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Kapitel eins

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Die letzten zehn Atemzüge im Leben von Gerd Ekstedt waren friedlich.

Sie träumte von ihrem Geburtstag, sie wurde fünf. Die ersten Strahlen der Morgendämmerung wanderten über das Dach des Stalls. Sie war auf dem Weg zur Außentoilette. Das Gras war feucht, und ihre Füße waren eiskalt. Ein paar Brennnesseln strichen leicht über ihre Fesseln. Sie ging schneller.

Er stand am Fußende des Bettes und beobachtete sie. Gerd Ekstedt sah ohne ihr Gebiss viel älter aus, das Gesicht war ganz eingesunken und auffallend blass. Ignorierte man die zwei langen Haare, die sich bei jedem keuchenden Atemzug auf ihrer Oberlippe bewegten, konnte man glauben, sie sei bereits tot. Ihre knotigen Hände lagen auf der Decke. Unter der dünnen Haut traten deutlich bläuliche Adern hervor.

Er sah sich um. Das Zimmer war klein und rechteckig. An den Wänden standen massive Möbel aus dunklem Holz. Auf einem Schreibtisch rechts neben dem Bett waren Familienporträts aufgereiht. Darüber hing ein hölzernes Kreuz. Die Luft roch abgestanden und schlecht. Er atmete durch die Nase und machte dabei so kleine Atemzüge wie möglich, versuchte, die Menge der Partikel, die die Lunge erreichten, zu minimieren. Den Geruch anderer Menschen konnte er nur schwer ertragen, er war aufdringlich, und ihm wurde oft übel davon. Es ekelte ihn, als er sah, wie sich die Haare auf der Oberlippe der Frau beim seufzenden Ausatmen noch einmal bewegten.

Ich muss mich konzentrieren, dachte er und öffnete die Tasche. Alles befand sich am richtigen Platz, nichts hatte sich verändert. Ordnung war eine der Voraussetzungen für das Leben. Und für den Tod. Es fiel ihm leicht zu strukturieren, alles in einem größeren Zusammenhang zu sehen.

Ein abruptes Geräusch unterbrach seinen Gedankengang. Hinter seinem Rücken raschelte etwas. Er drehte sich um. Eine große Wanduhr mit einem vergoldeten Adler auf der Spitze schlug drei Mal. Lautlos duckte er sich hinter das Fußende des Bettes und behielt die ganze Zeit Gerd Ekstedt im Blick. Sie schlief tief und ließ sich nicht stören. Er richtete sich auf, sah auf seine Armbanduhr und merkte, dass die Wanduhr eine Viertelstunde vorging. Einen Moment brachte ihn das aus dem Gleichgewicht und ärgerte ihn. Er wusste, dass seine eigene Uhr auf die Sekunde genau ging. Es galt, dem Plan zu folgen und keine Ablenkungen zuzulassen. Er sah auf seine Hände, die ruhig an seiner Seite lagen, ohne Anzeichen von Nervosität.

Der Tod trat genau zum richtigen Zeitpunkt ein. Als der Akt vorüber war, schloss er die Augen und wartete eine Minute, zählte dabei die Sekunden. Er fühlte sich frei, die Fesseln waren gekappt.

Der erste Dominostein war angestoßen, alles Weitere käme von selbst. Alles stimmte bis ins kleinste Detail.

Die Zeit, der Ort und die Bewegung.

Draußen herrschte immer noch eine angenehme Dunkelheit, es war windstill und kühl. Nach ein paar Schritten auf dem Kiesweg drehte er sich um. Die Fassade des Pfarrhauses strahlte im Mondlicht weiß und kalt. Ein Igel lief über den Hof. Er sog die frische Luft in die Lungen und ging weiter vom Haus fort. Niemand würde je vermuten, dass Gerd Ekstedt eines unnatürlichen Todes gestorben war. Er lächelte leicht und spürte den Stolz wie einen Pfeiler in seiner Brust.

Es war Dienstag, der 16. Mai 2000.

Herzversagen - Ein Schweden-Krimi

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