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Kapitel 9

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Ich bin etwas nachdenklich heute. Ich denke über Naras Unfalltod nach. Über das Leben an sich, das so kurz vorbeigeht. Etwas ist mir klar geworden, seitdem ich Nara kenne. Ich brauche vor dem Tod keine Angst zu haben. Gleichzeitig sollte ich meine Zeit hier allerdings sinnvoll nutzen. Ich hinterfrage mich, was will ich vom Leben, was fehlt mir noch zum Glück? Immer wieder komme ich dabei auf die Liebe zurück. Ich hab zwar schon mal geliebt, aber im gleichen Maß zurück geliebt wurde ich nicht. Das muss sich ändern. `Das wird sich auch ändern!´ mischt sich Nara ein.

„Aber wie?“ frage ich sie in Gedanken. `Sei nur du selbst!´ Für meine erste und einzige Liebe, da wollte ich cool wirken, hab im Laden rausten Hip Hop aufgelegt, dabei kann ich den nicht ausstehen. Ich hab ständig geposed und war nicht ich selber. `Ja, das war falsch, aber es bringt dich auch weiter jetzt. Die Vergangenheit ist der Baustein für die Gegenwart. Egal, wie sie war, Unglück kann sogar erst der Nährboden für großes Glück sein. Walter, ich beobachte dich schon seit einer gewissen Zeit, und ich könnte mir keinen besseren für meine Mission vorstellen, weil du empathisch bist und offen. Du verdienst es, wahr genommen zu werden.´

Nara schafft es mal wieder mich wahnsinnig zu rühren. Hab schon wieder Tränchen. `Wenn ich noch leben würde, wärst du für mich echt ein Mann zum Verlieben.´

„Gibt es im Himmel eigentlich Sex?“ O je, das ist mir so rausgerutscht. Nara zögert ein wenig, ehe sie antwortet: `Ich hab ja keinen Körper mehr, aber das Gefühl, dieses allumfassende Glück, das kann ich immer noch nachempfinden. Wenn ich Leute sehe, die glücklich sind, oder Musik höre, die ich liebe. Das ist wunderschön.´ „Was soll ich dir spielen, Nara?“ will ich wissen und gehe zum PC.

`Oh, das ist eine endlose Playlist, aber am meisten würde ich mich über Iris freuen.´

Ich klicke Iris von den Goo Goo Dolls an. Ist es ein Zufall, dass es aus einem Film über Engel stammt? Nara hat meinen Gedanken natürlich vernommen. `Ich hab den Film erst im Himmel gesehen. Ich gehe runter zu den Leuten, wenn sich jemand den Film anschaut, schaue ich mit. Ich sah ihn zusammen mit Dexter aus Nebraska, er weinte wie ein Schlosshund dabei. Ich hab ihm einen Streuner geschickt, Nathan, der genauso einsam war wie er und die beiden wurden unzertrennlich.

So was macht mir Freude. Es gibt kaum etwas schöneres, als anderen eine Freude zu bereiten, findest du nicht auch? Vielleicht ist das Lied durch diese Geschichte für mich noch wertvoller geworden.´

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