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1.1 Thema der Arbeit

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Thema dieser Arbeit ist die Einführung des Fernsehens im Senegal - die in einer Zeit stattfand, in der der Gaube an die “Wunderwaffe” Fernsehen noch ungebrochen war. Die junge Nationalregierung hatte, gerade in einem sogenannten Entwicklungsland wie dem Senegal, starkes Interesse an Maßnahmen und Instrumenten, die eine Durchsetzung oder zumindest eine Unterstützung gewünschter gesellschaftlicher und struktureller Veränderungen versprachen, beispielsweise eine Modernisierung des sozialen, politischen und ökonomischen Systems. Ebenso wie andere Instrumente der Entwicklungshilfe erzielte das Fernsehen in den letzten vierzig Jahren aber nicht die erhofften Resultate - weswegen der Bedarf an Veränderung weiterhin besteht. Die Notwendigkeit von Veränderungen besteht allerdings nicht nur in “Entwicklungsländern”, sondern zweifelsohne auch in anderen Gesellschaften, die zeitweilig dazu neigten, sich als nicht mehr zu verbessernde Endphase menschlicher und gesellschaftlicher Entwicklung zu betrachten. Veränderung oder Entwicklung ist vielmehr unausweichlicher Bestandteil aller Gesellschaften und menschlichen Lebens ganz allgemein. Aber so universell die Notwendigkeit von Veränderung auch ist, so besteht in vielen Ländern und Regionen ohne Zweifel ein Bedarf an besonders zahlreichen und grundlegenden Veränderungen, um den dort lebenden Menschen ein würdiges Dasein zu ermöglichen.

Auch wenn das Fernsehen inzwischen zu Recht seinen Status als “Wunderwaffe” verloren hat, so kann es dennoch einer von zahlreichen Faktoren sein, mit deren Hilfe notwendige Veränderungen gefördert werden. Doch nicht nur deswegen erscheint eine historische Betrachtung der Fernseheinführung im Senegal auch heute noch relevant. Die übertriebenen Hoffnungen (und auch Befürchtungen), die die Einführung des neuen Mediums Fernsehen in den 60er Jahren begleiteten, waren auch bei der Einführung anderer Medien zu beobachten.

In jüngster Zeit nährte beispielsweise das neue Medium Internet den Glauben, dass der fortan unkontrollierbare Informationsaustausch praktisch eine nicht nur weltumspannende, sondern auch weltverbessernde Art Basisdemokratie etablieren würde. Wenn das Internet auch (erst jetzt) im Begriff ist, ein tatsächlich weltumspannendes Medium zu werden, so bedeutet dies noch nicht, dass der Großteil der Menschheit Zugriff auf dieses Medium hat. Und selbst wenn ein solcher Zustand erreicht wird, läßt beispielsweise die Erfahrung der Fernseheinführung daran zweifeln, dass das Internet das ihm unterstellte Heilsversprechen erfüllen wird.

Eine historische Betrachtung der Einführung des Fernsehens ist insofern heute auch deswegen relevant, weil sie für die Einführung zukünftiger Medien von Bedeutung sein könnte - selbst wenn es “nur” darum geht, sowohl die positiven als auch die negativen Erwartungen an diese neuen Medien auf ein realistisches Maß zu reduzieren.

Das senegalesische Fernsehen eignet sich als Untersuchungsgegenstand einer solchen historischen Betrachtung, weil im Senegal damals wie heute ein hoher Bedarf an Veränderung besteht und deswegen besonders hohe Erwartungen an das Medium Fernsehen gestellt wurden - und dort auch heute noch den Heilsversprechen neuer Medien großes Interesse entgegengebracht wird. Zudem galt der Senegal seit Kolonialzeiten als ein Vorreiter im frankophonen Afrika und die Ereignisse in diesem Land wurden sowohl von afrikanischen Nachbarn als auch von Wissenschaftlern stets mit besonderem Interesse betrachtet. Nicht zuletzt aufgrund der Materiallage eignet sich der Senegal als Untersuchungsgegenstand einer historischen Betrachtung der Fernseheinführung: Zwar ist die Quellenlage insgesamt eher dürftig, im Vergleich zu anderen afrikanischen Staaten aber geradezu als ideal zu bezeichnen.

Die Einführung des Fernsehens im Senegal

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