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Boos zum zweiten mal in der Inquisition in Augsburg

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Boos zum zweiten mal in der Inquisition in Augsburg

Nur einige Monate konnte der verfolgte Boos zu Grönbach im Schlosse bei dem treuherzigen Scharl, an seinem Bergungsorte, im Schoße der aufrichtigsten Freundschaft und Liebe, sicher vor seinen Feinden und Verfolgern, leben und von seinen Leiden ausruhen. Es wurde ihm überall nachgespürt, um den Flüchtigen wieder zu fangen.

In dieser Absicht ließ Fiskal M. einen Freund von Boos, der indessen in Augsburg angestellt ward, zu sich rufen, um zu erforschen, wo jener wäre. „Wo fern das nicht entdeckt wird,“ sprach er, „muss man ihn ediktaliter zitieren [vorladen], und ad valvas ecclesiae cathedralis (an die Kathedrale-Kirchtüre) anschlagen. Es ist dem Ordinariat bekannt, dass Sie sein besonderer Freund sind und mit ihm korrespondieren; entdecken Sie ihn uns, dann wird man seiner schonen und ihm eine Spezial Vorladung zusenden.“

Um die Sache zu verzögern und besser überlegen zu können, sagte der unerschrockene Freund: Der Herr Fiskal sollte sich nur an Herrn v. Rouesch, Fürstl. Ötting. Präsident und Geheimen-Rat wenden, der die nähere Auskunft über Boos geben könnte. Dieser war nicht nur ein teurer Freund der Sache, der den Verfolgten während seiner Flucht mit Andern auch in Schutz nahm, und demselben teils in Öttingen, teils in Canstein Aufenthalt gab und viel Gutes tat; sondern er wusste auch, was Rechtens ist.

Dieser edle Präsident wurde dann wirklich von dem bischöflichen Ordinariat ersucht, den Aufenthalt des lieben Flüchtlings anzugeben. Er tat es aber mit solchen Bedingungen und kräftigen Vorstellungen, dass Boos genug geschützt zu sein schien.

Nach dieser guten Einleitung der Sache kam der Flüchtling, der nun ausgeruht und sich erholt hatte, am 9. Dezember 1798 wieder, nach Augsburg und stellte sich abermals vor seinen Richtern.

„Müde des Nichtstuns und Verborgenseins, unter dem Namen Zobo (schreibt er selbst), warf ich mich meinen Feinden zu Augsburg wieder selbst in die Hände: Da bin ich, zerreißt mich! Sie staunten, dass ich mich selber stellte, empfingen und behandelten mich sanfter, als ich hoffte, geißelten mich ein paarmal und entließen mich nach Orient.“

Er mietete sich, als er in Augsburg ankam, wieder ein Stübchen am sogenannten Hafenberge, welches wie ein Kerker aussah und mit eisernen Gittern versehen war. Wo Niemand wohnen mochte, musste er bleiben. Sobald er sich seinen Richtern zeigte, wurde er gleich am 13. 14. 29. und 31. Dezember inquiriert, und besonders über seine Freunde befragt, bei welchen er sich aufgehalten und mit denen er korrespondiert hatte; allein Boos gestand ihnen darüber nichts, weil sie seine Freunde und Wohltäter waren, ohne die er nicht hätte leben können und die sie nichts angingen.

Es wurde gefragt, warum er entflohen sei? Er antwortete dem Fragesteller, dem Fiskal, mit dem blind Geborenen Joh. 9.: Ich habe euch schon gesagt, warum wollt ihr es noch einmal hören? Der Fiskal wurde zornig, dass er nicht mehr wusste, was er tat und oft nicht mehr fragen konnte.

So wurden die Constitute (Verhöre) geschlossen und Boos blieb den Winter über in Augsburg in seiner gemieteten Wohnung, unter dem Schutze des Herrn Generalvikar Nigg. Doch hatte er Stadtarrest vier Monate lang.

Da erweckte Gott einen Freund, den er Hans fürcht die nicht! nannte, weil er ihn als Arrestant überall aufsuchte und alle Tage besuchte, um ihm Briefe und Trost zu bringen. Dieser war Zeuge seiner Trübsal und Anfechtungen, aber auch seiner himmlischen Tröstungen, Freuden und Stärkungen, womit ihm der Herr in seiner Schwachheit zu Hilfe kam und ihn aufrichtete. Denn er war von Natur sehr zum Zorn und zum Kleinmut geneigt, und hatte oft damit zu kämpfen; wenn er aber durchgekämpft, seine Schwachheit erfahren hatte, und sich wieder vom Herrn getröstet und gestärkt fühlte, war er wie ein Löwe, der sein Leben nicht zu teuer achtete, es für den Herrn hinzugeben. „Gott Alles,“ sagte er, „und der Mensch nichts.“

Dieser genannte Freund hatte das Glück, wie er schreibt und die Gnade, ihn und den damals zugleich verfolgten Boos aus der Konstanzer Diözese, aus dem größten Gedränge innerer Leiden und Anfechtungen herauszureißen, und sie mit Worten der Schrift fröhlich machen, die ihm zur rechten Stunde für die Betrübten gegeben wurden, und die er ihnen im zuversichtlichsten Glauben vorhielt. „So stehts geschrieben,“ sprach er zu den leidenden und verfolgten Brüdern. „Das musste euch widerfahren, wenn ihr wahre Christen und Nachfolger Jesu und der Apostel seid. Ihr müsst als Auskehricht und Auswurf der Welt geachtet werden. Haltet euch für selig darin, wie Jakobus, Petrus, Paulus, David und die Propheten.“

Dieser Freund wagte sich auch für sie überall hin, zu den Obrigkeiten, zum Generalvikar und den anderen Räten, um ihnen ihr Schicksal zu erleichtern und ihnen das Wort zu reden. Er fürchtete sich vor keinen von ihnen, obwohl er immer selbst auf seiner Grube ging. Wenn der Generalvikar Nigg fragte, warum er sich dieser Leute annähme? antwortete der Unerschrockene: „Ich muss für sie sorgen, weil es mein Berufsgeschäft ist, weil ich Seelsorger bin und sie in meinem Seelsorgs-Bezirke sind. Ich tue nichts, als was die Nächstenliebe gegen Jedermann von mir fordert.“ Der Generalvikar klopfte ihm auf die Achsel und sprach: Sie haben Ihre Schuldigkeit getan.

Boos selbst konnte seine Unerschrockenheit nicht begreifen, da er selbst weit furchtsamer war. Er bekannte ihm: Du bist mir wahrhaftig ein homo missus a deo, ein Mensch von Gott gesandt, Joh. 1,6, ein „Hans fürcht die nicht.“

Derselbe Mensch, der dem gefangenen Boos in Augsburg also diente, und von Gott zum Troste erweckt und geschenkt war, kam nach 15 Jahren, da Boos wiederum zu Linz in Österreich in einer ähnlichen oder noch schlimmern Lage war, auch durch Gottes Fügung wieder in die Gegend von Linz und wurde dem daselbst Verfolgten und Gefangenen von Gott gesandt, wie er es ihm in Augsburg war. Er suchte und fand auch dort Gelegenheit, dem Gequälten Trost und Hilfe zu verschaffen, ging wieder ungescheut zu seinen Richtern, um für ihn zu sprechen und sich seiner anzunehmen.

Wie ward Boos wieder entlassen?

Der mildere Generalvikar Nigg, der den Gefangenen achtete, und ihm manchmal einen Dukaten oder einen Louis d’or in die Hand drückte, mit dem Verbote, es ja dem Fiskal nicht zu verraten; Nigg, dieser Gamaliel, hätte ihn, wenn er gekonnt hätte, gern ganz gerettet. Aber da er sah, dass nach dem leidenschaftlichen Verfahren des Fiskals, der dem Bischof und Kurfürsten Clemens Wenzeslaus immer in den Ohren lag und selbst den Generalvikar bei ihm verdächtig machte, kein Friede für den Verfolgten und Verhafteten in dieser Diözese zu erwarten sei, so riet er ihm selbst, weiter zu gehen, um die Aufnahme in einer anderen Diözese nachzusuchen, und wenn er diese erhalten hätte, um seine Dimission [Abberufung] einzukommen.

Boos befolgte diesen Rath des Generalvikars, suchte und erhielt durch Empfehlungen eines berühmten und teilnehmenden Freundes (der sich in allen seinen Verfolgungen treu und ernsthaft seiner annahm), die Zulassung in die Linzer Diözese in Ober-Österreich, unter dem Bischof Joseph Anton Gall.

Er reiste den 29 oder 30. April 1799. in einem Schiffe auf dem Lech von Augsburg (in Gesellschaft eines andern verfolgten und verjagten Geistlichen aus der Konstanzer Diözese), von den Tränen und Segenswünschen seiner Freunde begleitet, ab.

Generalvikar Nigg gab ihm noch mündlich dieses schöne Zeugnis mit: Ihr seid formaliter Sancti, wenn ihr gleich materialiter fehlgegriffen hättet. (Siehe Fenebergs Leben S. 179. 180.)

Cornelius schrieb vom 30. April 1799. von Canstein: „Heute früh hat Silas unsre wandernden Abrahams, denen der Herr befahl, dass sie ausgehen sollen aus ihrem Vaterlande und aus ihrer Freundschaft, und aus ihres Vaters Hause in ein Land, das er ihnen zeigen will, 1.Mos. 12,1, an Port begleitet. - -

Während Boos auf der Donau schwimmt, wolle der Leser Folgendes betrachten:

(Aus dem Briefe eine Freundes.)

Es ist aus der Geschichte erwiesen:

1. Dass oft mancher gottselige und leuchtete Mann, sowie Jesus und seine Apostel selbst, unschuldig verketzert und verfolgt wurde.

2. Dass die Vorsteher der Kirchen, Bischöfe, Hirten und Lehrer oft selbst sehr arge Verfolger der wahren Christen gewesen und viel Unheil und Spaltungen angerichtet haben.

3. Dass in den Schulen und auf den Lehrkanzeln meistens zanksüchtige Leute, die Gottes Geist nicht gehabt haben, standen, teils auch unbedachtsame Jünglinge, falsche Brüder, denen der zeitliche Nutzen, Herrschaft, Ehre, Wollust oft mehr am Herzen lagen, als die Wahrheit, Christus und das Seelenheil der Menschen.

4. Dass die Kirche unter dem Kreuze allezeit am schönsten geblüht, und niemals die größte Menge, niemals die Verfolgerin, sondern vielmehr die kleine Herde und die Verfolgte gewesen (ecclesia pressa, non premens, vera est).

5. Dass die antichristliche Kirche jederzeit ihr Werk gemacht, und ihr Heiligtum gesetzt in äußerlichen Dingen, Bildern, Schatten und bei solchem Dienste, womit sie als eine Hagar etwas zu verdienen gesucht, die freie Sara gehasst und verfolgt hat. Gal. 4.

Kennzeichen der Rechtgläubigen.

1. Sie rühmen sich keines Lehrers, als nur Jesu. Es heißt nicht: Ich halts mit Apollo, ich mit Petrus, ich mit Paulus, 1.Kor. 3.

2. Sie haben Ein Herz und Eine Seele - Einen Sinn und lieben einander. Apg. 4,32. 2,44. 1.Joh. 3,11.14. 4,7.

3. Sie teilen mit einander ihre leiblichen und geistlichen Güter. Apg. 2,44f. etc.

4. Sie verdanken ihre Gerechtigkeit und Seligkeit Christo; sind in Adam große Sünder, und werden und wandeln gerecht in Christo, und wie Christus 1.Joh. 2,29. 3,3. 7. 4,2f.

5. Sie schreiben sich nur das Nichts und die Sünde zu, sie mögen noch so lange leben und gerecht sein und Gutes tun. Joh. 15,5. 1.Kor. 15,9.

6. Wenn man einen von ihnen fragte: Woher weißt du, dass du in der wahren Kirche bist? So müsste er antworten von Grund des Herzens: 1) Weil ich an Christus hänge, Joh. 15,15, 2)seinen Geist empfangen habe, 1.Joh. 4,13. 3,24. Röm. 8,9. 14-17. 3) sein Gebot halte und die Brüder liebe. 1.Joh. 3,14. Joh. 15,12. 14,21.

Alle Theologen mögen mit ihrem bloßen Wissen die letzte Frage nicht so gut auflösen, wie sie mir eben ein einfältiger Christ mit obiger, Antwort gelöst hat.

Ein öffentliches Zeugnis und eine laute Stimme für Boos unter den vielen, die gegen ihn sich erhoben.

(Aus der Felderschen Litt. Zeitung für katholische Religions-Lehrer Intelligenzblatt 1811. No. XIX.)

Da sich der Verfasser nicht nannte, will ich ihn auch nicht nennen; es ist auch nicht nötig, man erkennt ihn ohnehin, seine Sprache verrät ihn, wenn er den Mund auftut. Seine Stimme ist eine Stimme der Wahrheit. Darum soll sie nicht in der Feld. Litt. Zeitung begraben liegen, sondern wieder auferstehen und in der Geschichte Boos’s forttönen. Wer aus Gott ist, der hört uns. Der Verfasser darf mit 1.Joh. 4,6. sagen: Wer nicht aus Gott ist, der hört uns nicht.

Die Veranlassung war diese. Boos war nun schon so allgemein bekannt und verschrieen, dass er und seine Sache in Kirchengeschichten aufgenommen wurde. So erschien 1809 der Huthische Versuch einer Kirchengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts, worin Boos und seine Geschichte auch einen Platz erhielt und wie es sich von selbst versteht, weil der Verfasser ihn gar nicht kannte, sondern nur von Hörensagen schrieb, unter die Schwärmer gestellt wurde.

Dagegen erhob nun der verehrte Freund und ehemalige Lehrer des verschmähten Zeugen der Wahrheit seine Stimme und schämte sich nicht der gelästerten Wahrheit, nicht des mißkannten und verworfnen Zeugen. Er ließ Folgendes in die Feld. Litt. Zeitung einrücken.

Freundlicher Beitrag zum Huthischen Versuche einer Kirchengeschichte des achtzehnten Jahrhunderts 1809.

Es wird im zweiten Bande dieses Versuches S. 374 und 375. erzählt, dass Herr Kanoniker Martin Boos, (jetzt Pfarrer) im Jahre 1797 mehrere schwärmerische Sätze, wovon sieben angeführt werden, verteidigt, und nachmals, einem Spruche des Vikariats zu Augsburg zu Folge, abgeschworen hätte, und zur Nachholung des vernachlässigten theologischen Studiums wäre angewiesen worden etc. Da diese Erzählung den vortrefflichen noch lebenden Mann, der durch Taten und Leiden gleich bewährt, von Schwärmerei, wie von Leichtsinn gleich weit entfernt ist, und überdies als Pfarrer einer Gemeinde von 5000 Menschen seines ungetrübten Ansehens bedarf, in einem ungünstigen Lichte zeigt: so fand Anzeiger dieses, der die ganze Begebenheit genau kennt, sich von der Liebe zur Wahrheit gedrungen, die nötigen Berichtigungen und Ergänzungen der Erzählung, wovon der Verfasser bei einer neuen Auflage seines Entwurfes, ohne Zweifel den besten Gebrauch machen wird, diesem öffentlichen Blatte einzurücken. Die Erzählung wird berichtigt in dem, was sie angibt, und ergänzt in dem, was sie nicht angibt, Beides in möglicher Kürze.

Berichtigungen

Pfarrer Martin Boos hat die genannten Sätze I. gar nie gelehrt, weder in Predigten, noch sonst, weder mündlich, noch schriftlich. Er hat sie II. noch weniger verteidigt. Er hat sie III. am allerwenigsten als seine Meinung gelehrt oder als seine Meinung verteidigt. Er hat sie IV. bloß als Einfälle und Meinungen Anderer im Durchlesen mehrerer Schriften vorgefunden, und einige davon exzerpiert [herausgezogen], andere nicht einmal exzerpiert. Er hat sie V., als ihm aufgetragen ward, sie feierlich zu verwerfen, allerdings verworfen; aber wohl gemerkt, nicht als seine Meinung, noch weniger als seine ausgesprochene Lehre, und schon gar nicht als seine jemals behauptete und verteidigte Lehre, sondern bloß, wie sie da liegen, prout iacent, verworfen und abgeschworen. Er hat VI. eh’ er die Sätze abschwur, ausdrücklich vor dem ganzen hochwürdigen Vikariate protestiert, dass er diese Sätze weder privatim, noch puplice gelehrt habe, also als seine Sache, als seine Meinung unmöglich abschwören könne; worauf ihm der Älteste von den beisitzenden geistlichen Räten, ein sehr verdienstvoller Mann, zur Antwort gab: „So schwören Sie dieselben so ab, wie sie daliegen.“ Nach dieser entscheidenden Erklärung des ältesten Rates fing Boos VII. so an: „Auf Befehl meiner Obrigkeit schwöre ich also diese Sätze ab, aber nicht als meine, sondern als eine fremde Sache.“ Wonach dann die förmliche Abschwörung erfolgte. Dies machte denn auch auf den damaligen Generalvikar Nigg einen so tiefen Eindruck, dass er, als Boos späterhin seine Litteras dimissoriales [Schreiben zur Versetzung] nachsuchte, nicht umhin konnte, die Orthodoxie und die Rechtschaffenheit des edeln Mannes öffentlich und selbst in der Entlassungsurkunde mit diesen Worten anzuerkennen: „Attestamur, henestum ac dilectum in Christo presbyterum Martinum Boos in diversis nostrae dioecesis parochiis cura animarum cum laude parfunctum, nullaque censura ecclesiastica quantum nobis constat, innodatum esse, quem proin omnium, et singularium, ad quos pervenerit, favoribus, et gratiis commendamnus etc.“

Was den mit eingewebten Vorwurf des vernachlässigten theologischen Studiums betrifft, so wissen VIII. seine Lehrer (er studierte an der Universität zu Dillinen, zu einer Zeit, wo das philosophische und theologische Studium daselbst in seiner schönsten Blüte war) das Gegenteil; sie sind erbötig, es öffentlich zu bezeugen, und haben es schon öffentlich bezeugt. Sein Absolutorium, das ihm die Universität erteilte, ist buchstäblich wahr:

„Cum igitur Rev. ac doctissimus D. Martinus Boos Huttenriedensis Algoius, sacerdos, modo Kooperator in Waldneukirchen studiorum morumque testimonia petierit, praesentibus hisce testamur, eudem in hac alma episcopali Universitate studiis philosophicis diligentiam constanter maximam et indefessam ita impendisse, ut primus omnium Magisterii philosophici corona decorari promeritus fuerit, eumque pari diligentia scientiis theologicis ita vacasse, ut ex studio, morali, et pastorali, item ex iure ecclesiastico secundum cl. Gmeineri institutiones tradito progressus notam primam in classe prima vel eminentiae retulerit. Scientiae ornamentis iunxit mores probatissimos plurima laude, omnique commendatione dignos etc.“

Dies Alles, und andere einzelne Ereignisse, die hier anzuführen zu weitläufig wäre, weiß der Anzeiger dieses als die gewisseste Wahrheit aus den zuverlässigsten Quellen, aus den Tagebüchern der Untersuchung, aus den sämtlichen Fragen und Antworten, und aus der innigsten Bekanntschaft mit der ganzen Begebenheit.

Ergänzungen.

Aber, woher kam denn die bischöfliche Untersuchung, und der Auftrag des Vikariats? Wodurch wurde sie veranlasst?

Antwort: Jene Untersuchung und dieser Auftrag kamen daher, und wurden dadurch veranlasset:

Der damalige Kaplan (jetzt Pfarrer) Boos, durchdrungen von dem Geiste des lebendigen Christentums, das in Polykarpus, Ignatius, Cyprianus, Augustinus, Salefius, Fenelon etc. und in allen wahren Christen so herrliche Früchte des heiligen Lebens darstellte, sprach als Prediger, als Gewissensrat, am Krankenbette, und wohl auch im Privat-Umgange, dasselbe katholische Christentum mit solcher überwiegenden Kraft und mit einer solchen Überzeugungsfülle aus, dass viele, viele empfängliche Gemüter durch die Macht der Wahrheit ergriffen, aus dem toten Wesen des Buchstaben in das Leben des Geistes übersetzt wurden, und in ihrem Wandel das innere lebendige Christentum offenbarten. Die ihn hörten, und der Wahrheit nicht gewaltsam widerstanden, wurden von dem Feuer der heiligen Beredsamkeit hingerissen. Eingeweiht in den Geist des Apostels Paulus, sprach er, wie dieser schrieb, von Gott, von Christus, von dem heiligen Geiste, von der Kirche und der Buße, von dem Worte Gottes und dem Glauben, von der Liebe und den guten Werken, von dem Frieden des Gewissens und der ewigen Seligkeit. Die Glieder dieser himmlischen Kette waren die Glieder seiner Predigt, womit er die horchenden Gemüter umschlang und festband, von der Sünde losriss und zu Gott hinführte. Von Christus ging seine Rede aus, und in Christus endete sie, wie die Briefe der Apostel.

„Christus“, das war seine Lehre, „ist das Heil der Welt: Der lebendige Glaube an Ihn ist Gabe Gottes: Dieser Glaube beweist seine Wirksamkeit in und durch die heilige Liebe: Die Liebe offenbart sich in lauter guten Werken, wie der gesunde Baum durch gute Früchte: wer in Glaube, Liebe, Hoffnung und in guten Werken bis ans Ende beharret, der findet in Christus das ewig selige Leben.“

„Ohne Gott, ohne Christus,“ das wiederholte er unzähligemale und immer eindringender und eindringender, „ohne Gott, ohne Christus kein Heil. Was wären z.B. die guten Werke ohne die heilige Liebe, die sie beseelet, die sie hervorbringt? Was wäre die heilige Liebe ohne göttlichen Glauben, der sie in Bewegung setzt? Was wäre der göttliche Glaube ohne Gnade des h. Geistes? Und den h. Geist, wer gab ihn, als Christus? Und Christus, wie kam er zu uns als aus dem Schoße des Vaters, aus dem Schoße der ewigen Liebe? Und dem, der in Glaube, Liebe, Hoffnung und in guten Werken beharret bis ans Ende, was kann ihm anders werden, als die Krone der Herrlichkeit, die er in stiller Zuversicht und im Frieden des Gewissens schon voraus genießt?“

Dies sprach er, im Geiste der katholischen Kirche, mit allen erleuchteten Lehrern und Vätern, so klar, so bestimmt aus und bestätigte es mit seinem einfachen, frommen, gottseligen Lebenswandel auf eine so auffallende Weise, dass die zwei entscheidenden Früchte des apostolischen Predigtamtes nicht lange ausbleiben konnten: Die gründliche Bekehrung zu Gott, und die Seligkeit der Bekehrten in Gott - auf einer, und die Verachtung und der Widerstand der Nichtglaubenden auf der andern Seite.

Er, nicht achtend das Lob der Einen, und nicht scheuend den Tadel der Andern, predigte dasselbe Evangelium mit gleichem Mute fort, und traute es Gott zu, dass er die Wahrheit und ihn schützen werde.

Die durch ihn zur lebendigen Erkenntnis durchgedrungen waren, konnten ihn nicht hassen, und wollten ihre Seligkeit gern mit Andern teilen. Die sich an ihm ärgerten, und das neue Leben des alten Glaubens für eine neue Lehre ansahen, entfernten sich immer mehr von ihm und teilten ihre Bedenklichkeiten, ihre Angst, ihr Fürchten Andern mit.

Die mechanischen Christen, die am Buchstaben klebten, die scholastischen Christen, die am Begriffe hangen blieben, ohne den Geist des Christentums zu besitzen, verstanden weder seine Worte, noch seine Begriffe. Aber jene katholischen Christen, die ihre Religion geistig aufgefasst hatten und lebendig in sich trugen, fanden seine Worte und seine Begriffe mit der katholischen Lehre und selbst mit dem Ausspruche des Concilii Tridentini, einstimmig.

Da nun die Zahl der letzern wohl nicht die größte war, so geschah, was (wie jeder Kenner des menschlichen Seins und Wirkens ohne weitere Erörterung dieses summarischen Berichtes gar leicht begreifen wird) geschehen musste; es geschah, was laut aller Kirchengeschichten bei ähnlichen Erweckungen geschehen ist: dass nämlich durch schuldlosen Missverstand, durch frommen Eifer ohne Licht, durch mancherlei Bewegungen menschlicher Leidenschaften, die sich in das Spiel mischten, insbesondere durch Neid und Eifersucht derer, die etwas sein wollten, unzählige falsche Gerüchte ausgestreut, die ausgestreuten vergrößert und durch den Umlauf der vergrößerten Gerüchte mancherlei Herzen beunruhigt wurden; wodurch das bischöfliche Vikariat sich bewogen fand, die strengste Untersuchung über Boos Lehre und Leben vorzunehmen. Allein auch die strengste Untersuchung konnte weder gegen die Reinheit seines Glaubens, noch gegen die Lauterkeit seines Lebens einen bestechlichen Beweisgrund auffinden. Und so ward, bloß zur Stillung der aufgereizten Gemüter und zur Verhütung neuer Ausstreuungen ähnlicher Gerüchte, die feierliche Abschwörung der genannten Sätze beschlossen.

Soviel für Diesmal. Denn es verdiente dieser kirchenhistorische Gegenstand eine ausführliche, mit allen Dokumenten versehene Darstellung, die ihm bei besserer Muße wohl auch weiden mag.

Veritatem in Charitate. (Wahrheit in Liebe.)

Paulus.

Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph.

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