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Neue Ambitionen bei den Nachfolgern Ottos des Großen

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Auch Otto II. (Reg. 973–983) sicherte seine Herrschaft in den cisalpinen Gebieten auf gänzlich traditionelle Weise. Zu Beginn seiner Regierungszeit musste er westliche Ansprüche auf Lothringen ebenso abwehren wie von Dänemark ausgehende Angriffe. Dass Otto zur nämlichen Zeit Schwaben seinem Cousin überließ, weckte die Feindseligkeit des bayrischen Herzogs Heinrich II. (genannt „der Zänker“). 976 wurde er von Otto abgesetzt.

Aber es gab auch Anzeichen für größere Ambitionen. Nachdem Otto 967 zum Mitkaiser gekrönt worden war, nahm er den Titel Romanorum imperator an, was ehrgeizigere Vorhaben in Italien verriet. In Rom setzte er sich 980 durch, doch sein Versuch, Süditalien zu gewinnen, schlug fehl, als er im Juli 982 in der Schlacht von Capo Collone (bei Cotrone in Kalabrien) gegen die Truppen des muslimischen Emirats von Sizilien eine verheerende Niederlage erlitt. Dennoch konnte er die führenden Adligen Deutschlands und Italiens dazu bewegen, seinen zweijährigen Sohn zu Pfingsten 983 in Verona zum König zu wählen. Dieser Erfolg wurde allerdings durch einen großen Aufstand der Slawen überschattet, die die kaiserlichen Streitkräfte bis an die Elbe zurückdrängten. Da Otto II. bereits 983 in Rom starb, konnte er einen Gegenangriff nicht mehr führen.

Die Erbfolge zu sichern war nicht einfach. Schon bald tauchte der seines Amtes enthobene Herzog Heinrich auf, um Anspruch auf die Vormundschaft über Ottos dreijährigen Sohn zu erheben. Das konnten der Erzbischof von Mainz und der sächsische Adel verhindern, indem sie Heinrich die Wiedereinsetzung als Herzog von Bayern versprachen. Sie statteten die Kaiserin Theophanu mit den notwendigen Herrschaftsbefugnissen aus. Theophanu konnte das Reich nördlich der Alpen stabilisieren und erneuerte die kaiserlichen Ansprüche in Italien und Rom.

Nach dem Tod der Kaiserin 991 übernahm für kurze Zeit Adelheid, die Großmutter des jungen Herrschers, das Ruder, bis 994 Otto III. im Alter von vierzehn Jahren die Macht ergriff und daranging, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Nachdem er sich der Loyalität des christlichen Obotritenfürsten Mstislaw in Mecklenburg versichert hatte, reiste er nach Rom, wo er seinen Cousin Brun von Kärnten als Papst Gregor V. einsetzte, der wiederum ihn 996 zum Kaiser krönte.

Es folgte ein Feldzug gegen die ostelbischen Slawen, der Ottos Position nördlich der Alpen hinreichend sicherte, um die Regierung in die Hände seiner Tante Matilda, der Äbtissin von Quedlinburg, zu legen. Sodann kehrte er nach Italien zurück, um dort die Macht des Clans der Crescentii in Rom zu brechen und die Stadt zum Zentrum seiner Macht zu machen. Er verkündete eine Renovatio imperii Romanorum, eine Erneuerung des Römischen Reichs, und nahm den Titel Romanorum imperator augustus (Erhabener römischer Kaiser) an. Außerdem ließ er sich einen neuen Palast auf dem Palatin erbauen, wo er am byzantinischen Hof gebräuchliche Titel einführte und, nach Art der byzantinischen Kaiser, allein an einem erhöhten halbmondförmigen Tisch speiste.

Auch sein Entschluss, im Jahr 1000 nach Gnesen (Gniezno) zu reisen, um dort in Erinnerung an Erzbischof Adalbert von Prag, der 997 bei der Missionierung der Pruzzen als Märtyrer gestorben war, ein Erzbistum einzurichten, kann im Rahmen seines Vorhabens, Kirche und Reich zu erneuern, gesehen werden. Gleiches gilt für seine Unterstützung, die er im selben Jahr der Etablierung eines Erzbistums in Esztergom angedeihen ließ. Otto wollte die Verbreitung des Christentums fördern und, indem er sich die Anerkennung der polnischen und ungarischen Herrscher sicherte, sein eigenes imperium ausweiten. Doch als er nach Rom zurückkehrte, wurde er fast umgehend von der Bevölkerung aus der Stadt vertrieben. Er starb im Januar 1002, noch bevor er Rom zurückerobern konnte.

Thronfolger Ottos III. war sein zweiter Cousin, Heinrich von Bayern, der von 1002 bis 1024 als König des Ostfrankenreichs regierte. Seine Wahl wurde von einigen mächtigen Konkurrenten aus dem Adel infrage gestellt, was ihn zweifellos in seinem Entschluss, eine Renovatio regni Francorum zu verkünden, bestärkte. Zwar wurde Heinrich 1004 noch zum König von Italien und 1014 zum Kaiser gekrönt – der Kaisertitel durfte unter keinen Umständen fehlen –, doch lag das Schwergewicht seiner Vorhaben in den Gebieten nördlich der Alpen. Getreu den Traditionen der Karolinger und Ottonen gründete er ein Erzbistum in Bamberg und verstärkte die Kontrolle über die Kirche, indem er mehr königlichen Kaplanen zu Bistümern verhalf als je zuvor. Auch achtete er darauf, in Lothringen die Oberhand zu behalten, und wehrte sich gegen die Ambitionen des polnischen Herzogs Boleslaw. Weil Deutschland im Mittelpunkt seiner Politik stand, wird er in zeitgenössischen Quellen auch als Rex Teutonicorum, König der Deutschen, bezeichnet; ein Titel, der zuvor noch keinem Herrscher zugesprochen wurde.

Doch mit Heinrichs Tod 1024 erlosch die Dynastie der Ottonen. Immerhin war es ihnen gelungen, ein deutsches Königreich auf den von ihren karolingischen Vorgängern gelegten Fundamenten zu errichten und im Reich die Kontrolle über die Kirche beizubehalten. Auch hatten sie den gewählten deutschen Königen das Recht auf den Kaisertitel gesichert. Aber die Herrschaft über das Königreich Italien blieb umstritten, ebenso wie das Machtverhältnis zum Papsttum. Diese Probleme sollten bei der Herrschaft der Salier und Hohenstaufen während der nächsten zweieinhalb Jahrhunderte eine zentrale Rolle spielen.

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