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Kapitel 10

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Die Post ist da in Kanada. Rahel und Sebastian streiten, das sehe ich mal wieder im Fernsehen.

„Aber der Brief ist von Nara!“

„Von einer Toten, ja klar!“

„Es ist eindeutig ihre Handschrift, sie hat sich auf aktuelle Ereignisse bezogen, ich weiß ja auch nicht, wie das geht, aber ich glaub den Scheiß!“

„Du bist doch nicht mehr ganz sauber! Wie damals, als du dachtest, du hörst ihre Stimme!“

„Mann, Rahel, es gibt etwas zwischen Himmel und Erde, das ist doch der Beweis!“

„Da erlaubt sich irgendein Freak einen üblen Scherz mit dir!“

„Ich weiß nur, dass wir nicht hier bleiben können, irgendwann tickt dein Mann gänzlich aus und dann ist es zu spät. Und warum nicht Starbay, klingt doch nett.“

„Du weißt ja noch nicht mal genau, wo das ist!“

„Doch, hab gegoogelt, an der irischen Westküste. 10.000 Einwohner, Kino gibt es auch eines.“

„Na, dann bin ich ja beruhigt!“

„Ich besorg´ Tickets.“

„Sebastian, das ist doch Wahnsinn! Ich bleibe auf jeden Fall hier.“

„Aber der misshandelt dich, der ist total daneben. Ich muss dich doch beschützen!“

„Nein, musst du nicht.“

Da erscheint an der weißen Wohnzimmerwand eine Geisterschrift. „Kommt nach Starbay, hier werdet ihr sterben.“ Rahel wird erst leichenblass, dann kippt sie um. Sebastian ist fasziniert, geht ganz nah zur Wand, aber da ist die Schrift verschwunden. „Wusste ich´s doch, mir mal was glauben…“

Sebastian fächelt Rahel abwechselnd Luft zu und tätschelt ihre Wange. Als das nichts nützt, holt er aus dem Bad ihr Parfüm und sprüht damit in die Luft. „Was war das?“ kommt Rahel allmählich wieder zu sich. Sebastian: „Nara, und das weißt du auch!“

Als nächstes sitzen die Geschwister bei einer sehr starken Kanne Kaffee am Küchentisch und planen ihre Flucht.

Rahel: „Am nächsten Dienstag hat er früh einen Zahnarzttermin. Da könnte es klappen.“

Sebastian: „Ich besorg die Tickets.“

Rahel: „Das ist total verrückt!“

Sebastian: „Auch nicht mehr als hier zu bleiben bei Caligula persönlich.“

Ich habe das ganze mitangesehen, zittere und bin vermutlich ebenso aufgeregt wie die beiden. Dass Nara zum Äußersten greifen musste...Aber egal, es hat ja funktioniert. Meine Hände sind schweißnass, ich gehe sie waschen. Im Spiegel sehe ich mein knallrotes Gesicht. Mein Herz klopft hörbar. Ich fiebere mit, mit diesen eigentlich Fremden, als seien sie langjährige, engste Freunde, als gehörten sie zur Familie. Ich weiß, dass Nara mich dahingehend ein bisschen manipuliert hat. Aber das ist okay. Ich fühle mit ihnen und wünsche, dass ihnen ihre Flucht aus Kanada gelingt. Dass ich sie dann auch bald in Starbay live sehen kann, das wage ich noch nicht ganz zu glauben. Man soll den Tag ja nicht vor dem Abend loben.

Aber, doch, ich wünsche es mir….

Ich bin also ein Mann mit Geheimnis. Mir wird auch bewusst, dass ich mich unendlich auf die beiden freue, ich fange schon an, mein Haus von oben bis unten zu putzen und aufzuräumen, als stünden die beiden gleich vor meiner Tür. `Noch ist es nicht soweit´, bremst mich Nara etwas. Sie ist wohl ein bisschen abergläubisch. Ich will aber für alle Fälle gerüstet sein.

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