Читать книгу Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph. - Johannes Gossner - Страница 22

Gedanken über etliche Schriftstellen, die ihm in dem Jahre 1797 merkwürdig geworden.

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Gedanken über etliche Schriftstellen, die ihm in dem Jahre 1797 merkwürdig geworden.

(Von seiner eignen Hand.)

Aus dem Gebote des Gesetzes erhielt der Zunder der Sünde Anlass, welcher ohne dasselbe tot gewesen sein würde und erregte in mir allerlei Lüste. Röm. 7,8.

Unser Etliche luden sich allerlei teils angeratene, teils selbsterwählte Strengheiten und Bußübungen auf (ohne Glauben an die von Christo, durch seine Gnade und durch sein Verdienst geschenkte Vergebung der Sünden. Röm. 3,22. etc.), und wollten damit die herrschende Sünde vertreiben, tilgen und töten, was doch dem Fleische (der natürlichen Kraft ohne Gnade unmöglich war, Röm. 8,2f.). Wir haben aus Hass gegen die im Fleische sich regenden Lüste dem Leibe auf mancherlei Weise weh getan. Kol. 2,22f. Wir haben aber auf diesem gesetzlichen Wege nur Angst und Entkräftung an Seele und Leib gefunden - keinen Frieden Gottes - keine Ruhe für die Seele - weil das Gesetz, wenn es auch noch so heilig, gut und göttlich ist, nur töten, nicht lebendig machen kann; das Gute wohl gebieten, aber nicht Kraft und Lust zum Guten geben kann. Das Böse, die Sünde wohl verbieten, aber die Lust und Neigung zur Sünde nicht aufheben, nicht tilgen kann. Röm. 7,7f. Wie viel weniger werden Dies menschliche Satzungen vermögen, da selbst das göttliche Gesetz es nicht vermag. Röm. 8,2.

Sobald uns aber der gerecht machende Glaube an Jesu Christi Verdienst und Gnade vor Gott geschenkt ward, war geholfen. Dies war also das beste Mittel, die Seele zu reinigen, wie Petrus berichtet in Apg. 45,9. Denn aus dem gläubigen Herzen brach das zuversichtliche Seufzen hervor, und der Geist Christi gab Kraft und Weisheit, alle Gelegenheiten zu sündlichen Reizen zu meiden, und dann von selbst aufsteigenden bösen Begierden, oder vom Satan erweckten Gedanken tapferen Widerstand zu tun. Röm. 6,12. 14. 19.

Wir habens erfahren, dass in den selbst erwählten Wegen und Übungen der Satan viel Macht habe zu Versuchungen (und die frömmsten Seelen zu ängstigen), welche er nicht so leicht würde anwenden können, wenn der Mensch in den befohlenen Wegen des göttlichen Berufes treulich wandelte. Denn Gott lässt eine in der Eigenheit und Selbstwahl gehende Seele oft desto empfindlicher in Versuchung sinken, damit sie ihre Fehler merke, von der Last des Gesetzes sich befreien lasse, unter das sanfte Joch Christi sich einfältig beugen und in dessen heilsamen Worten bleiben möge. Matth. 11,29. 1.Tim. 6,3.

Als Einige weissagten im Lager, kam Josua und sprach: Mein Herr Moses! Wehre ihnen! Moses aber sprach: bist du denn Eiferer für mich? Wollte Gott, dass alles Volk weissagte und der Herr seinen Geist über sie gäbe. 4. Mos. 11,26-29.

Johannes sprach: Meister, wir haben Einen gesehen, der dir nicht mit uns folgt und doch in deinem Namen Teufel austreibt. Darum haben wir es ihm gewehrt. Jesus antwortete: Wehrt es ihm nicht, wer nicht wider uns ist, der ist für uns. Luk. 9,49f. Siehe auch Mark. 9, 37f.

Dies haben wir auch in der Tat erfahren, als die Laien voll Geist und Salbung von Christo und seinen Wegen zu reden anfingen, da liefen Viele und sagten, wie Josua zu Mose: Wehret ihnen! Das war ein Lärm: Weiber predigen, sagten sie, in Winkeln, in Heu- und Dörrhütten! - Andere sagten, was Moses und Christus antworteten. Wollte Gott, dass alle, nicht nur einige Christen solche Reden führten, statt zu fluchen, zu lügen und zu lästern; wollte Gott, dass alle prophezeiten und lehrten!

Nachdem man aber schon lange weiß, was Jesus und Moses auf solche Klagen zur Antwort gaben, so ist doch noch derselbe falsche Eifer da. Nachdem man weiß, was Paulus sagt: Löscht den Geist nicht aus, dämpft den Geist nicht! Verachtet die Prophezeiung nicht. 1.Thess. 5,19f., so beeifert man sich doch, gerade das Gegenteil zu tun. Gott lässt seine Sonne aufgehen über Gute und Böse; wir aber wollen immer nur dem Andern wehren, sein Licht leuchten zu lassen, wollen, dass man es unter den Scheffel stelle. Warum sieht doch dein Auge so scheel und neidisch, wenn Gott seinen Beruf, und seine Gaben nicht an uns bindet? Warum sucht man die Fenster des Himmels immer zu zuschließen und einen Damm zu legen vor dem großen göttlichen Meere, dass die lebendigen Ströme nicht über die dürre Erdwüste von dem Throne Gottes und des Lammes herab fließen mögen? Möchte man doch Mosis, Christi und Pauli Antwort tiefer beherzigen, wenn er auch heute noch einige Menschen, die eben nicht öffentlich im Amte stehen, zu etwas Sonderlichem ausgerüstet und seinen Willen in Weissagung und geistreichen Aussprüchen durch sie kund macht, oder sonst eine Gabe zur Erbauung und Erweckung in sie legt. Warum wird denn nun der Prophet und Mann des Geistes für so töricht und unsinnig, für stolz und starrsinnig angesehen? Müssen wir denn nicht Alle vom Herrn gelehrt sein? Joh. 6,45. Soll nicht die Erkenntnis des Herrn überschwänglich sein, wie die Wasser, die den Abgrund des Meeres bedecken? Hat nicht Moses, Joel, Christus den Zeiten des Neuen Testaments es so verheißen, seinen Geist über alles Fleisch auszugießen? Warum will man den Geist immer so gern dämpfen, da doch ohnehin so wenig Geist allenthalben zu spüren ist? Warum sucht man ein Monopol zu machen und erkühnt sich, Gott zu widerstehen und die Gaben des Geistes, die sich zu eines Jeden Nutzen erweisen sollen, zu verwerfen und sie nur an die Geweihten zu binden, die sie gewöhnlich gar nicht haben und nicht anwenden? Haben die, welche den Schlüssel der Erkenntnis besitzen, ihn nur empfangen, das Himmelreich, die Erkenntnis zu zuschließen? Oder allem Volke die Türe zu öffnen?

Der reine Eifer Mosis für die Ehre Gottes machte, dass er Josua, solche Antwort gab. Was eiferst du für mich? Wenn sich Gott in den Schwachen und Einfaltigen verherrlichen und seine Ehre befördern will, warum bekümmerst du dich um meine Ehre? Soll denn ich allein prophezeien? Ich allein Gott ehren? Wie schön sind die Worte Mosis! Wollte Gott, alle Welt, alles Volk hätte den Geist der Weissagung, der Salbung, und wäre für Gott und Christus begeistert, statt dem Teufel oder der Sünde zu dienen! O dass der Geist Gottes alle Christen erfüllte! Wie schön möchte aber dieser Sinn in den Herzen derer sein, die der Seele durch den Dienst des Wortes Gottes Handreichung tun! Paulus war eben derselben Meinung: Wenn nur Christus gepredigt wird - es geschehe auf allerlei Weise - so Mich mich je mehr und mehr erfreuen! Aber nun heißt es: Wenn nur Christus nicht gepredigt wird. Wenn es nur beim Schlendrian bleibt! Wenn sich nur kein Geist regt, sondern Alles toter Buchstabe bleibt! Es ist uns lieber, die Leute fluchen und schelten, als dass sie von geistigen Dingen reden! Über folgende Stellen hatten Etliche lebendige Erfahrungen.

1. Da wir noch minderjährig waren, standen wir unter der knechtischen Zucht einer gesetzlichen Schulreligion, als aber die von Gott bestimmte Zeit da war, sandte er seinen Sohn in unsre Herzen und gab uns die Macht, Kinder Gottes zu werden, durch den Glauben an seinen Namen. Gal. 4. Joh. 1.

2. Man ist eifersüchtig auf mich, aber nicht auf eine gute Art; sie wollen mich aus ihren Versammlungen ausschließen, um mich zu zwingen, ihres Sinnes zu werden. Gal. 4.

3. Kindlein, ich liege euretwegen wieder in Geburtsschmerzen, bis der Messias in euch ausgebildet ist. Gal. 4.

4 Wie dort - einst - der natürliche Sohn, Ismael, den durch Gottes Geist Erzeugten verfolgte, so ists jetzt. Gal. 4.

5. Wir können uns, nach der Lehre des göttlichen Geistes nur durch den Glauben Seligkeit versprechen, beschnitten oder unbeschnitten, das ist bei Christo eins - es kommt nur auf Glauben an, der in Liebe wirkt. Gal. 5.

6. Alle, die an den Gekreuzigten glauben, kreuzigen gern, haben ihre Lust zu kreuzigen - Andere? Nein, ihre eigenen Lüste und Neigungen. Gal. 5.

7. Ihr liefet gar eben und fein; wer hat euch betört, dass ihr nun Christo den Rücken kehrt, und lieber wieder den Moses wollt, als dass ihr der Wahrheit gehorchet? Gal. 5.

8. Von mir sei es ferne, mich irgend einer Sache zu rühmen (färbet sie, wie ihr wollt), als des Kreuzes, der Kreuzesschmach unsers Herrn gewürdigt zu werden. Um seinetwillen bin ich in der Welt und sie ist mir ein Galgendieb - ein Gehängter. Gal. 6.

Etliche wandten ihr Angesicht von uns weg, wie vor Gehängten.

9. Ich bezeuge euch, Brüder, das Evangelium, das ich euch verkünde, ist nicht menschlichen Ursprungs - Gamaliel hats mir nicht tradiert [überliefert] - ich habe es nicht von Menschen, nicht auf hohen Schulen gelernt, sondern Jesus selbst hat es mir offenbaret. Gal. 1.

10. Ich möchte nur Eins von euch wissen: habt ihr den Geist durch die Werke des Gesetzes oder durch Glauben empfangen? Der, der euch den Geist, den Frieden verlieh, den kein Doktor der Sorbonne begreifen und definieren kann, der, der Wunder - neue Welten und neue Menschen - in euch schuf, tut er es eurer gesetzlichen Werke, oder um des Glaubens willen? Abrahams Beispiel ist hier Antwort. Gal. 3.

11. Ehe Christus kam, waren wir gleichsam unter dem Moses (Gesetze) gefangen gehalten, das Gesetz, der Sündenmacher, war unser Zuchtmeister, bis der Sündentilger kam, der uns durch den Glauben für gerecht erklärt. Nun der Sündentilger gekommen ist, stehen wir nicht mehr unter dem Sündenmacher. Gal. 3.

12. Bei meiner Ankunft in Mazedonien hatte ich gar keine Ruhe, ich war in dem größten Drange. Von außen hatte ich mit Feinden zu kämpfen, von innen mit Angst.

13. Die mosaische Gesetzgebung schaffte jene frühere Verheißung nicht ab, denn wenn das Erbe durch Haltung des Gesetzes erworben würde, so würde es nicht mehr um der Verheißung willen gegeben - und es würde dasselbe keine Seele kriegen. Nun verhandelte und verkaufte es aber Gott dem Abraham nicht, sondern er schenkte es ihm, weil es ihm auch als Geschenk verheißen war - so wie seinem Samen. Gal. 3.

14. Ich verlange in und mit euch einen Trost zu genießen, durch die Gleichheit eures und meines Glaubens. Röm. 1,12.

15. Nicht der ist ein Jude, der es vor den Augen der Menschen ist, den die Pharisäer ins Kirchenbuch eingeschrieben, und ihm ein Bescheinigungs-Attest gegeben haben; noch ist der ein Beschnittener, dessen Fleisch nur beschnitten ist, und der ein Fleisch-Häutchen weniger hat, obgleich vielleicht eben so viel oder mehrere Fleischeslüste, als Andere; sondern ein Jude, ein wahrer Israelit ist, der es innerlich ist, der das Reich Gottes, den Gott Israels, im Herzen hat, dessen Herz beschnitten ist, der nicht die Haut, sondern die Lust und Begierde des Fleisches wegschneidet, der nicht nur den Buchstaben, sondern den Geist des Gesetzes hat, dessen Lob nicht vor Menschen, sondern vor Gott besteht. Menschen mögen ihn vielleicht eben deswegen nicht loben. Röm. 2,28f.

16. Was liegt daran, dass Einige aus ihnen (und wenn es jetzt auch die Meisten, wenn es der große Haufe wäre) nicht geglaubt haben? Wird ihr Unglaube in anderen den Glauben an Gott hindern oder vereiteln? Das sei ferne! Dass, weil Viele sich mehr als Gott glauben, und lieber des Teufels sein und bleiben wollen, wir ihnen Gesellschaft leisten!

17. Niemand ist gerecht, auch nicht Einer. Alle haben den Weg, den recht führt, verlassen, Alle taugen mit einander nichts. Niemand tut Gutes, auch nicht ein Einziger. Röm. 3,10. 12.

Wo bleibt denn die eigene Gerechtigkeit?

18. Kein Mensch wird vor Gott aus den Werken des Gesetzes gerechtfertigt, denn aus dem Gesetze kommt Erkenntnis der Sünde. Röm. 3,20.

Weiter nichts? Woher kommt denn die Gerechtigkeit?

19. Durch den Glauben an Jesum Christum schenkt Gott seine Gerechtigkeit Allen und über Alle, die an Ihn glauben. Da ist kein Unterschied, gleichwie auch Alle gesündiget und die herrliche Gnade Gottes nötig haben, Röm. 3,22., bis ans Ende. Wir können ihrer keinen Augenblick entbehren, so wenig als der Baum der Wurzel.

20. Wo ist nun dein Ruhm? Du getaufter Jude! Er hat die Auszehrung und Schwindsucht bekommen. Wer hat ihm das zugezogen? Wer ist sein Mörder gewesen? Was für ein Rezept? Moses? Nein; die Predigt des Evangeliums, das Wort vom Kreuze, des Glaubens an Jesum hat allen Ruhm der Menschen vernichtet.

So ist und bleibt also dieses ein für allemal unser Schluss: der Mensch wird gerechtfertigt durch den Glauben ohne die Werke des Gesetzes. Röm. 3,27f.

Es wurden um diese Zeit auch mehrere von den Laien im Allgäu inquiriert, und in dieser Absicht eine eigene Kommission dahin geschickt: die Gläubigen wurden vorgefordert, und über ihren Glauben und ihr Tun befragt. Folgender Aufsatz von Fenebergs Hand, der es dem inquirierten Manne aus dem Munde nachschrieb, mag den Lesern einen Begriff von solchen Inquisitionen geben.

Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph.

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