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Kapitel 10

Natalie wollte gerade ihren Wagen aufschließen, als sie instinktiv spürte, dass sich ihr jemand von hinten näherte. Noch bevor derjenige seine Hand auf ihre Schulter legen konnte, fuhr sie herum und nahm eine kampfbereite Haltung ein.

»Mach mal hier nicht auf Wonder Woman«, grinste Kleekamp sie an, »oder glaubst du, die Verbrecher sind schon so dreist, dass sie dich unmittelbar vor der Polizeiwache angreifen?«

Natalie ließ erleichtert die Schultern sinken. »Wenn man mit dir zusammenarbeitet, muss man auf alles gefasst sein.« Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und ohne große Überlegung umarmte sie ihren Kollegen. »Was machst du denn hier?« Sie deutete zum Dienstgebäude hinüber.

»Ich hatte einen Termin wegen meiner Disziplinarsache.«

Natalies Augen weiteten sich erschrocken. »Und?«

»Ich habe dir doch gesagt, die können mir nichts«, verkündete er großspurig. Eine Viertelstunde vorher hätte er das allerdings noch nicht behauptet.

»Nun sag schon, was ist los?«, quengelte Natalie.

»Lass uns mal ein Stück die Straße runtergehen«, forderte Kleekamp seine Kollegin auf. »Muss ja nicht jeder mitbekommen, was wir quatschen.«

Ohne lange nachzudenken, hakte sich Natalie bei ihm ein und zog ihn mit sich. »Nun erzähl schon, lass dir nicht alle Würmer aus der Nase ziehen. Was ist nun? Bleibst du suspendiert? Schmeißen sie dich raus?«

»Du bist ganz schon neugierig.« Kleekamp seufzte. »Es tut mir leid, aber ich habe keine guten Nachrichten für dich.«

Natalie blieb stehen, ließ seinen Arm los und starrte ihn entsetzt an. »Rausschmiss?«

Kleekamp schüttelte den Kopf. »Wie kommst du darauf?«

»Aber du hast doch gerade gesagt, du hättest schlechte Nachrichten.«

»Ja, aber schlechte Nachrichten für dich.« Als er sah, wie vollkommen verständnislos Natalie ihn anblickte, brach er in Gelächter aus. »Mädchen, die schlechte Nachricht für dich ist, dass ich wiederkomme!«

Natalie war immer noch sprachlos.

»Mörisch wird der Behörde vorschlagen, mein Verfahren gegen Zahlung einer Geldbuße einzustellen.«

Der erste Polizeihauptkommissar Stephan Mörisch war von der Kreispolizeibehörde Paderborn als Vorermittlungsführer eingesetzt worden und hatte Kleekamp heute zu einem abschließenden Gespräch eingeladen. Dabei hatte er ihn vorher absichtlich oder unabsichtlich im Unklaren darüber gelassen, wie das Gespräch enden würde. Aber das war Kleekamp jetzt völlig egal.

»Wenn Mörisch es vorschlägt … ich meine, wird die Behörde seinem Vorschlag … glaubst du, das geht durch?« Natalie brachte vor lauter Aufregung keinen einzigen vollständigen Satz heraus.

»Er hat durchblicken lassen, er sei ganz zuversichtlich, dass die Behördenleitung auf seinen Vorschlag eingehen wird. Es wird zwar noch ein paar Tage dauern, aber wenn sie dem zustimmen, wird die Suspendierung aufgehoben und ich kann wieder mit euch Dienst machen.«

Natalie atmete erleichtert auf. »Mensch Jürgen, das wäre ja toll. Ich drücke dir die Daumen, dass es genauso kommt.« Spontan umarmte sie ihn erneut und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Der ansonsten mehr als abgebrühte Kleekamp wurde rot und hielt ausnahmsweise mal den Mund. Gut, dass sie nicht direkt vor dem Polizeigebäude standen.

»Aber sag mal, wie hoch wird diese Geldbuße denn sein?« Seine Kollegin hatte ihn losgelassen und auf Armeslänge von sich gedrückt.

»Mörisch hat mir gesagt, dass er ein Monatsgehalt vorschlagen wird.«

Natalie ließ erschrocken die Luft ab. »Ein Monatsgehalt?« Sie schüttelte verärgert den Kopf. »Du hast Vanessa und mir das Leben gerettet, du hast einen Mörder überführt und dafür brummen sie dir jetzt ein Monatsgehalt als Strafe auf?«

»Nach Aussage von Mörisch hat er all das berücksichtigt. Aber ich hätte mich nun mal ohne Genehmigung aus dem Einsatz entfernt und das wäre halt ein Dienstvergehen, das geahndet werden müsste.«

»Dann müssen sie mich auch verurteilen«, begehrte Natalie wütend auf. »Ich bin ja schließlich mitgefahren.«

Kleekamp schüttelte lachend den Kopf. »Das kannst du vergessen, Bunny, ich habe Mörisch nämlich erzählt, ich hätte dich gezwungen. Damit hast du nur die Anweisung deines unmittelbaren Vorgesetzten, also meine, ausgeführt.«

Die junge Polizistin stemmte aufgebracht die Hände in die Hüften. »Wenn ich auf der Fachhochschule gut aufgepasst habe, da habe ich aber doch ein Dienstvergehen begangen, ich hätte gegen deine Entscheidung protestieren müssen.«

»Auch das habe ich Mörisch erzählt. Du hättest es getan, aber ich hätte keine Notiz davon genommen.«

»Du Lügner, sobald er mich vorlädt, werde ich die Sache klarstellen.«

Kleekamp grunzte behäbig. »Darauf kannst du lange warten. Es wird keine weiteren Vernehmungen mehr geben, denn ich habe mich mit seiner Maßnahme sofort einverstanden erklärt. Also weder du noch Vanessa werden befragt und das ist auch besser so.«

»Ach ja?« Man sah Natalie ihren Unwillen deutlich an. »Und warum ist das besser?«

»Weil ihr dann keine Scheiße erzählen oder euch um Kopf und Kragen reden könnt.« Kleekamp fasste sie am Oberarm und sah ihr ernst in die Augen. »Natalie, tu mir einen Gefallen und lass die Sache jetzt in Ruhe ihren Gang gehen. Ich weiß zwar noch nicht, woher ich die Kohle nehmen soll, aber ich weiß, dass ich diesmal noch mit einem blauen Auge davongekommen bin.« Er blickte sie mit ernstem Gesicht an.

Natalie hielt seinem Blick stand. »Okay, wenn du es so willst, dann machen wir es so. Ich werde nichts mehr dazu sagen und auch nicht fragen, was passiert ist, unmittelbar bevor der Brand ausbrach.«

Kleekamps Gesicht verzog sich zu einem schiefen Grinsen. »Das musst du auch gar nicht wissen!«

Der Tod der blauen Wale

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