Читать книгу Der Konvent - Jens van Nimwegen - Страница 8

Оглавление

Planung

Ratte nimmt sich einen Tag frei, und wir besprechen den Wunsch von Direktor Dr. Dr. Meyer, während das Doppelschwein wie gewohnt auf einer Baustelle arbeitet. Ich muss genau beschreiben, was ich in dieser verfallenen Anlage gesehen habe.

„Und sie glauben, Chef, dass er es wirklich so meint und dass Geld wirklich keine Rolle spielt?” – „Ja, ich bin sicher. Aber es wird sich ja bald herausstellen.”

Ratte braucht gar nicht lange nachzudenken. „Dann muss man zu allererst einmal eine für uns fünf brauchbare Wohnung und ein Gästeappartement einrichten. So schnell wie möglich. Wir müssen da mitten drin leben, uns aber auch von Anfang an wohlfühlen. Auch Gäste müssen sich wohlfühlen. Gibt es ein Nebengebäude, wo nichts von dieser russischen Betonscheiße herumsteht? Natürlich ziehen wir da wieder aus, sobald was Besseres fertig ist, aber man muss ja sofort ankommen und da sein, nicht?

Und dann... ist da ein historischer Zaun oder eine Mauer ums Ganze?” – „Ich glaube ja. Jedenfalls wo ich war. Ich konnte nicht die ganze Anlage abgehen. Aber der Zaun ist verrostet, die Mauer teilweise umgefallen, und es gibt auch Stacheldraht vom Warschauer Pakt.” – „Egal. Also teils alter Zaun, teils Mauer. Hatte bestimmt einen Sinn. Das muss als allererstes restauriert werden, historisch korrekt, in einer schönen Farbe, und mit neuester Sicherheitstechnik, Scheinwerfern, Kameras und so. Die soll man aber nicht sehen.” – „Warum das? Es ist doch nicht Fort Knox.” – „Das Tor lassen wir sowieso meistens offen. Wir wollen ja auch Besuch, oder nicht? Chef, wenn wir das richtig machen, wird die Bauphase sehr lange dauern. Jahre.“ – „Wie all diese Großprojekte in Berlin-Brandenburg? Das können wir doch wohl besser! Ihr macht einen perfekten Plan, der wird ausgeführt, Geld spielt ja keine Rolle, und wenn alles fertig ist, ziehen wir hin und suchen Mitbewohner.“

„Gähn! Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heut. Dann würden wir doch eine einmalige Chance wegwerfen, Chef! Der Weg ist das Ziel. Was ist denn schöner, als miteinander etwas aufzubauen. Wenn Sie unbedingt was Fertiges wollen, ziehen Sie doch in ein kommerzielles Feriendorf auf Mallorca. Ohne mich. Da sind genug reiche Spießer.“

Ich muss schlucken. Er erklärt weiter:

„Und weil wir von Anfang an da sind, sollte die ganze Anlage jedenfalls sicher sein. Denken Sie an die Neonazis in Brandenburg und all das Kroppzeug. Übrigens, wenn ich so nachdenke... warum nehmen wir nicht ne Gruppe Sharpskins auf. Suum cuique, oder nicht? Vielleicht auch einen Rockerclub.”

008, 009, 010-0

Gesprächsprotokoll

Mit ein paar Unterschriften wurden wir Knechte auf Zeit. Wir wussten, was uns erwartete. Irgendwie so ähnlich wie beim Bund. Arbeit, Disziplin, Männer. Aber nachts alle zusammen in einem Raum, jede Nacht einen anderen im Bett. Weil man zusammengehört. Weil die Gruppe immer besser verschmelzen soll. Nie alleine sein, nicht einmal beim Scheißen. Sex Tag und Nacht erlaubt. Freundschaften dürfen sich bilden, aber der Schlafplan geht vor. Den Keller hatten wir schon gesehen, bevor wir uns entschieden, zu unterschreiben.

Und nun die erste Nacht. Die meisten dort hatten ihre Nummer auf Brust und Arsch tätowiert. Das war auch ihr Name. So redeten die sich an. Wenn man neu ist, ist es ja praktisch, wenn der Name draufsteht. Sieben, das ist der Tätowierer, nörgelte, dass man uns drei nicht unterscheiden kann. So ähnlich sind wir uns doch gar nicht. Aber Sechs stellte sich furchtbar an. „Ich bin verantwortlich, dass der Schlafplan genau eingehalten wird.“ Faselte von Disziplin und dass gerade wir Skinheads das doch verstehen müssten.

Vier, also Sie, S004jur, bei Ihnen haben wir ja unsere Verträge unterschrieben, haben auch noch einmal drauf gehämmert, wie wichtig der Schlafplan ist.

Wir haben unsere Nummer gesagt, und dann haben die uns herumgestoßen und durcheinandergeschubst und behauptet, jetzt wüssten sie nicht mehr, wer wer ist.

Da war einer, der sagte, dass es doch sowieso Zufall war, wer von uns nun Acht, Neun oder Zehn ist. Klar, sagte ein anderer, in der ersten Nacht ist es egal, aber morgen gibt es Durcheinander. Also muss schon heute alles genau nach Plan laufen.

Dann haben wir nochmal unsere Nummern gesagt, und Sechs hat uns unser Bett angewiesen. Endlich konnten wir schlafen.

Obwohl, es war ja eng, und man hat einen Kerl im Bett, den man noch nicht kennt. Und entweder man ist selbst geil oder der andere Kerl.

Die hatten sich da schon dran gewöhnt und waren ganz locker. Und endlich schliefen wir ein, einer nach dem anderen.

Bis dann dieser halb schwachsinnige Fünf, der erst so lieb war, auf einmal Zweifel bekam. Er machte alle wach, weil er nichts falsch machen wollte. Er war nicht mehr sicher, ob er den Richtigen im Bett hatte. Wo es doch so genau hält. Und Sechs hat verlangt, dass zwei von uns tauschen.

Und als dann ein paar von unseren Kumpels zum Pissen runter kamen – die haben ja kein eigenes Klo da oben und kommen immer runter –, da wurden die gefragt, wer von uns welche Nummer hat. Die behaupteten, uns könnten sie nur am Saugmaul unterscheiden, weil wir ja alle gleich aussähen. Es war ein Riesen-Durcheinander. Dann wollte jeder unser Saugmaul ausprobieren, und es wurde immer schlimmer.

Und immer mehr von unseren Kumpels kamen immer besoffener dazu und versuchten, uns zu unterscheiden. Geschlafen hat die ganze Nacht niemand mehr.

Nein, wir haben nicht geheult. Das sah vielleicht so aus, aber bestimmt nicht. Es war hart, und wir waren todmüde, aber ein Skin heult nicht. Und heute Morgen war klar, dass die uns alle akzeptiert hatten. Wir gehören dazu.

Aber jetzt wollen wir auch unsere Nummern drauf haben. Damit wir auch richtig dazugehören. Egal, ob wir nur Hilfsknechte sind. Egal, wie lange wir bleiben. Wir wollen unsere Nummer und sind stolz drauf. Unsere Kumpels, die oben schlafen, haben sowas nicht.

Für die Richtigkeit: S004jur

„Ratte, ich beginne zu verstehen: du willst nicht alles in einem Schlag planen und auf einmal aufbauen sondern es nach und nach wachsen lassen.” – „Klar, Chef. Wir lassen es zusammen wachsen. Mit uns und um uns. Wenn da auch Herren mit Sklaven einziehen, und sowieso, es gibt ja massenhaft Sklavennaturen, die keinen Herrn gefunden haben und sicher auch bei uns leben wollen, die müssen doch auch was zu tun haben. Wir lassen sie ihre Verliese und die Suiten der Herren selbst bauen. Ohne lärmende Maschinen. Wir können alles in Ruhe planen und aus unseren Erfahrungen lernen. Aber wir müssen so anfangen, dass wir die Ruhe auch haben und der Start richtig gut ist. Darum der Zaun. Darum brauchen wir für uns eine gute Wohnung: Sicherheit, Ruhe und Kreativität. Hat der Meyer gesagt, wann und wie er selbst einziehen will? Was hat der für Vorstellungen?” – „Er hat nur vom Zusammenleben gesprochen, wie er es von uns kennt. Keine persönlichen Wünsche. Das kommt wohl noch. Er kann ja auch nicht weg von seiner Reederei. Wird wohl eine Art Wochenendwohnung werden.“ – „Darum ja auch das Gästeappartement. Dann kann er von Anfang an immer schauen, wie es weitergeht.

Chef, die Sklavennaturen, darum müssen wir uns kümmern. Sucker gehört mir, mit Leib und Leben. Er kann selbst nichts entscheiden, und er kann nie weg. Ich habe ja sein ganzes Geld und alle Vollmachten. Er will auch nie weg, das ist ja inzwischen wohl sicher. Von solchen Männern gibt es mehr. Die nicht nur mal am Wochenende Spielchen spielen wollen, mit Festbinden und so, sondern die wirklich ihre Freiheit aufgeben wollen. Sie wissen doch ganz genau, dass Ihr Schwein...“ – „Darum geht es jetzt nicht.“ – „Na, meinetwegen. Chef, ich will wirklich wissen, ob wir Leute kriegen können, die sich mit Haut und Haar hingeben. Die ihre Freiheit aufgeben um nur noch mit anderen solchen Männern zusammen zu leben, zu arbeiten, und für die alles geregelt wird.“ – „Es klingt wie Kloster.“ – „Haha, Chef, nur dass die im Kloster angeblich nicht geil aufeinander sind. Dort wird das aber der Motor sein. Wie bei uns hier.“ – „Und der Zaun, damit sie nicht weglaufen?“ – „Quatsch. Das würde ja nie funktionieren. Dann steht irgendwann ein SEK vor dem Tor. Nee, das muss ganz anders funktionieren, so ähnlich wie bei Sucker und mir.“ – „Disziplin, harte, aber gerechte Strafen, und nach der Bestrafung ist das Verhältnis wieder rein. Sicher gibt es Männer, die das wollen. Aber man muss weiterdenken: Wenn sie nicht mehr arbeiten können, aber bleiben wollen, werden sie artgerecht versorgt. Ich muss wirklich meinen Studienfreund Sebastian mal fragen, wie die Benediktiner das eigentlich genau geregelt haben. Ist übrigens ein Patenkind von Notker Wolf.“ – „Chef, wir haben jetzt keine Zeit für name dropping. Diese Chance ist viel zu wichtig. Wir müssen so schnell wie möglich die Bedingungen schaffen, dass wir da leben können. Und dann bauen wir das zusammen.“

So in Fahrt habe ich ihn noch nie erlebt.

„Chef, ich denke, wir kündigen hier sofort. Jedenfalls in dem Moment, in dem der Meyer wirklich grünes Licht gibt.“ – „Wollen wir nicht warten, bis die Stiftung steht?“ – „Chef, dann wird es nix Ganzes und nix Halbes. Ich will sofort anfangen. Und unser Doppelschwein bestimmt auch. Obwohl, die haben ja nix zu sagen.“ – Er zählt mit den Fingern ab: „Also schnellstens eine Ortsbesichtigung. Notfalls können wir in dem Gasthof übernachten. Auswahl eines ersten Wohngebäudes. Bauplan und Auftrag an den örtlichen Bauunternehmer. Meyer soll sich dafür einsetzen, dass das alles ganz schnell geht. Und dann ziehen wir um. Punk, der ja bekanntlich frei ist, darf mit, aber wenn er an seinem Juwelier hängt, darf er auch erst mal hier auf die Wohnung aufpassen. Obwohl es konsequenter wäre, wenn wir die auch sofort aufgeben. Man darf nicht an der Vergangenheit kleben! – Einmal dort, lassen wir Zaun und Mauern restaurieren und die schlimmsten Russenscheußlichkeiten abbrechen. Und vor allem beginnen wir, die ersten Wohnungen zu bauen und einen Stall für Sklaven. Ich habe alles im Kopf! Aber, keine Sorge, Chef, wir werden nichts überstürzen, bis sich abzeichnet, wer kommen will und wie er leben will. Und wir brauchen einen wirklich guten Juristen. Vielleicht den, der damals die Versklavung von Maik, der jetzt Sucker heißt, so gut geregelt hatte.“

Der Konvent

Подняться наверх