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[31] 1 Die eigenen Potenziale entdecken

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[33] Wer nach Potenzialen im Menschen sucht, unterstellt, dass diese über ein grundsätzliches Entwicklungsvermögen verfügen. In Anlehnung an das Konzept der „Salutogenese“ von Aaron Antonovsky gehe ich der Fragestellung nach, was uns stärkt und was uns gesund hält. Ich gehe davon aus, „dass sich in jedem von uns ein Kraftzentrum befindet, welches das Leben erhält und mit einer universellen Kraft verbunden ist“ (Satir 1994, S. 53) – wie ausgebrannt auch immer der Mensch sein mag. Ziel Dialogischer Elternseminare ist es, sich dieser Kraftquellen zu besinnen, sie neu zu beleben und sie für die Bewältigung des Lebensalltags der Eltern selbst und ihrer Kinder nutzbar zu machen.

Die Suche nach Potenzialen verstehe ich als Aufspüren von Stärken, Fähigkeiten und verschüttetem Wissen. Sie bedeutet grundsätzliche Lebensbejahung. Wer Zugang zu seinen Fähigkeiten hat, kann Kraft entwickeln, die ihm bei den Anforderungen im Umgang mit seinen kleinen oder heranwachsenden Kindern hilfreich ist. Viele Eltern kommen mit einem Defizitgefühl in die Seminare. Sie kommen sich eher schwach denn stark vor. Sie brauchen zu allererst einen Ort, an dem sie auf offene Ohren und Verständnis stoßen. Wenn dieses Verständnis gleichbedeutend mit „Verstehen wollen“ ist, ist der erste Schritt in die richtige Richtung getan. Erkundende Fragen sind ein Schlüssel dazu.

Alle Eltern haben grundsätzlich den Wunsch und die Fähigkeit, alles möglichst „richtig“ zu machen. Sie alle wollen ihre Kinder „gut“ erziehen, unabhängig davon, ob sie aus vermeintlich pädagogischer Sicht „gute“ Eltern sind oder nicht. Sie alle werden in den Seminaren in ihrem Sein ernst- und angenommen.

Wer sich mit Beziehung, Lernen und Lehren beschäftigt, weiß, dass ständiges „Herumreiten“ auf Fehlern und Unzulänglichkeiten bzw. die Orientierung an so genanntem „idealen“ Modellverhalten nur in den seltensten Fällen die Motivation und Bereitschaft fördern, sich auf etwas Neues einzulassen oder sich gar „zu ändern“. Im Gegenteil: Der Dauerblick auf Schwächen behindert einen Lernzuwachs eher, als dass er nützt.

Auf unsere Kinder bezogen heißt das: Begleiten wir ihren manchmal unbeholfen wirkenden Wachstumsprozess auch mit seinen Misserfolgen respektvoll und wertschätzend oder abwertend und sanktionierend? Betrachten wir unsere [34] Kinder als bloßen Kostenfaktor, als „Störung“ unserer Entfaltungsmöglichkeiten, oder nehmen wir sie als Geschenk, als Bereicherung unseres Lebens und als Zukunftspotenzial auch der Gesellschaft wahr?

Eltern Stärken. Die Dialogische Haltung in Seminar und Beratung

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