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2.3 Resümee

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Wie bereits in der Einleitung dieses Kapitels erwähnt, lassen die verschiedenen Theorien die unterschiedlichsten wissenschaftlichen und ideologischen Prämissen erkennen. Gemein ist ihnen lediglich ihr unrühmliches Ende, da alle diese vermeintlichen Gesetze über die Rolle der Kommunikation im Prozess des Wandels einer Überprüfung nicht stand hielten. Was im einen Fall als wiederkehrendes Muster erkannt wurde, war im nächsten Fall oft gar nicht erst anzutreffen. Und so verdeutlichen die vorschnell als “Gesetze” geadelten Ergebnisse einzelner Studien in ihrer Summe, dass die Wirkung und Bedeutung von Kommunikation von sehr viel mehr als den in den einzelnen Studien untersuchten Faktoren abhängt.

Die Kommunikationswissenschaftler Mowlana und Wilson resümieren im Jahre 1988:

“In summary, the debate of the last two decades has made it clear that: communication, although vital, is a much more complex component of `development´ than it was originally thought to be, and that it cannot be removed from its social and cultural contexts; and that the notion of `development´ itself is still a somewhat unsettled concept that

continues to have a number of less universal and more culture-bound values attached to it.”30

Doch auch wenn die formulierten Theorien weit davon entfernt sind, tatsächlich allgemeingültige Regeln zu verkünden, so bleiben sie dennoch nicht ohne Wirkung. Zum einen beeinflussen sie die kommunikationswissenschaftliche Forschung, wo sie im besten Falle fruchtbare Anregungen geben und schlimmstenfalls den Blick auf bestimmte Faktoren versperren. Zum anderen aber wurden und werden die erwähnten Theorien von Politikern und Entwicklungshelfern aufgegriffen und haben somit praktische Auswirkungen. Gerade die sogenannten Entwicklungsländer haben ein besonderes Interesse an Möglichkeiten der Beeinflussung oder gar Steuerung gesellschaftlichen Wandels und wurden “zu einem gigantischen Experimentierfeld von Wissenschaftlern und Entwicklungspraktikern mit zum Teil verheerenden Folgen”31.

Vor diesem Hintergrund erscheint es gerechtfertigt, die zuvor beschriebenen Ansätze hauptsächlich nach ihrer Praktibilität bzw. ihrer entwicklungspraktischen Realisierbarkeit zu bewerten - auch wenn sich einwenden ließe, dass es sich bei diesen Theorien doch in erster Linie um wissenschaftliche Erklärungsmuster zur Untersuchung bereits abgelaufener Prozesse handelt.

Zwar hat sich die Entwicklungskommunikationsforschung im Laufe der Jahre immer mehr von den “Handlungsanweisungen” für Entwicklungsländer entfernt - bis hin zur Formulierung komplexer und nur noch nebulös zu beschreibender Modelle, deren Grundaussage zu lauten scheint, dass es, zumindest für die Entwicklungspraxis, eben keine Modelle, sondern nur Einzelfälle geben könne. Tatsache ist aber, dass viele Wissenschaftler trotzdem immer noch dazu anregen, ihre in Theorien gegossenen Ergebnisse als Anregung für die tatsächliche Entwicklungsarbeit zu nutzen. Dass die Ergebnisse der Kommunikationsforschung auch Praktikern zur Verfügung stehen, ist begrüßenswert - aber manchmal wäre wohl auch ein Hinweis auf die Grenzen solcher Forschung oder auch nur auf die “Größe” und Vergleichbarkeit des jeweiligen Untersuchungsgegenstandes angebracht.

Trotzdem sind die Arbeiten, die von diesen Theorien angeregt wurden oder die, aus denen diese Ansätze hervorgegangen sind, von großer Bedeutung für die Wissenschaft ebenso wie für die Entwicklungspraxis - wenn sie mit entsprechender Vorsicht genossen werden. Ihnen allen gebührt das Verdienst, bestimmte Faktoren hervorgehoben und näher untersucht zu haben.

Damit ermöglichen sie ein besseres Verständnis der Rolle und des Potenzials von Kommunikation im Prozess gesellschaftlichen Wandels. Aber angesichts der Komplexität der Materie kann es kaum sinnvoll sein, weiterhin nach dem “Rezeptbuch” zu suchen, nach dessen Regeln Kommunikation angeblich funktioniert und gesellschaftlichen Wandel steuerbar macht.

Die Einführung des Fernsehens im Senegal

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