Читать книгу Alle Sterne für Dich - Jessina Lux - Страница 10
Kapitel 8
ОглавлениеIch schlafe, scheinbar traumlos, was ich bedaure. Als ich aufwache und realisiere, dass Rahel mir nicht erschienen ist, bin ich so was von enttäuscht. Ich versuche Nara zu erreichen und das zu bemängeln, da flasht sie mich plötzlich im gerade angestellten Schlafzimmer-Fernseher mit einer Szene, in der es wieder kracht zwischen Rahel und Rick. O, nein, er ist drauf und dran… Nara sagt: `Willst du das wirklich sehen?´
Ich schüttle den Kopf. Es ist lange ein schwarzes Bild, dann erscheint Rahel auf einmal wieder auf dem Bildschirm. Sie liegt in der Wanne. Ja, ich kann sie nackt sehen, soweit das der Schaum zulässt. Aber meine Begeisterung wird zum Schock, als ich bemerke, dass sie überall blaue Flecken hat. War Sebastian denn nicht da, um das zu verhindern? Es wird umgeswitcht und ich sehe wie Sebastian vor dem Spiegel des Gästebads steht, mit einer blutigen Nase und Schrammen auf der Stirn. Warum holen die nicht die Cops?
`Ricks Schwager ist der örtliche Polizeichef und ein bisschen korrupt noch dazu´, verrät mir Nara jetzt und: `Verstehst du jetzt, warum ich handeln musste?´
Ich nicke. Und habe ein Tränchen im Augenwinkel. Ich hoffe, der Brief erreicht sie rechtzeitig und dass ihre Flucht klappt. Ich habe echt Angst um die beiden…
Das Golden Record. Jemand hat ein Dutzend CDs aus dem Regal rausgezogen, die ich alle wieder alphabetisch einräumen muss. Carl ist beim Turteln mit Linda. Ich habe Nik Kershaw eingelegt und singe ein bisschen mit, da ich gerade keine Kunden habe. Wouldn´t it be good...? Wenn Nara und ich Rahel und Sebastian retten könnten? Nara, denke ich, erzähl, an was bist du gestorben?
`Ich hatte einen Autounfall. Ich war sofort tot.´
Wie war deine Ankunft da oben? Will ich wissen. `Kennst du diese Momente, in denen man neben sich steht, alles so irreal wirkt? Genau so fühlte es sich an. Nur, dass das Irreale real war. Und gleichzeitig spürte ich eine Wärme und Geborgenheit wie noch nie in meinem Leben. Alles war leicht, es gab keine Angst, keine Sorgen. Erstmal. Ich traf meine Mama wieder. Sie war happy, mich zu sehen, wenn auch traurig für Sebastian und Dad.“ Was ist mit deinem Dad jetzt? `Ich mache mir ein wenig Sorgen um ihn. Also, das heißt, gewisse Sorgen gibt es hier oben also schon. Er ist total verstummt. Nachdem Sebastian nach Kanada geflohen war, rief seine Nachbarin einen Notarzt, weil sie glaubte, er habe sich was angetan. Er kam in ein Heim. Dabei ist er eigentlich noch fit, nur hat er ein gebrochenes Herz.´
Das ist echt traurig! denke ich.
Nara: `So traurig wie Einer von Millionen, spiel das doch mal!´
Ich: Ich befürchte, das haben wir nicht, ist ja was Deutsches.
Da erklingt plötzlich das besagte Lied von Roger Cicero. Es klingt wie a capella gesungen. Die Stimme ist samtig und trifft mich mitten ins Herz. `Er war ein deutscher Jazz-Sänger, der sehr jung gestorben ist´, erklärt mir Nara weiter. Kennst du ihn? Will ich wissen. Nara sagt nichts, aber ich weiß auf einmal genau, dass er gerade für mich singt. Das rührt mich so wahnsinnig, dass ich eine Gänsehaut von oben bis unten bekomme und ...mein Gott, was ist nur mit mir los? Ich heule wie ein Baby. Es ist wirklich mehr als herzzerreißend. Als seine schöne Stimme verklungen ist, ist mein Gesicht pitschnass, zumal ich jedes Wort verstanden habe, bin ich unendlich dankbar, dass ich das hören durfte. Es war wunderschön. Und ich nehme mir vor, mehr deutschsprachige Musik zu hören, ich wusste ja nicht, dass es noch so viel mehr gibt, neben Kraftwerk, Nena, und Falco. Shame on me!
„O, wer ist das?“, fragt Carl, als er reinkommt.
Ich habe mir Rogers gesamtes Werk heruntergeladen und spiele gerade `Alles kommt zurück ´ab. „Das swingt ja!“, ist auch Carl begeistert.
„Ja, himmlisch, nicht?“
„Woher hast du das?“
„Internet!“
„Das dachte ich mir, aber...“
„Göttliche Eingabe!“