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Die Entwicklung einer deutschen Identität

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In seinem Briefwechsel mit Heinrich IV. hatte Papst Gregor VII. nachdrücklich auf das regnum Teutonicorum (oder regnum Teutonicum) hingewiesen, womit Heinrich implizit alle Rechte auf Italien abgesprochen wurden. Die Verwendung dieses Terminus spiegelt auch die Entwicklung einer deutschen Identität unter Heinrich IV. und Heinrich V. Die in diesem Zeitraum ausgetragenen inneren Konflikte mobilisierten umfassendere Schichten der Bevölkerung als jemals zuvor: Nicht nur Geistliche, Angehörige des Kleinadels und Städte, sondern auch Bauern unterstützten den König gegen einheimische Gegner oder gegen Rom. Zwar gab es auch, wie etwa in Sachsen, Widerstand, insgesamt jedoch ist die Unterstützung der Bevölkerung für die Monarchie bemerkenswert. Der Ausdruck „diutisc“ oder „diutsch“ (die althochdeutsche Version von „deutsch“) wurde zunehmend für Untertanen des deutschen Königreichs verwendet und bezeichnete nicht mehr nur eine Sprachgemeinschaft. Auch kam im späten 11. Jahrhundert der Ausdruck „deutsche Lande“ in Gebrauch.

Allerdings glaubten die Deutschen auch weiterhin, dass sie einem größeren Gemeinwesen als dem deutschen Reich – nämlich dem römischen – angehörten, und sie schufen dementsprechende Ursprungsmythen. Das um 1080 verfasste Annolied, eine posthume Lobpreisung Erzbischofs Anno II. von Köln (er starb 1075), berichtet, dass Caesar ausgeschickt worden sei, um gegen die Deutschen zu kämpfen, die er nach zehnjährigem Kampf besiegen konnte. Aber in Rom begegnete man ihm mit Undank, weshalb er nach Deutschland zurückkehrte, wo er als Held empfangen und geehrt wurde. Die Deutschen halfen ihm, Rom zu erobern und das Reich zu errichten. Seitdem sind die Deutschen in Rom willkommen. Die wohl um 1140/1150 verfasste Kaiserchronik erzählt eine ähnliche Geschichte und setzt, ganz wie die Kanzlei Heinrichs V., das regnum Teutonicum mit dem Römischen Reich, dem Romanum imperium, gleich. In dieser Quelle heißt es, dass Karl der Große zuerst diese beiden Reiche vereinigt habe und die deutschen Könige seitdem Kaiser gewesen seien.

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