Читать книгу Das mächtigste Wort der Welt - Jens Lämmerzahl - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеPaul schreckte auf, als er durch Gelächter an der Haustür geweckt wurde. Er schaute vorsichtig um die Ecke.
Bevor die Haustür zufiel sah er, wie ein Mann seiner Frau, Carmen einen Abschiedskuss gab. In Paul stieg blitzartig die Eifersucht hoch. Paul sah zur Uhr, 1.03Uhr. Carmen hoffte, dass alle schon im Bett waren. Sie zuckte erschrocken zusammen, als plötzlich Paul vor ihr stand.
Paul hatte sich damals in sie verliebt, weil sie so eine Frau ist, der sehr kurze Haare einfach stehen. Das hatte sie bis zum jetzigen Tag beibehalten. „Sie bringen deine großen Augen sehr schön zur Geltung“, sagte Paul ihr einst.
„Du bist noch auf?“, fragte sie nervös. „Habe gar nicht gewusst, dass deine Freundin einen Drei-Tage-Bart trägt“, entgegnete Paul schnippisch. „Seit wann interessiert es dich, mit wem ich ausgehe?“, fragte Carmen forsch. „Seit ich gesehen habe, dass deine Freundin dir an der Tür einen Abschiedskuss gibt“, wurde Paul etwas zorniger. „Wer war das?“, wollte Paul wissen. „Das Gespräch ist beendet“, konterte Carmen und drehte sich um.
Paul griff ihren Arm und zog sie energisch zurück. „Was?“, fing Carmen an zu weinen. „Willst du mich jetzt schlagen?“ Paul ließ sie los. „Was redest du da für einen Unsinn?“, fragte Paul völlig eingeschüchtert. „Hast du getrunken?“, fragte Paul ganz ruhig. „Ja. Das, was du mit mir seit Monaten nicht mehr gemacht hast. Wir gehen nicht mehr aus. Wir laden keine Freunde mehr ein. Wir haben keinen Sex mehr. Was ist mit uns passiert? Hast du nur noch deine blöden Bücher im Kopf?“, fauchte sie. „Diese blöden Bücher bringen uns das nötige Geld nach Hause“, antwortete Paul beleidigt.
„Als ich dich kennen lernte, warst du bereits Schriftsteller. Da hast du aber immer wieder Zeit für mich und unsere Kinder gefunden. Ist dir mal aufgefallen, dass Jenny dich bloß noch mit deinem Vornamen anredet? Ist dir mal aufgefallen, wie wir uns auseinandergelebt haben?“ Paul
musste sich am Schreibtisch abstützen.
„Seit wann triffst du dich schon?“, fragte Paul, ohne die Antwort wirklich wissen zu wollen. „Ich habe ihn letzte Weihnachten eingeladen“, sagte sie schluchzend. „Ich wollte einfach nicht allein feiern. Du warst ja wieder mal nicht da. Ich treffe mich seit sechs Monaten mit diesem Mann“, wurde ihre Stimme fester. „Und erst jetzt fällt es dir auf. Ich liebe dich, Paul König. Aber ich glaube das reicht nicht mehr.“
Pauls Blick wanderte Richtung Fußboden. Eine gespenstige Stille breitete sich aus. Carmen ging wortlos ins Schlafzimmer. Paul fiel in seinen Sessel und atmete schwer. Er dachte nach:
„Was ist da gerade passiert? Hat meine Frau da soeben mit mir Schluss gemacht? Oh, mein Gott… Seit sechs Monaten trifft sie sich schon mit diesem Kerl. Habe ich sie wirklich so sehr im Stich gelassen? Ich muss das unbedingt wieder geradebiegen. Ich will doch meine Familie nicht verlieren.“ Dabei begann er zu weinen und erstickte seinen Kummer im Cognac.