Читать книгу Der Konvent - Jens van Nimwegen - Страница 11
ОглавлениеBegehung
Wir fahren zu fünft im Auto nach Brandenburg. Das Schwein, Sucker und Ratte in ihren Arbeitshosen, aber wegen der Kälte mit Lederjacken statt Westen, Punk in alten Jeans und Lederjacke.
Die Anlage liegt abseits der Landstraße, umgeben von Ackerland und einem kleinen Wald. Anscheinend hat Meyer unter gewissen Auflagen des Denkmalsschutzes die Gebäude sehr günstig bekommen, war aber schlau genug, selbst über die Nutzung und den Zugang bestimmen zu können. Er hat dann gleich den Bauern das Umland und den Wald abgekauft, billiges Landschaftsschutzgebiet, sie dürfen es weiter bestellen. Ratte grinst: „Der halbe Wald sollte diskret eingezäunt und zur Anlage geschlagen werden, einen Wald kann man immer gebrauchen.” Punk sagt: „Ja, ja, und hinter dem öffentlichen Teil ein Parkplatz, den kann man auch immer gebrauchen, und mitten im Wald ein Tor mit Wächtern und Pechnase.” – „Warum eigentlich nicht? Das behalten wir mal im Hinterkopf.” Das Kaff mit der S-Bahn ist eine Viertelstunde Fußweg entfernt, und das Land dazwischen gehört Meyer.
Von der Straße eine zweihundert Meter lange Einfahrt bis zum schmiedeeisernen Zaun mit Tor. „Hier muss ein Schild hin: Privatweg. Und Parkverbot auf der ganzen Einfahrt. Oder noch besser vorne ein Schlagbaum mit Fernbedienung. Hinter dem Tor ein kleiner Parkplatz.” Der Zaun ist so breit, dass man von der Straße das Hauptgebäude liegen sehen kann. Links und rechts davon geht er in eine Klostermauer über, die den ganzen Komplex umschließt. Ein Parkplatz kann dergestalt hinter der Mauer angelegt werden, dass die Autos den Blick von außen durch den Zaun nicht verstellen und von innen hinter Büschen verborgen sind.
Das schlossähnliche Hauptgebäude – „Herr, das war ein Schloss, und das wird wieder ein Schloss” – ist viel zu groß und zu verbaut um ohne gründliche Planung zu restauriert zu werden. Und wenn, dann muss man es als Ganzes machen. Also erst mal nicht. Immerhin ist kein Asbest drin, also kann man die ganzen russischen Wände ohne Spezialfirma herausbrechen. Wenn erst mal genug Knechte da sind.
Daneben und dahinter gibt es Stallungen und Scheunen, ein altes Klostergebäude mit Turm, eine völlig verfallene Kirche mit Kreuzgang, alles unter Efeu – „Wie bei Caspar David Friedrich. Das kann man erst mal so lassen statt sich zu überlegen was man um Gottes Willen mit einer Kirche anfängt.” – und ganz hinten, etwas erhöht, zwei kleine Häuser. In einem liegt anscheinend sogar Wasser und Strom, und es hat einen Keller. – „Das wird also unser Bauhaus.”
Die drei Ingenieure beginnen sofort zu messen und zu zeichnen.
Das Dach des Hauses ist nicht mehr historisch. Die dem Wald zugewandte Seite kann man von der Straße nicht sehen. – „Dann wird das ganze Dachgeschoss ein Raum, mit Panoramafenster zum Wald. Ist da Osten? Ja, also Blick auf Klosterwald in Abendsonne, geht doch.”
Wir entscheiden, dass aller Russenbeton – Garagen, Hallen, eine Art Badehaus oder Sauna – doch weg muss, weil die historischen Gebäude in ihrer Lage zueinander dann wieder ihren Sinn bekommen. Nur ein Bunker wird wohl bleiben, weil er einfach zu massiv ist. Da kriecht schon das erste Efeu hoch. Aus dem Keller einer Halle kann man ein Schwimmbad machen.
„Was meint ihr, wie viele Wohneinheiten auf Stand kriegt man in die Stallungen?” – „Zehn bis zwanzig, je nach Größe. Und hier bei dem langen Kutschhaus kann man ohne weiteres von einem Ende an anfangen und sich nach und nach durcharbeiten. Ach, und schau mal wie nett: hier ist die Schmiede. Dann fangen wir doch an diesem Ende an.” Punk sagt: „Ich brauch aber keine Wohnung neben der Schmiede, ich bleibe bei euch. Obwohl... Nee, der Werner will bestimmt seine Stadt nicht verlassen.”
Die Drei messen und zeichnen noch lange, denn sie wollen morgen die ersten Aufträge erteilen. Wir beschließen, im Gasthof weiterzumachen und den Bauunternehmer zu einem späten Abendessen einzuladen.