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Schmiede

Da kommt Punk endlich nach Hause und zieht sich aus.

„Punk, mit unserem Leben hier ist es vorbei. Wir ziehen um, und du darfst mit. Oder erst mal alleine hierbleiben.” – „Äh?”

Ratte erklärt den Plan in großen Zügen, während Sucker Punk absaugen muss und das Schwein ihm die Nippel leckt. Ich muss noch einmal beschreiben, was ich dort alles gesehen habe, und füge hinzu: „Du würdest dort eine eigene Goldschmiedewerkstatt bekommen und auch Kunden empfangen.” – „Muss ich da bei der Arbeit Kleider tragen?” – „Warum? Kleidung nur zum Ausgang. Natürlich darfst du dich jederzeit frei bewegen, und dazu kriegst du eben Klamotten.” – „Und ich entwerfe und mache dort wie bei Werner versauten Schmuck?” – „Ja sicher. Und lieferst an alle Adressen, aber Kunden dürfen auch jederzeit in die Werkstatt kommen und die ganze Anlage kennenlernen – jedenfalls solange das nicht Überhand nimmt, Ratte, dazu müssen wir uns noch was überlegen. Jaja, erst, wenn es soweit ist. Und auch dort werden wir wie bisher hier Abendessen für reiche Kunden veranstalten, mit Nacktsklaven, die an und unter dem Tisch bedienen.”

„Herr, ich ...” – Hier schaltet sich das Schwein ein: „Ich denke, Punk, du bist frei?! Darauf legst du doch so großen Wert.” – „Eh, ja klar. Also, eh, Chef, ich habe doch neulich diesem Belgier goldene Ketten auf den Leib schmieden müssen. Dabei hat mich der Gedanke geil gemacht, vielleicht auch mal gröberes Schmiedewerk zu probieren. Auf den Leib geschmiedete Ketten soll man doch auch spüren. Sagten Sie nicht, dass da eine alte Schmiede ist?” – „Punk, überleg dir die nächsten Wochen in Ruhe, ob du nicht lieber bei deinem Schwichtenberg bleiben willst! Juwelier in gesicherten Verhältnissen mit Werkstatt für fleißigen Goldschmied.” – „Ich komme mit. Der Werner soll sich überlegen ob er auch mitkommt, wieso immer ich? Dem täte eine etwas herbere Umgebung gerade mal gut.” Punk hat schnell verstanden wie er Hase läuft.

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Also, ich fuhr da ja gerne immer mal ein paar Tage hin und schaute mir an, was Jens und die Seinen aufbauen, aber für mich war das nichts. Sicher nicht auf Dauer. Eine Mischung aus Disneyland, Kolchose, Altersheim und Edelpuff. Nett, um sich mal ein Wochenende lang zu entspannen, man gönnt sich ja sonst nichts. Aber sich da eine Wohnung kaufen? In dieser gottverlassenen Gegend? Und jeden Tag das Essen aus dieser Küche? Es ist ja gut, ohne Zweifel, aber jeden Tag? Dann doch lieber hier in den Ratskeller, wo man die richtigen Leute trifft. Kunden, Stadtverwaltung, Museumsleute und so weiter. Das echte, normale Leben, nicht eine Phantasiewelt wie ein Hirngespinst der Pornoindustrie.

Obwohl dieses große Fest ja gar nicht schlecht war. Da kamen auch die richtigen Leute zusammen. Bauunternehmer, Bürgermeister, Oberregierungsrat – was man so braucht. Und all diese Ledermänner aus Dahlem und Zehlendorf, sogar aus Hamburg, mit ihren Harleys, potentielle Kunden. Das Buffet war ausgezeichnet, vor allem gab es genug Austern. Aber ob es nun nötig war, als Dekoration Komparsen anzustellen, die Skinheads, Punker und Rocker spielen, damit man sich wie in einem Film fühlt? Sogar an Neonazis zum Gruseln hatte die Regie gedacht. Grauenhaft! Kitsch eben. Für jedes Vorurteil und jeden Fetisch ein paar Komparsen. Sowas brauche ich nicht. Die wirkliche Welt ist mir abgedreht genug.

Na ja, immerhin habe ich da einen netten Motorradfahrer kennengelernt. Sehr gutaussehend, sehr männlich, dabei aber total lieb! Der wollte mich gern mal mitnehmen, weil diese Edeltucke, die ihm dort alles bezahlt, bestimmt nicht eifersüchtig ist. Jens meinte, dass der Ritter, wie er ihn nannte, sehr sicher fährt und gut aufpasst, dass ihm nichts zustößt. Er hat mich schon beraten, welche Kombi ich am besten kaufe, und wir haben ein paar Probefahrten gemacht. Ich wollte ja erst kein Leder, sondern etwas Praktisches. Er hat mich aber überzeugt, dass Leder das Praktischste ist. Es riecht ja schon gut, das muss ich sagen.

Er hat mir auch schon geholfen, meine Wohnung neu einzurichten. Die war wirklich zu voll. Tuckig, meine er. Minimalismus passt aber besser zu mir.

Für Gold interessiert der Ritter sich auch. Wenn man es ihm auch nicht ansieht. Wir haben lange über Intimschmuck gesprochen. Schwer muss der sein, darum Gold. Er trägt fast ein Kilo davon in der Hose.

Der Konvent

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