeekanne herein. „Wissen sie, wo mein Sohn ist, Sinclair?“, fragte Paul und streute Salz auf das Ei und genoss den ersten Löffel. Sinclair schenkte Paul eine Tasse Kaffee ein. „Ihr Sohn war schon früh auf und ist mit der Tochter des Hausherrn unterwegs.“ Paul verschluckte sich fast am Ei. Sinclair wollte gerade wieder gehen. „Moment…, mit der Tochter des Hausherrn?“ „Der Hausherr wird es ihnen bestimmt erklären. Bitte entschuldigen sie mich nun, wenn sie keinen Wunsch mehr haben.“ „Oh, Mann. Vielleicht sollte ich den Kaffee weglassen und gleich mit Brandy anfangen. Das erklärt, warum mein Sohn plötzlich hierbleiben möchte“, murmelte Paul. „Möchten sie einen Brandy?“ „Danke, Sinclair…, ist noch etwas zu früh.“
Paul verließ das Haus und begab sich hinter das Gebäude. Es war ein warmer Sommertag. Nach zwei Minuten Fußmarsch stieß er auf ein großes Gelände. Ein einfacher Maschenzaun umschloss es. Paul ging hinein.
Es dauerte nicht lange, da wunderte sich Paul, dass es keine Ställe oder abgegrenzte Buchten gab. In einiger Entfernung sah er den alten Mann. Vor dem alten Mann kniete Maik vor einem Tier. Er ging direkt auf sie zu. Paul sah sich immer wieder um. Nur Bäume, Wiese und Hügel und ein paar kleinere Naturteiche.
Plötzlich flatterte ein Vogel vor Paul herum. Paul blieb stehen, ihm stockte der Atem. Der Vogel sah aus wie ein Papagei. Allerdings sah man kein Federkleid. Der Vogel schien am ganzen Körper türkis-farben zu brennen. Immer wieder versuchte sich der Vogel auf Pauls Kopf zu setzen.
Paul fuchtelte mit den Armen. Der alte Mann bemerkte es. „Ist schon gut, Paul. Der tut ihnen nichts.“ „Der Vogel brennt“, schrie Paul etwas panisch. „Das sind kalte Flammen“, versuchte der alte Mann zu beruhigen. Paul beruhigte sich allmählich. Nach dem dritten Ausweichmanöver ließ er den Vogel gewähren. Der Vogel setzte sich auf Pauls Schulter und knabberte an den Haaren. Mit dem Vogel auf der Schulter kam er bei dem alten Mann und Maik an.
Maik kniete vor einem weißen Wolf, dessen Augen ebenfalls weiß zu glühen schienen. Maik zog ihm gerade eine Tannennadel aus der Pfote. Plötzlich sprach der Wolf mit tiefer männlicher Stimme. „Danke, Maik. Lass uns bei Gelegenheit wieder mal auf Hasenjagd gehen.“ „Keine Ursache, Hektor. Wünsche dir noch einen schönen Tag.“ Der Wolf verschwand. Paul kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Was ist das hier? Und was ist das für ein Vogel? Und wieso spricht der Wolf?“, klang Paul etwas durcheinander.
„Verdammt, ich hätte doch den Brandy nehmen sollen.“ „Das, mein lieber Paul, was sie da auf der Schulter haben, ist ein Knuff. Ich nannte ihn Knuff, weil er so knuffig aussieht. Den wahren Namen kenne ich nicht“, lachte der alte Mann. „Und was ist dieser sprechende Wolf?“ „Das ist ein Wolf“, sagte Maik ganz trocken.
„Was…, was erwartet mich denn noch? Wo…, wo kommen diese Tiere her? Und, wieso haben sie eine Tochter?“ Paul wirkte etwas verzweifelt. „Ganz ruhig, lieber Paul“, beruhigte der alte Mann und nahm den Knuff von Pauls Schulter. „Sie werden schon sehen. Nach ein paar Tagen haben sie sich daran gewöhnt.“
Der alte Mann hatte den letzten Satz kaum ausgesprochen, da wühlte sich ein Maulwurf, so groß wie ein Pferd, aus der Erde und gleich wieder hinein. Als Paul das sah, fiel er in Ohnmacht. „Keine Sorge, Paul. Das ist mir auch passiert“, warf der alte Mann noch nach.