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2.2.1 Kommunikationsnetzwerke

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Die Diffusionsforschung hat darauf hingewiesen, dass mediale Kommunikation nicht “alleine” wirkt, sondern im Zusammenspiel mit interpersonaler Kommunikation. Untersuchungen über Nachrichten- und Innovationsverbreitung führten zu einer “Two-Step-Flow”-Hypothese18, die später zu einer “Multi-Step-Flow”-Hypothese erweitert wurde. Zwar wurden unterschiedliche Kommunikationssysteme ausgemacht, aber die lokalen Netzwerke und deren sozialer und kultureller Kontext wurden nicht eingehender untersucht. In dieser Missachtung lokaler Kultur und kommunikativer Muster sieht der nigerianische Kommunikationswissenschaftler Ugboajah den Grund für das Scheitern vieler Entwicklungsprojekte19. Auch sein Kollege Syad kommt zu einem ähnlichen Schluss: “La connaissance des structures, moyens et supports de la communication traditionelle en Afrique est nécessaire pour élaborer des stratégies de transition vers la communication moderne”20.

Die Idee verschiedener kommunikativer Systeme wurde von den Netzwerkforschern aufgegriffen und die einzelnen Netzwerke und deren Umgebung näher untersucht.

Das koreanische Entwicklungs-Musterdorf Oryu-Li wurde 1973 von einem Forscherteam mit der Methode der “Netzwerkanalyse” untersucht, um die Gründe für den Erfolg der Entwicklungsbemühungen benennen zu können. Es wurden die kommunikativen Austauschbeziehungen verschiedener gesellschaftlicher Gruppen beschrieben, in deren Mittelpunkt eine Selbsthilfeorganisation von Frauen auszumachen war, die offensichtlich der “Motor” der Entwicklung war. Die Interaktionsmuster erwiesen sich als äußerst komplex und wohl nur die insgesamt überschaubare Größe des Dorfes ermöglichte die Bestimmung einzelner Kommunikationssysteme, Subsysteme usw. Die Wissenschaftler Rogers und Kincaid resümierten:

“Development in the Korean village of Oryu Li illustrated many

important principles of social change. It underscored the importance of communication, especially interpersonal communication, in the process of change. However we are struck by how poorly the existing models of communication apply to the case of Oryu Li”21.

Aufgrund ihrer Forschungsergebnisse entwickelten sie ein neues Kommunikationsmodell, dass sie wie folgt beschreiben:

“The convergence model represents human communication as a

dynamic, cyclical process over time, characterized by mutual causation

rather than one-way mechanistic causation, and emphasizing the

interdependent relationships of the participants, rather than a bias

toward either `source´ or the `receiver´ of `messages´.”22

Dieses “Konvergenz-Modell” mag zwar die Kommunikationsstrukturen eines kleinen Dorfes recht umfassend erklären, aber bereits bei größeren Mikrosystemen stößt es auf methodische Schwierigkeiten und in größerem Rahmen, auf nationaler oder gar internationaler Ebene, erweist es sich als nicht anwendbar. Das Modell läßt sich wohl kaum benutzen, um brauchbare Kommunikationsstrategien für eine nationale Entwicklungpolitik zu konzipieren, nicht zuletzt deshalb, weil es sich ausschließlich einem Mikrosystem zuwendet und somit die wichtige Frage vernachlässigt, wie und warum welche Innovationen in das untersuchte Netzwerk Eingang finden.

Die Einführung des Fernsehens im Senegal

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