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Kap. 2. Von der Grundsprache des Alten Testaments.

§ 9.

Die Grundsprache des Alten Testaments ist die hebräische, nur in einigen wenigen Stücken: Dan. 2, 4–7, 28, Esra 4, 8–6, 18; 7, 12–26, Jer. 10, 11 die chaldäische (genauer aramäische).

§ 10.

Die hebräische Sprache gehört der semitischen Sprachengruppe an. Sie ist unter den drei semitischen Hauptsprachen die Sprache der Mitte, wie das Aramäische die Sprache des Nordens und das Arabische die Sprache des Südens. Wie das Äthiopische sich an das Arabische anschließt, so das Phönizische an das Hebräische.

§ 11.

Die Schrift bezeichnet einmal, Jes. 19, 18, die hebräische Sprache als die Sprache Kanaans. Sie ist also nicht den von jenseit des Euphrat eingewanderten Hebräern eigentümlich, sondern diese haben sich dieselbe von den Einwohnern Kanaans angeeignet; die Sprache im Hause des Tharah, des Vaters Abrams, war die aramäische; dies lehrt Gen. 31, 47, in welcher Stelle Laban das Denkmal des geschlossenen Bundes mit aramäischen Worten benennt.

Diese Sprache Kanaans, des mit dem Fluch belegten, ist als Organ der Offenbarung zur heiligen Sprache geworden und tritt uns bereits in der mosaischen Thora auf hoher Stufe der Ausbildung entgegen. Den Höhepunkt erreicht ihre Entwicklung in der davidisch-salomonischen Zeit, in welcher die dichterische, wie die gewöhnliche Redeweise (Poesie und Prosa) gleich ausgebildet waren. Einen zweiten Höhepunkt erreicht die Sprache in der Zeit der Propheten, unter denen besonders Jesaja, der größte aller A. T.lichen Propheten, sie mit königlicher Meisterschaft handhabt. Von da ab sinkt sie, bis sie allmählich im Exil ganz aufhört, die Verkehrssprache Israels zu sein, indem das Aramäische an ihre Stelle tritt (vgl. Neh. 8, 8?). Indes die heiligen Schriften wurden auch nach dem Exil mit den wenigen, oben angeführten Ausnahmen in der hebräischen Sprache abgefaßt, welche als die Sprache des Gesetzes und der Propheten allezeit als die heilige Sprache galt und, in steter Fortbildung begriffen, die vorherrschende Sprache des Gottesdienstes und der Schriftgelehrsamkeit bei den Juden geblieben ist.

§ 12.

Die hebräische Sprache, wie sie uns als geheiligte Sprache der Offenbarung vorliegt, ist erhaben durch ihre Einfachheit, und doch auch fähig, den großen und reichen Inhalt, der ihr anvertraut ist, deutlich und würdig darzustellen. Denn so arm sie sich zeigt für die Dinge und Verhältnisse der Welt, so reich ist sie an Ausdrucksweisen für die Dinge und Verhältnisse des Reiches Gottes; so einfach der Bau der Sätze ist, so kann doch das Verhältnis der einzelnen Satzteile zu einander vollkommen genügend bezeichnet werden; so schlicht die Weise der Rede ist, wo Gottes sich selbst verherrlichende Thaten berichtet werden, so schwungvoll und ergreifend wird die Sprache, wo es gilt, in Lied oder Rede Gottes Offenbarungen zu verkünden oder zu preisen. Die hebräische Sprache ist ein würdiges Gefäß des göttlichen Offenbarungsinhalts, von Gott bereitet und in ihrer ursprünglichen Reinheit so lange erhalten, bis sie dem heilsgeschichtlichen Zwecke ihren Dienst geleistet hat.

§ 13.

Die Erhaltung der Kenntnis dieser Sprache verdanken wir der Schriftgelehrsamkeit, welche seit Esra im jüdischen Volke gepflegt ward. Während das Volk das Alt-Hebräische mehr und mehr vergaß, und in Palästina der aramäischen, unter den Griechen aber der griechischen Übersetzung bedurfte, bewahrten und förderten die Schriftgelehrten in ihren Schulen die Kenntnis der h. Sprache mit großem Eifer. Die bedeutendsten Schulen der Gelehrten waren bis zur Zerstörung Jerusalems in Jerusalem; dann wanderten sie aus nach Jamnia, Lydda und vorzugsweise Tiberias, während gleichzeitig mit der palästinischen Schriftgelehrsamkeit die unter den babylonischen Juden gepflegte wetteiferte. Als mit dem Sturze des Chalifats die babylonischen Schulen sich auflösten, verpflanzte sich die Sprache und Schriftkenntnis derselben nach Nordafrika und Spanien: aber auch die Massorethenschule in Tiberias übte einen tiefeingreifenden Einfluß.

Innerhalb der Kirche waren Origenes und Hieronymus im Altertume fast die einzigen Träger hebräischer Sprachkunde. Im Mittelalter finden wir sie nur bei jüdischen Proselyten und wenigen ihrer Schüler; in der Reformationszeit aber zündeten Joh. Reuchlin und Seb. Münster, die Schüler jüdischer Lehrer, die Fackel hebräischer Sprachkenntnis für die gesamte Kirche an. Mit ihnen beginnt die Wissenschaft hebräischer Grammatik und Lexikographie, und die A.T.liche Schriftauslegung gewinnt die von Luther ersehnte grammatische Grundlage.

Kurzgefaßte Einleitung in die heiligen Schriften

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