Читать книгу Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens - Josef Frey - Страница 11
Оглавление7. Pilgertag, Freitag, 22.06.2012
Winterstettenstadt–Bad Waldsee: 17 km, Gesamt: 108 km
Natur pur, so kann man die heutige Etappe meines Pilgerweges beschreiben. Außerdem, so keine unangenehmen Ereignisse eintreten, begebe ich mich heute auf meine letzte Eintagesetappe. Als Etappenziel steht das wunderschöne Städtchen Bad-Waldsee auf dem Plan. Getreu dem Motto „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ klingelt der Wecker schon um 04.15 Uhr. Duschen, eine Tasse Kaffee, schon bin ich fertig. Der Rucksack und das Vesper wurden bereits gestern Abend gepackt.
Meine Karin fährt mich mal wieder zum Bahnhof. Mit dem Zug geht’s von Blaubeuren über Ulm nach Biberach. Von dort mit dem Bus weiter nach Winterstettenstadt, wo ich pünktlich um 07.00 Uhr aussteige und meinen heutigen Pilgerweg beginne.
Zuerst zur Kirche, ein kurzes Gebet und dann den Burgweg hinauf entlang des Waldes und wieder hinunter über den niedrigen Zaun einer Viehweide zum Stadelhof. Dort werde ich von den noch sehr müden Rindviechern begafft und mit einem ausgedehnten „Muuuuuuh“ begrüßt. Ich grüße herzlich lachend zurück.
Wegweiser
Vogelgezwitscher begleitet mich durch die sonst so stille Morgenstimmung. Ganz leichte Nebelschwaden geben den Blumen und Kräutern am Weg einen leuchtenden Seidenglanz. Der Nachteil dabei ist jedoch die Tatsache, dass diese Morgenfeuchte auch auf allen Sitzgelegenheiten haftet und so meinem zweiten Frühstück absolut hinderlich ist.
Ich finde jedoch einen Jägerstand, auf dem ich mich bei trockener Sitzgelegenheit ausgiebig stärken kann. Und trotz schlechtem Empfang kann ich zu Hause noch kurz per Handy mitteilen, dass ich gut unterwegs bin.
Kurz danach komme ich um eine Biegung und sehe zwei Rehe, ebenfalls beim Frühstück, auf einer kleinen Lichtung. So nah hab ich diese Tiere noch nie in freier Natur gesehen. Ich kann noch ein Bild machen und sie einige Momente beobachten, ehe sie mich bemerken und schnell im Wald verschwinden.
Entlang der Bundesstraße bei Oberessenbach und manchmal auf der Höhe fast wie auf einem großen Damm geht es über Wiesen und durch Wälder. Letztere sind manchmal so naturbelassen, dass man sich fast schon mit einer Machete den Weg durch Gestrüpp und Stauden bahnen muss. Gott sei Dank kommt immer wieder ein kleiner Wegweiser in Form einer Jakobsmuschel. So hat man stets aufs Neue die Gewissheit, dass man sich noch auf dem richtigen Weg befindet.
An einem Marienbildstock vorbei führt der Weg entlang einem Golfplatz, und plötzlich bin ich schon in Bad Waldsee. Viel früher als erwartet. Auf einer Bank mache ich Rast und gehe dann am See vorbei zur Kirche St. Peter. Von außen bereits wunderschön renoviert, aber innen noch mit allen Gerüsten der Arbeiter versehen. Ich bewundere trotzdem die Pracht der kunstvollen Innenausstattung und die Ruhe vor dem Marienaltar.
Leider liegt kein Pilgerstempel für meinen Pilgerausweis in der Kirche aus. Das ist immer ärgerlich. Ich habe jedoch Glück, dass im Pfarrbüro zufällig, weil außerhalb der Bürozeit, eine freundliche Dame verweilt. Hilfsbereit sucht und findet sie einen wunderschönen Pilgerstempel und drückt diesen gleich in meinen Pilgerausweis. Da lacht mein Pilgerherz, und Pilger Sepp bedankt sich artig.
Damit habe ich meine letzte Eintagesetappe vollendet. Ich freue mich schon auf den Herbst, wenn ich die restliche Wegstrecke bis Konstanz in einer Drei- oder Viertagesetappe zurücklegen kann.