Читать книгу Herzversagen - Ein Schweden-Krimi - Jonas Moström - Страница 19
Kapitel vierzehn
ОглавлениеEr hatte vier Mal hintereinander gewonnen.
Die Startsumme war wie immer hundert Kronen gewesen. Und mit jedem Gewinn verdoppelte er den Einsatz. Der Croupier sah etwas verbissen aus, als er abhob und die Karten für das nächste Spiel teilte.
Er entschloss sich, alles auf ein Feld zu setzen; den Blick behielt er die ganze Zeit fest auf die Karten konzentriert. Auf dem Stuhl neben ihm saß ein dicker Mann, der nach Schweiß roch. Jedes Mal, wenn der Mann seinen wurstartigen Arm hob, um zu setzen, wurde ihm kurz übel. Mehrmals war er kurz davor zu sagen, dass der Gestank nicht auszuhalten war, tat es dann aber doch nicht, um nicht unnötig Aufmerksamkeit zu wecken. Aus demselben Grund würde er bald aufhören zu spielen, sollte die Gewinnsträhne anhalten.
Er zog eine Acht, Piksieben lag auf dem Tisch. Die Bank bekam eine Bildkarte. Schnell und ohne wirklich darüber nachzudenken rechnete er seine Chancen aus. Dann glitt er mit der Hand über den Tisch, um anzuzeigen, dass er es gut sein lassen würde. Eintausendsechshundert Kronen.
Nur noch einmal, versprach er sich selbst. Der stinkende Mann zog hintereinander zwei Könige und entschloss sich, die Karten aufzuteilen, um das Risiko zu minimieren. Da begriff er. Zwei schwarze Könige. Es war wie eine Offenbarung. Plötzlich sah er seine Möglichkeit zur Revanche, zum Ausgleich aller Versäumnisse. Die Lösung seines Problems lächelte ihn von den Karten auf dem Tisch an.
Wenn man sein Ziel verfehlt, dann muss man beim nächsten Mal eben seinen Einsatz verdoppeln. Härter zuschlagen. Dass er nicht daran gedacht hatte! Ein angenehmer Schauer lief ihm über den Rücken. Er zählte seine Chips, wandte dem Spieltisch den Rücken zu und stieg vom Stuhl.
Janus war ihm wieder gnädig und gab ihm eine Möglichkeit, alles ins Lot zu bringen. Der doppelgesichtige Gott würde ihm helfen, sein Ziel zu erreichen.
Er empfand Dankbarkeit gegenüber der Vorsehung, fühlte seinen Puls, der etwas schneller war als üblich. Jetzt nichts überhasten, das Neue in das Alte einfügen, so dass es ununterbrochen weiterfließt. Er hatte noch mehrere Stunden, bis die Zeit um war. Alles um ihn herum verlief langsam und ruhig. Ihm waren ein paar bekannte Gesichter im Gewühl aufgefallen, aber niemand hatte ihn bemerkt. Er hielt sich ganz zurück und vermied Blickkontakte. Außerdem trug er sein Toupet und eine neue Brille für den Abend. Niemand würde ihn daran hindern, den Plan umzusetzen.
Er nahm die Treppe ins Obergeschoss. Draußen vor dem Panoramafenster des Restaurants begann die Sommernacht sich auszubreiten, die Schatten wanderten langsam durch die kahle Hafenanlage. Er wählte einen Tisch im hinteren Teil, der für Vorbeigehende im toten Winkel lag, die Beleuchtung angenehm gedämpft. Er genoss es, viel Zeit zu haben. Wenn er wollte, konnte er sogar improvisieren. Wie immer, wenn es Platz für Spontaneität gab, war alles von Anfang an geplant, die Zeitspanne abgesteckt und klar. Dann ging es unbarmherzig zurück auf den Pfad, wieder zu einer der vorhergesehenen Varianten.
Der Fisch schmeckte ausgezeichnet, aber die früheren Gerüche des Abends drängten sich stoßweise auf und ruinierten den Genuss. Hoch oben auf dem Södra-Berg sah er das schwache Licht des Hotels, das wie ein letzter Außenposten der Zivilisation im unendlichen schwarzen Fichtenwald lag. Das ist mein Los, einsam in der Aufklärung und dem Licht.
Als sich eine Gesellschaft von sechs Personen, die er oberflächlich kannte, an einen Nebentisch setzte, bestellte er die Rechnung und bezahlte bar.
Dann wanderte er zwischen den Spieltischen umher, achtete darauf, nicht zu lange an einer Stelle zu verweilen. Er fiel nicht auf. Das war er noch nie. Immer folgsam und zuvorkommend. Perfekt an die Umgebung angepasst, in der er sich bewegte.
Das Roulette drehte sich, »Nichts geht mehr«, die Kugel sprang ein paar Mal und blieb auf einer schwarzen Acht liegen.
Es war höchste Zeit zu gehen.