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Raum für echte Begegnung

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Der Dialog ist ein Weg zu einer anderen Form des Miteinanders. Der Prozess des Dialogführens macht deutlich, wie unser Denken durch unsere Emotionen, Wünsche, Absichten, Unterstellungen und Ängste beeinflusst wird. Im Dialog ist Raum für das Aufspüren von Annahmen und Wertvorstellungen, die unserem Handeln zugrunde liegen. Im Dialogkreis kommen wir mit anderen zu uns selbst und erleben unsere Zugehörigkeit zu unseren Mitmenschen. Es geht um das Führen und Geschehenlassen von echten Gesprächen, oder wie Martin Buber sagt um „wahre Begegnung“.

[27] In Kapitel 1 gehe ich der Frage nach, wie es gelingen kann, gemeinsam mit Eltern den Schlüssel zur eigenen Stärke und zu den Potenzialen ihrer Kinder zu finden, anstatt permanent nach Fehlern zu fahnden. Im Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten erwachsen Stärke und Zuversicht, die im Beziehungsprozess benötigt werden.

Mit den Merkmalen einer Dialogischen Grundhaltung und dem Wesen des Dialogs sowie seiner Bedeutung für persönliches Wachstum setze ich mich in Kapitel 2 ausführlich auseinander. Unter anderem beschreibe ich Dialogische Kernfähigkeiten und wie die Dialogische Haltung erlernt werden kann.

Dialog unter den oben genannten Vorzeichen ist mehr als Wissensvermittlung. Er ist Austausch über die Sachaspekte eines Themas, Erfahrungen und Verhaltensweisen, eigenes Empfinden und Ängste, die Konfrontation mit der eigenen Lebensgeschichte und nicht zuletzt geht es um sinnvolle Lebensperspektiven. Insofern spielt sich das Lernen in der Gruppe auf ganz unterschiedlichen Ebenen ab, die ich anhand des Konzeptes der „Fünf Ebenen im Dialog“ in Kapitel 3 beschreibe. Dialog ist kein Verhaltenstraining, sondern bedeutet Auseinandersetzung mit Beziehung und Begegnung mit sich selbst und eigenen Lebensidealen. Selbst-Erfahrenes und Selbst-Gelerntes stärkt Eltern und ihre Familien langfristig und nachhaltiger, als dies mit referiertem und antrainiertem Wissen der Fall ist.

Seminare über das Zusammenleben mit Kindern drehen sich immer um mehr oder weniger gelingende „Alltags- und Lebensbewältigung“. Naturgemäß macht das Ringen darum, das Leben zu meistern, vor den Dialogbegleitern nicht halt. Auch ihnen bieten die Seminare Raum zum Lernen. Welche Konsequenzen dies für ihre Arbeit im Dialogkreis hat, beschreibe ich in Kapitel 4.

So, wie wir den Dialog in jeder Elterngruppe oder in der Eins-zu-Eins-Beratung neu versuchen, ist jeder Dialog einmalig. Wir konstruieren jeden Augenblick neu in einer wirklichen Begegnung. Indem wir einen sicheren Raum für Verschiedenheit schaffen, können wir die individuell unterschiedlich erlebte „Wirklichkeit“ unserer sozialen Umgebung zulassen und uns vielleicht auch an ihr erfreuen. Zu „benutzen“ ist deshalb das Konzept Dialogischer Elternarbeit wie die „Skizze einer Landkarte“. Wir wissen vorher nicht, wenn wir von A nach B wollen, welche Umleitungen, Hindernisse aber auch abschüssigen Strecken unseren Weg behindern [28] bzw. beschleunigen. Den Weg müssen wir immer wieder neu gehen. Dialogkreise sind immer als Prozess zu verstehen. Beispielhaft beschreibe ich in Kapitel 5 zwei Seminarabende, die jederzeit erweitert und variiert werden können.

All diejenigen, die eine Methodensammlung erhoffen, mit der das Dialogische Arbeiten auf jeden Fall gelingt, werden enttäuscht sein. Ihnen liegt kein „Patentrezept-Buch“ vor. Insbesondere liegt mir daran, Mut zu machen, andere Wege in der Arbeit mit Eltern zu gehen und einen neuen Blick auf Eltern zu werfen. Handlungsalternativen und Beispiele in diesem Buch sind als Anregung gemeint. Im Kapitel 6 finden Sie unter „Einstiegshilfen und Übungen für Dialogisches Arbeiten“ u. a. Geschichten, Zeichnungen und anderes Material, das Sie selbstverständlich als Kopiervorlage benutzen können.

Genauso wenig, wie wir im Dialog den Teilnehmenden ein bestimmtes Verhalten vorschreiben, beschreibt das Buch den richtigen Weg, wie Dialog gelingt. Von Krishnamurti stammt der Satz: „Es gibt keine Methode, es gibt nur Achtsamkeit.“ Es ist dem Dialogprozess angemessen, das Konzept nicht starr zu übernehmen, sondern schöpferisch anzuwenden und kreativ zu verändern, zu ergänzen und weiter zu entwickeln.

Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Beratung

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