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Die Bücher Samuels.
Оглавление1. Die Bücher Samuels bildeten ursprünglich und bilden in den hebräischen Handschriften noch jetzt ein ungeteiltes Ganzes. Die Teilung in zwei Bücher ist von den alexandrinischen Übersetzern ausgegangen und aus der griechischen Übersetzung zunächst in die Vulgata und die anderen Übersetzungen übergegangen. – In der LXX und Vulgata sind diese Bücher mit den Büchern der Könige zusammengezählt und als erstes und zweites Buch der Königreiche (LXX) oder als erstes und zweites Buch der Könige bezeichnet. Im hebräischen Kanon und demgemäß in der lutherischen Bibelübersetzung heißen sie Bücher Samuels (ursprünglich „Buch Samuels“). Beide Benennungen sind richtig. Die erste, weil allerdings in diesen Büchern die Entstehung und Geschichte der Königreiche Sauls und Davids erzählt wird, die zweite, weil Samuel, welcher die Könige Saul und David gesalbt und mit seinem Geiste geleitet hat, der geistige Mittelpunkt der Geschichte dieser Bücher ist.
2. Der Verfasser nennt sich selber nicht. Der jüdischen (talmudischen) Überlieferung zufolge, die sich auf 1 Chron. 29, 29 stützt, hat Samuel selbst den Teil bis zu dem Bericht von seinem Tode aufgezeichnet und geordnet, den Rest hätten die Propheten Nathan und Gad verfaßt. Jedenfalls boten die Aufzeichnungen der drei Genannten neben dem Buch des Redlichen II, 1, 18 die Grundbestandteile, die der Redaktor zu einem Ganzen verband. Dieser selbst gehört einer etwas späteren Zeit an. Denn die Bücher Samuels, soweit sie vorliegen sind erst nach dem Tode Salomos abgeschlossen worden, wie aus I, 27, 6) zu ersehen ist. Daraus, daß I, 9, 9 und II, 13, 18 Ausdrucksweisen aus den Zeiten Sauls und Davids erläutert werden, entnimmt man, aber ohne Sicherheit, daß die Bücher sehr geraume Zeit nach Davids Tod abgeschlossen worden sind.
Aus dem Umstande, daß Augenzeugen berichten, stammt auch die Anschaulichkeit, Lebendigkeit und Genauigkeit der Erzählungen und Schilderungen der Bücher Samuels.
3. Zum Inhalte haben die Bücher Samuels die Geschichte des Gottesreiches in Israel vom Ende der Richterzeit bis zum Schlusse der Regierung Davids (1140–1015 v. Chr.). Es beginnt die Zeit der Kriege, durch welche Israel eine Großmacht wurde; nicht zufällig erscheint daher 1 Sam. 1, 3 zum erstenmal der Ausdruck: Jahve der Heerscharen. Die Erzählung verfolgt den Zweck, das Königtum in Israel, wie es nach Gottes Willen sein soll, darzustellen. Die (biographische) Ausführlichkeit der Erzählungen von Samuel und David hat ihre Ursache wohl darin, daß beide die Typen des Propheten- und Königtums sind.
Die Bücher Samuelis haben von der Kritik eingehende Behandlung erfahren; sie meint verschiedene Quellen und die Hände von einander unterschiedener Bearbeiter zu erkennen. Es fänden sich paarweis miteinander verwandte Berichte, von denen je der zweite auf den ersten keinen Bezug nehme. Diese Bemerkung gilt höchstens von der Entstehung des Sprichworts: Ist Saul auch unter den Propheten, welches auf zwei von einander sehr unterschiedene Vorgänge zurückgeführt wird, von denen aber jeder dem Zuschauer diese Frage nahe legte. Bei den andern angeführten verwandten Berichten hat man es jedesmal mit einer andern Sache zu thun; die Wahl Sauls zu Mizpa ist z. B. etwas anderes als seine Salbung; durch letztere erhielt er die innere Qualität, durch erstere seine Stellung im Volk; durch I c. 9, 22b stehen übrigens beide im Zusammenhang. – In dem Bericht über Samuel-Saul fände sich verschiedene Auffassung der Autorität Samuels; nach der einen Urkunde erscheine Samuel als Reichsverweser mit unbeschränkter Vollmacht, nach der andern, die in I c. 9, 1–10, 16 u. c. 11, 1–11 vorliege, zwar als hervorragender Seher, aber nicht als Regent der Theokratie, vielmehr habe er erst durch sein Verhältnis zu Saul allgemeinere Bedeutung erlangt. Im Hintergrund dieser beiden Berichte aber stünden 2 Zeitalter, das vorexilische, das im Königtum die Vollendung sah, und das nachexilische, das darin Abfall erblickte. Aber nach der einen Seite ist Samuels Stellung übertrieben; es wird sich mit derselben nicht viel anders verhalten haben, als mit der Deboras; der Gehorsam, den man ihm entgegenbrachte, war ein freiwilliger, herfließend aus der Anerkennung seiner Wirksamkeit. In den angeführten Kapiteln hingegen erscheint Samuel in engerem Kreis, aber als Hauptperson in seiner Umgebung, viel auswärts beschäftigt; er salbt den Saul zum König, ja gibt ihm Anweisung und Verhaltungsbefehl c. 10, 8, alles Dinge, die zu dem sonst bekannten Bild Samuels wohl passen. – Die von der Kritik zu Gunsten Sauls beliebte Herabwürdigung des Propheten ist in den geschichtlichen Thatsachen nicht begründet. – Für die Zusammenarbeitung verschiedener Quellen in der Geschichte Davids macht man geltend I c. 17, 33, 55 in seinem Verhältnis zu I, 16, 18. Indes ein streitbarer Mann ist noch kein kriegsgeübter; v. 55 aber will Saul etwas von den Familienverhältnissen Davids wissen, da derselbe nun eine öffentliche Bedeutung zu gewinnen anfängt, eventuell auch eine Bedeutung für die königliche Familie selber. Die hernachfolgende Unterredung mit Saul war nach c. 18, 1 eine eingehendere. Um die Familienverhältnisse seines Waffenträgers sich zu kümmern hatte Saul keinen äußeren Anlaß gehabt.
4. Übersicht des Inhalts:
Erstes Buch: Das Propheten- und Richteramt Samuels und das Königtum des Saul.
Erster Abschnitt: c. 1–7; die Erneuerung des Gottesstaates durch das Wirken Samuels.
Hanna, das fromme Weib Elkanas, erbittet sich im Heiligtum zu Silo einen Sohn, den sie dann Samuel nennt und dem Dienste des Herrn weiht, wobei sie in ihrem Lobgesang prophetisch die hohe Bedeutung der Geburt ihres Sohnes ausspricht (1, 1–2, 10). Samuel wird in Silo zum Dienst des Heiligtums erzogen inmitten der gottlosen Söhne Elis: während er in Heiligkeit zum Diener Gottes reift, wird Eli und seinem Hause durch einen Propheten der Untergang verkündigt (2, 11–36). Später aber empfängt Samuel selbst vom Herrn die Offenbarung von dem künftigen Gericht Gottes über Eli und damit die eigene Berufung zum Propheten Israels (c. 3). Im Kriege über die Philister erfüllt sich die Weissagung; es ergeht das Gericht über Eli und sein Haus, sowie über Israel, das seine Bundeslade verliert (c. 4). Diese erweist sich nun im Lande der Philister als eine Schreckensmacht (c. 5), weshalb diese sie feierlich zurücksenden (6, 1–18). Die Lade offenbart in Bethsemes auch an Israel die Heiligkeit des über ihr thronenden Gottes und wird zuletzt in Kirjath Jearim aufgestellt (6, 19–7, 1). Nun erst bekehrt sich Israel durch Samuels Wort zum Herrn und nun erst gewinnt es Sieg über die Philister (7, 2–14). Samuel, der Prophet übt nun auch das Richteramt in Israel (7, 15–17).
Zweiter Abschnitt c. 8–15: Das Königtum Sauls von seiner Wahl bis zu seiner Verwerfung.
Israel sehnt sich nach Ruhe und fordert deshalb durch seine Ältesten von Samuel trotz der Abmahnung beharrlich die Einsetzung eines Königs (c. 8). 1. Der Herr gibt dem Volk in Saul einen König nach des Volkes Sinn, und Samuel salbt den neuen König (9, 1–10, 16); das Volk wählt ihn durchs Los, und nach seinem Siege über die Ammoniter wird er zu Gilgal in seinem Königtum bestätigt (10, 17–11, 15); Samuel aber hält seine letzte Rede an das Volk (c. 12). – 2. Aus der Geschichte der Regierung Sauls werden dann berichtet a) seine ersten siegreichen Kämpfe gegen die Philister, wobei er sich jedoch durch seine Glaubensschwachheit um Bestätigung seines Königtums bringt (13, 1–14, 46), b) seine übrigen Kriege und Familienverhältnisse (14, 47–52). – Endlich folgt 3. die Erzählung von seinem Ungehorsam gegen Gottes Befehl im Kriege gegen die Amalekiter mit der von Samuel ihm dafür angekündigten Verwerfung von seiten Gottes (c. 15).
Dritter Abschnitt c. 16-31: Sauls Fall und Davids Erwählung. Davids Verfolgung durch Saul.
Während Samuel auf Gottes Geheiß in der Stille den David zu Bethlehem zum König salbt (16, 1–13), weicht von Saul der Geist Jehovas und ein böser Geist fängt an, ihn zu schrecken; David muß kommen, um durch sein Saitenspiel des Königs Herz zu erheitern (16, 14–23). Bald darauf wird David durch seinen Sieg über Goliath dem Volke als Gottesheld bekannt (17, 1–54), von Saul zum Kriegsobersten ernannt und von Jonathan als Freund erwählt (17, 55–18, 5). Aber Sauls Eifersucht erwacht durch Davids Ruhm; er sucht ihn zu beseitigen (18, 6–30), so daß David endlich aus dem Hause Sauls zu Samuel entfliehen muß, wo Saul nun auch erschien, aber David nichts anhaben konnte (c. 19). Jonathan versucht vergebens die Aussöhnung. David muß fliehen (c. 20). Er entflieht nach Nobe, von hier nach Gath; vom König ausgetrieben verbirgt er sich in der Höhle Adullam, darauf im Lande Moab, endlich wieder im Walde Hareth in Juda (21, 1–22, 5). Saul aber nimmt schreckliche Rache an der Priesterstadt Nobe, weil David hier Unterstützung gefunden hatte. Die Flucht des Priesters Abjathar zu David bringt denselben in den Besitz des heiligen Loses (22, 6–23). Nun zieht Saul auf die Verfolgung Davids aus nach Kegila und von da in die Wüste Siph (c. 23), später in die Wüste Engedi, wo David ihn töten konnte, aber seiner schonte (c. 24). David erbittet für seine freiwilligen Dienstleistungen an einem Festtage von Nabal Speise und bedroht ihn auf geschehene Verweigerung; die kluge Abigail aber besänftigt ihn (c. 25). Saul sucht David wieder auf, und wird zum zweitenmal verschont (c. 26). Nun entflieht David wieder zu den Philistern, erhält Ziklag als Wohnort und kämpft wider Israels Feinde (c. 27). Saul aber gerät in neuen Krieg mit den Philistern und sucht bei der Zauberin in Endor Gottes Ratschluß zu erforschen (c. 28). Während David nicht in den Krieg mitziehen darf und inzwischen mit den Amalekitern kämpft (c. 29. 30), streitet Saul mit den Philistern, erliegt im Kampfe und bringt sich selbst ums Leben (c. 31).
Zweites Buch: Das Königtum Davids.
Erster Abschnitt c. 1–4: Der Anfang des Davidischen Königtums.
David beklagt den Tod Sauls, des Gesalbten des Herrn, und Jonathans, seines Freundes (c. 1). Mit göttlicher Zustimmung kehrt er ins Land Juda zurück, begibt sich nach Hebron und wird von den Ältesten Judas zum König über Juda gesalbt, während Abner den Isboseth, Sauls Sohn, zum Gegenkönig in Mahanajim erhebt (2, 1–11). Im Bürgerkrieg erlag Abner (2, 12–32), doch währte der Streit so lange fort, bis Abner Isboseth aufgab und die zehn Stämme zum Übergang zu David bestimmte. Er wurde gleichwohl von Joab ermordet (c. 3), ebenso wie auch Isboseth selbst getötet ward, beide aber gegen Davids Willen (c. 4).
Zweiter Abschnitt c. 5–9: Das Königtum Davids über ganz Israel in seiner Macht und Herrlichkeit.
Nach dem Tode Isboseths wird David von allen Stämmen Israels in Hebron zum König über ganz Israel gesalbt (5, 1–5). Er erobert nun die Burg Zion und erwählt Jerusalem zur Residenz des Reiches (6–16), nachdem er zuvor die Philister noch zweimal geschlagen hatte (17–25). Jerusalem wird auch der religiöse Mittelpunkt Israels, indem die Bundeslade feierlich auf den Zion gebracht und in einem Zelte aufgestellt wird (c. 6). Da aber David dem Herrn einen Tempel erbauen will, so wird ihm das zwar verwehrt; denn der Herr hat eine Anregung dazu nie ergehen lassen, und wer ist, der um den Allherrn sorgen müßte oder dürfte? Dagegen verheißt der Herr, daß Er selber Davids Haus bauen, d. h. seinem Königreiche ewigen Bestand verleihen wolle (c. 7). David befestigt nun sein Reich durch Besiegung aller seiner Feinde rings umher und durch Bestellung der Reichsbeamten (c. 8), überhebt sich aber seiner Macht nicht, sondern thut wohl am Hause Sauls (c. 9).
Dritter Abschnitt c. 10–20: Davids Fall. Seine Erniedrigung und Wiedererhöhung. Sünde und Strafe. Buße und Gnade.
Während des ammonitisch-syrischen Krieges (c. 10) begeht David, der in Jerusalem zurückgeblieben war (11, 1), die zwiefache Sünde des Ehebruchs mit der Bathseba und der Ermordung ihres Mannes, des Uria (c. 11). Da Nathan ihn straft, thut er Buße und erhält Vergebung, aber die zeitlichen Strafen der Sünden muß der Herr über ihn und sein Reich kommen lassen. Das Kind des Ehebruchs muß sterben (c. 12), Amnon zur Rache für die Schändung Thamars durch deren Bruder Absalom fallen (c. 13). Dieser flieht hierauf zu seinem Schwiegervater nach Gesur und lebt in der Verbannung, bis er endlich durch List Joabs die Rückkehr erlangt (c. 14). Aber Absalom bleibt nicht ruhig, sondern erregt einen Aufruhr wider David und zwingt den Vater zur Flucht aus Jerusalem (15, 1–16, 14), worauf er seinen königlichen Einzug in Jerusalem hält. Er beschläft auf Ahitophels Rat des Königs Kebsweiber (vgl. 12, 8). Auf Husais Rat unterläßt er, dem Worte Ahitophels zuwider, den David sofort zu verfolgen. Vielmehr will er zusehen, bis ganz Israel sich um ihn sammelt. Während dieser Zeit kann auch David, von allem benachrichtigt, sich rüsten (16, 15–17, 23). Absalom zieht nun wirklich gegen David in den Krieg; sein Heer wird aber geschlagen und er selbst getötet. David aber achtet mehr des Todes Absaloms, als seines Sieges (17, 24–19, 1). David wird nun vom Volk wieder eingeholt und nimmt wieder Besitz von seinem Reich (19, 2–40). Nun entsteht aber Streit zwischen Juda und Israel über die Einholung des Königs (19, 41–44), und Seba benützt diese Lage zu einem neuen, aber erfolglosen Aufruhr wider David (20, 1–22). Das Reich Davids befestigt sich wieder; daher zum Schluß die Aufzählung der Reichsbeamten (23–26).
Vierter Abschnitt c. 21–24: Beschluß der Regierung Davids.
Auch nach Sauls Tode ergeht Gottes Gericht über sein Haus für den an den Gibeoniten verübten Frevel (21, 1–14), David aber kann den Herrn rühmen für die Errettung aus der Hand aller seiner Feinde (21, 15–22). Im letzteren Abschnitte werden als geschichtliche Einleitung zu c. 22 einzelne Thaten der Helden Davids in den Philisterkriegen aufgezählt. In c. 22 preist David den Herrn in einem Dank- und Lobpsalm als Erretter aus allen Gefahren im Kampfe mit den Feinden (2–4), indem er 1. die wunderbare Errettung aus allen Drangsalen der Saulischen Verfolgungszeit unter dem Bilde einer außerordentlichen Gotteserscheinung schildert (5–20) und zugleich den Grund der Errettung angibt (21–28), sodann 2. den Nutzen des göttlichen Beistandes zum siegreichen Kampfe gegen auswärtige Feinde seines Königtums verkündet (29 bis 46), und zuletzt 3. mit wiederholtem Preise Gottes für die ganze Fülle seiner herrlichen Machtthaten schließt (47–51). In seinen „letzten Worten“ verkündet er endlich den gerechten Herrscher aus seinem Samen, in welchem die mit ihm begonnene Königsherrschaft zur Vollendung und die ihm c. 7 gegebene Verheißung zur Erfüllung kommen wird (23, 1–7).
Anhang. 1. Die Helden Davids (c. 23, 8–39); 2. die Volkszählung und die Pest (c. 24). Sie werden hier berichtet, weil sie zur Erwerbung der Tenne Aravna führen, in welcher David den Ort erkannte, auf welcher der von seinem Nachkommen (c. 7) zu erbauende Tempel stehen sollte – die letzte für den Gottesdienst wichtige Regierungsthat des Königs David.