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Bemerkungen eines Freundes

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Bemerkungen eines Freundes

Confidentiosus an Boos. - 15. Febr. 1811.

So ist also der Damm durchgebrochen, und Du bist abermals durch Lästerung Deiner Feinde der heiligen Inquisition in die Hände gefallen. Wie sehr ich Dein Schicksal bedauern würde, wenn die Inquisition übel ausfiele, kannst Du denken. Aber noch weit mehr würde mich das arme Volk dauern, das so schön lief und nun irre gemacht, nicht wüsste, was und wem es glauben müsste. Doch ich hoffe, das liberale Konsistorium zu Linz wird eher die liederlichen, lauen und geistlosen Geistlichen zurechtweisen, die nur ihre zeitlichen, lieblosen und niedrigen Absichten bei ihrem Lärmblasen und Ketzermachen zu erreichen, nicht aber das Reich Gottes zu verbreiten suchen. Wenn es nicht allzu viel Ehre für die Andern wäre, so wollte ich Dich mit Fenelon, und sie mit Bossuet vergleichen. Denn dieser war bei aller Strenge der Orthodoxie doch ein gelehrter und großer Mann, der aber doch auch von Rivalität geplagt worden sein mag. Das Urteil des Papstes ist bekannt: „Wenn Fenelon gefehlt hat, so hat er durch das Übermaß seiner Liebe zu Gott gefehlt, ihr aber fehlt durch offenbaren Mangel an Liebe zum Nächsten.“ (Ille peccavit excessu amoris divini, vos peccastis defectu amoris proximi.) - Wollte Gott, es wären deinesgleichen recht Viele unter den Geistlichen, wie bald würde es ganz anders aussehen in den Gemeinen. Sind nicht die meisten lauter Mietlinge, die nicht das, was Jesu Christi, sondern ihr bloßes Interesse, ihre Bequemlichkeit, oder noch was Schlechteres suchen? Daher so viel Tod, so wenig Leben! Daher so wenig Trost zum Sterben, so wenig Kraft zum Gottseligen Leben, weil in den Hirten, die mit Blindheit geschlagen sind, selbst kein Geist, und daher keine Kraft und kein Trost zu Hause ist.

Lieber! Lass Dich nicht schrecken, das Linzer Konsistorium wird gerecht handeln und Dich nicht zum Opfer des Neides, der Eifersucht und der Lügen machen, die in solchen Fällen an der Tagesordnung sind. Wer aber helle Augen hat, sieht da leicht auf den Grund. (Aber helle Augen sind nicht Jedermanns Ding im Lande der Blindgebornen auf unsrer Erde!) Zudem bürgt Dein Charakter für Deine Lehren und Worte. Wie der Mann, so das Wort. Nach dem Charakter des Mannes müssen seine Worte gedolmetscht werden. Das bescheidene und kluge Konsistorium in Linz wird seinen Ruhm nicht aufs Spiel setzen wollen, indem es Dich zum Ketzer machen wollte. Der jetzt herrschende Zeitgeist [Der ist der schöne! Wahr ist’s, Ketzer macht er nichts weil er selbst der größte Ketzer ist - aber Narren, Schwärmer macht er - weil ihm das Wort vom Kreuz Torheit und Schwärmerei ist, wie den Ketzermachern Ärgernis und Irrlehre.] selbst würde ihm das für eine öffentliche Prostitution halten. Nein, daran ist gar nicht zu denken.

Martin Boos, der Prediger der Gerechtigkeit die vor Gott gilt: Sein Selbstbiograph.

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