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§ 26.

Das Buch Josua.

1. Den Namen trägt das Buch, weil es die Geschichte der Theokratie unter Josuas Leitung enthält. Es beginnt mit der Berufung Josuas zur Führung Israels 1, 1 ff. und schließt mit seinem Tode 23, 29 ff. Es reiht sich aufs engste an den Pentateuch an, zu dem es sich wie eine Fortsetzung verhält.

2. Als Verfasser bezeichnet die jüdische Überlieferung Josua, indem sie bemerkt, Eleasar, der Sohn Aarons, habe den Schluß gemacht und Pinehas habe noch den letzten Vers hinzugefügt. Man betrachtete innerhalb der Synagoge das Buch Josua als Anhang zum Pentateuch und faßte beide gegenüber den anderen Schriften als Ganzes zusammen. Ohne Zweifel sind Pentateuch und Josua in demselben Zeitalter verfaßt, resp. abgeschlossen worden, und gehören wie ein Ganzes eng zusammen. Aber Josua ist nicht selbst der Verfasser des nach ihm benannten Buches. Wenn wir „das Buch des Frommen“ (c. 10, 13) nach 2 Sam. 1, 18 als Chronik Israels, in die das Wissenswerte Jahr für Jahr eingetragen wurde (dergleichen Annalen gab es von Staatswegen auch im alten Rom) ansehen dürfen, so kann das Buch Josua, wie es vorliegt, nicht von Josua selber stammen, denn er als Hauptaugenzeuge brauchte auf keine andere Quelle sich zu berufen; auch fällt ja die c. 19, 47 (vgl. Richt. 18, 27. 29) erwähnte Eroberung von Leschem durch die Daniten in die Zeit nach Josuas Tod. Doch sind sicher Aufzeichnungen von Josua oder Zeitgenossen desselben benützt. Vgl. Jos. 24, 26, desgl. 5, 1, wenn anders dort zu lesen ist: bis daß wir hinüberzogen. Dem Abschnitt c. 13 ff. liegen wohl die Verteilungsprotokolle Josuas zu Grunde. Nach c. 15, 63 muß das Buch vor der Eroberung Jerusalems durch David geschrieben sein; denn mit derselben war eine Vertreibung der Jebusiter möglich; auf gleiche frühe Zeit läßt auch c. 8, 28 in Verbindung mit Jesaja 10, 28, schließen, da an letzterem Ort von Ruinen Ais nicht mehr die Rede ist.

3. Zweck des Buches ist der historische Nachweis, wie Gott seine Verheißung erfüllt, die Kananiter vor Israel her vertrieben und Kanaan den 12 Stämmen zum bleibenden Besitz verliehen habe. Vgl. c. 1, 5. 6. Zugleich will es auch eine Darstellung des Lebens und der Thaten Josuas liefern.

Das Buch Josua gehört nach seinem doppelten Hauptinhalt noch zu den grundlegenden Urkunden Israels. Hindeutungen auf den Priesterkodex oder auf das Deuteronomium, soweit dergleichen sich in ihm finden, beweisen nichts für spätere Auffassung, da beide im wesentlichen zu Josuas Zeit schon vorlagen. – Auch im Buch Josua will man das Vorhandensein verschiedener Bearbeitungen nachweisen. Wie mißlich einerseits und unnötig andrerseits das sein kann, mag an 2 Beispielen klar werden, c. 7, 25: und verbrannten sie u. s. w. soll ein deuteronomistischer Zusatz zu dem von P verfaßten Bericht sein; hiebei wird jedoch nicht bedacht, daß die Israeliten die Hütte Achans und was er sonst von nichtlebendigem Gut hatte, v. 24 doch nicht steinigen konnten; abgesehen davon, daß sie wohl die Aase seines Viehbesitzes dürften verbrannt haben. – An Jos. c. 9 sollen 4 Verfasser beteiligt sein, von denen der eine berichtet: die Gibeoniten schließen mit der Mannschaft Israels auf Grund täuschender Angaben einen Friedensvertrag; der andre: sie erlangen von Josua mittels Täuschung und Anbietung der Unterwerfung Schonung; nach dem 3. beschwören die Obersten den Heviterstädten einen Dienstvertrag, hiezu v. 15c; v. 17–21. v. 23. v. 27; vom 4. endlich stammen die Grundabgaben in v. 9b und 10, sowie in v. 24 und 25. Allein die 4 Teile gehören innerlich zusammen, denn die Mannschaft eines Heeres schließt nirgends einen Friedensvertrag; ihre untergeordnete Stellung erlaubt das nicht; desgleichen konnte auch Josua in diesem Fall, da es sich um das Verhältnis eines Volkes zum andern handelte, nicht allein verfügen, denn er war kein absoluter Herrscher, sondern nur der Führer des Eroberungskrieges. Die Grundangaben aber sind schon im Bericht des „ersten“ Erzählers notwendig, wenn nicht dem Heer und Josua die Unternehmung der Gibeoniten als sinnlos oder aber verdächtig erscheinen sollte. Umgekehrt fordert das Murren der Mannschaft (v. 18) der 3. „Quelle“ den v. 7 der ersten; es erklärt sich daraus, daß diesmal die Mannschaft der vorsichtigere Teil gewesen war und Bedenken geäußert hatte. Natürlich gab es bei Entdeckung des Betrugs sogleich Auseinandersetzungen mit den Gibeoniten; aus ihnen stammt v. 21; Weitschweifigkeiten zu vermeiden sind sie nicht genauer erzählt.

4. Inhaltsübersicht.

Einleitung. Die Ermutigung Josuas für sein Werk 1,1–9.

Erster Teil: Die Einnahme Kanaans c. 1,10–c. 12.

1. Vorbereitungen zum Einzug in Kanaan c. 1, 10–5, 12.

Dazu gehört a) der Befehl an das Volk zur Bereitschaft (1, 10–18) und die Aussendung von Kundschaftern nach Jericho (c. 2), b) der Übergang über den durch ein Wunder Gottes trocken gelegten Jordan (c. 3 und 4), c) die Beschneidung Israels und die Passahfeier zu Gilgal (5, 1–12).

2. Die Eroberung und Unterwerfung Kanaans c. 5,13–c. 12.

a) Der Anfang derselben geschah durch den wunderbaren Fall der festen Stadt Jericho (5, 13–6, 27); der Angriff auf Ai ist erst vergeblich; nach geschehener Sühnung der durch Achans Vergehen auf die Gemeinde gebrachten Schuld aber erfolgt die Eroberung dieser Stadt (7, 1–8, 29); nunmehr wird auf dem Ebal und Garizim Dank geopfert und Segen und Fluch für Übertretung und Erfüllung des Gesetzes verkündigt (8, 30–35).

b) Die weitere Eroberung des Landes vollzieht sich durch die Unterwerfung der Gibeoniten, die durch List ein Bündnis mit Israel erlangt hatten, das sie vor Ausrottung bewahrte (c. 9) und die beiden großen Siege über die verbündeten Könige Kanaans im Süden (c. 10) und im Norden (c. 11) mit der Einnahme der festen Städte des Landes. Der erste Teil schließt mit dem Verzeichnis der besiegten Könige Kanaans (c. 12).

Zweiter Teil: Die Verteilung des Landes c. 13–22.

Josua erhält von Gott den Befehl, das ganze Land, obwohl einzelne Distrikte noch nicht erobert sind, an die 91/2 Stämme zur Einnahme zu verteilen, nachdem 21/2 Stämme ihr Gebiet schon auf der Ostseite des Jordans empfangen haben; dieses Gebiet wird nach seinen Grenzen beschrieben (c. 13) Es folgt dann die Verteilung des diesseitigen Landes und zwar

a) im Lager zu Gilgal. Hier erhielten ihr Erbteil zuerst Kaleb (c. 14), sodann durchs Los die Stämme Juda (c. 15) und Joseph, d. i. Ephraim und Halbmanasse (c. 16 und 17);

b) zu Silo, wo die Stiftshütte aufgerichtet und das zu verteilende Land vorher schriftlich aufgenommen worden war (c. 18, 1–10); hier empfingen die Stämme: Benjamin (11–28), Simeon, Sebulon, Isaschar, Asser, Naphthali und Dan (c. 19) ihre Erbteile. Hierauf wurden

c) die Zufluchtsstädte bestimmt (c. 20); den Leviten wurden von den zwölf Stämmen 48 Städte zum Wohnen eingeräumt, davon dreizehn dem Priestergeschlecht zufielen (c. 21), und endlich die transjordanischen Krieger von Josua in ihre Erbteile entlassen (c. 22), welche einen bemerkenswerten Beweis von der damals im Volk herrschenden theokratischen Gesinnung ablegen (vgl. besonders v. 22–29).

Schluß des Buches c. 23, 24.

Zur festen Gründung Israels in der Treue gegen Jehova versammelt Josua gegen das Ende seines Lebens die Volkshäupter um sich, ermahnt sie zur Meidung aller Verbindung mit den Heiden (c. 23), und erneuert dann auf dem Landtage zu Sichem, unter Erinnerung an alle Wohlthaten Gottes von Abrahams Berufung an bis zur Einnahme Kanaans, den Bund Israels mit Jehova (c. 24, 1–28). Mit dem Lebensende Josuas schließt das Buch (v. 29–33).

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