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Kapitel 5

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Paul saß im schwarzen Anzug in seinem Ledersessel und starrte auf das Foto seiner Frau und seiner Tochter. Plötzlich begann er bitterlich zu weinen. Die Beerdigung war vor einer Stunde zu Ende.

Er konnte es einfach nicht fassen, dass er dafür verantwortlich war, dass seine Frau und seine Tochter nicht mehr da sind.

Im Haus war es ungewöhnlich still. Sam war zwar in seinem Zimmer, doch mehr als das Knarren des Fußbodens, wenn er durch das Zimmer ging, war nicht zu hören. Sam spielte gewöhnlich jeden Tag Klavier. Er spielte so oft, dass es Paul auch ab und zu nervte. Doch seit drei Tagen schwiegen die Tasten.

Paul sah zur Uhr und atmete tief durch. Er wischte sich die Tränen ab und ging die Treppe zu Sams Zimmer hoch. Einen Augenblick blieb er an der Tür stehen, dann klopfte er-keine Antwort. Vorsichtig öffnete Paul die Tür. Sam saß auf dem Fußboden, ans Bett gelehnt und drehte gelangweilt einen Kugelschreiber zwischen den Fingern.

„Hast du Hunger, Sam?“ „Verschwinde.“ Sam schenkte Paul keinen einzigen Blick. Paul fühlte sich sehr unwohl. Er schloss die Tür wieder und ging nach unten.

Auf seinem Schreibtisch stand eine angebrochene Flasche Cognac. Er nahm sie, starrte darauf und kippte sie schließlich in den Abguss.

„Ich muss jetzt für meinen Sohn da sein“, dachte er dabei. Paul legte sich auf die Wohnzimmer-Couch und starrte nachdenklich in den Kamin. Das gleichmäßige Flackern der Flammen und das leise Knistern beruhigten ihn ein wenig. Irgendwann, nachdem er mehrmals aufgezuckt war, schlief er ein.

Am nächsten Morgen: Sam weckte Paul. Dad…, Dad.“ Paul sprang auf und rieb sich die Nacht aus den Augen. „Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du mich in einer Stunde zu meiner ersten Fahrstunde fahren wolltest.“ „Ja, natürlich. Du wirst pünktlich sein.“ Schlaftrunken schleppte sich Paul ins Badezimmer.

Pauls dunkler SUV steckte im Morgenverkehr fest. Peinliches Schweigen. Paul wollte das Radio anmachen, doch Sam machte gleich wieder aus. Nach zwanzig Minuten hatten sie Sams Fahrschule erreicht. „Wenn ich in sechs Wochen die Prüfung bestehe, kann ich dann mal mit deinem Auto fahren?“ „Na klar.“ Ohne Abschied sprang Sam aus dem Auto. Paul musste tief durchatmen. Ihm war klar, dass das ein langer Weg werden würde.

Das mächtigste Wort der Welt

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