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13. Pilgertag, Montag, 05.05.2014

Maltbach–Kloster Fischingen: 24 km, Gesamt: 246 km

Pünktlich um 08.00 Uhr bekomme ich ein gutes Frühstück. Reiseproviant muss ich leider ablehnen, weil ich noch vom Vortag einen gut gefüllten Vesperbeutel habe, den ich heute noch essen kann.

Frohgemut starte ich auf meine heutige Etappe und komme gleich zur Kapelle Kaltenbrunnen. Auch hier finde ich einen Jakobsstempel für mein Pilgerbuch. In der nächsten größeren Ortschaft, Affeltrangen, mache ich einen kleinen Umweg zur Kirche und stelle zu meiner Verwunderung fest, dass diese evangelisch und geöffnet ist.

Nach einer kleinen Besichtigung will ich schon weitergehen, da sehe ich auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf einem Privatgrundstück ein Friedenskreuz mit den Zeichen der Weltreligionen und deren Schriftzeichen für Frieden.

Friedenskreuz


Und als nächste Überraschung sehe ich daneben, klein und unscheinbar, eine katholische Kirche. Ich gehe hinüber und geraden Wegs auf den Marienaltar zu, als ich mit fester Stimme dazu aufgefordert werde, doch nicht am Weihwasserkessel ohne Kreuzzeichen vorüberzugehen. Die Stimme kommt vom hier und in Tobel ortsansässigen Pfarrer Schenker.

Nach einem kurzen Gebet am Marienaltar kommen wir ins Gespräch. Es ist eine sehr interessante Unterhaltung mit überraschenden Vergleichen der verschiedenen Weltreligionen und ihren politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen. Als wir uns verabschieden, gebe ich ihm meine Karte. Wenn er bei seinem Aufenthalt in Süddeutschland in der Ulmer Ecke ist, will er sich bei mir melden. Ich würde mich freuen.

Obwohl der nächste Ort, Tobel, nicht direkt am Jakobsweg liegt, will ich dort die schöne Kirche besuchen. Die liegt natürlich ganz oben auf der gegenüberliegenden Seite des Tales. Aber der Anstieg lohnt sich. St. Johannes ist klein, aber fein und festlich geschmückt. Das Leitmotiv lautet: Mit Jesus auf dem Weg. Es könnte auch mein Leitmotiv sein: Mit Jesus auf dem Weg zum Grab seines Apostels Jakobus.

Über eine Anhöhe gelange ich auf guten Wegen vorbei an Wiesen und Waldstücken nach Münchwilen. Dort führt der Weg entlang des Flüsschens Murg. Es ist angenehm schattig. Neben dem Freibad finde ich an einem größeren Biotop eine schöne Bank zum Verweilen. Genüsslich lasse ich mich darauf nieder und packe mein Vesper aus. Es schmeckt wunderbar.

Die Landschaft wird nun langsam hügeliger, und die Straße führt mich gemächlich in die Höhe. Die letzten ca. 3–4 km weiche ich vom ausgeschilderten Weg ab und bleibe auf dem kleinen Fußweg entlang der Autostraße. Den nicht so übermäßig dichten Verkehr nehme ich gerne in Kauf. Dafür spare ich mir einige unnötige Anstiege durch unwegsames Gelände. Müde komme ich zuerst in den Ort Fischingen und danach ganz oben zum Kloster Fischingen. Dummerweise verlasse ich am Fuße des Klosterberges die Straße und gehe die über einhundert steilen Stufen zur Kirche und den Klostergebäuden empor. Ich werde dafür jedoch mit einem herrlichen Ausblick auf meinen zurückgelegten Weg belohnt.


Kloster Fischingen

Im Kloster, alles neu renoviert, gibt es Hotel- und Seminarbetrieb, Kirche, Kapellen, Klosterladen, Klosterwerkstatt und vieles mehr. An der Rezeption werde ich freundlich empfangen, und meine Wünsche nach Dusche, Bett und Essen können alle erfüllt werden. Einzel- und Doppelzimmer sind komplett belegt, ich werde deshalb im Mehrbettzimmer „Jakobus“ untergebracht mit ca. zwölf Stockbetten. Ich bin jedoch heute allein hier und brauche keine fremden Schnarchtöne zu befürchten. Die Duschräume sind vom Feinsten, sogar eine Waschmaschine ist vorhanden.

Vor dem Abendessen mache ich noch einen kleinen Rundgang ums Haus und in die Kirche, bevor ich mich in den einfachen, aber eleganten Speisesaal begebe. Es ist bereits ein Pilgertisch mit zwei Gedecken reserviert. Eine sympathische Pilgerin aus Hamburg gesellt sich zu mir. Sie ist im Mehrbettzimmer „Hildegard“, ebenfalls alleine, untergebracht. Im Kloster werden einfach bestimmte Regularien eingehalten. Sie erzählt, dass sie tagsüber immer wieder einen Pilger mit grüner Jacke weit voraus gesehen hat. Ich kann ihr bestätigen, das war ich.

Das Essen schmeckt wunderbar. Tafelwasser gibt es frisch gezapft aus dem Klosterbrunnen. Für Pilgerverhältnisse ein edles Mahl. Man kann uns schon fast der Völlerei bezichtigen. Wir essen auch die letzten Krümel auf. Schließlich soll ja morgen wieder die Sonne scheinen. So haben wir es als Kind gelernt. Ein Benediktinermönch kommt zu uns an den Tisch und heißt uns im Kloster herzlich willkommen. Nach einer kurzen Unterhaltung lädt er uns für morgen früh in die Idda-Kapelle zum Pilgersegen ein. Ich sage mein Kommen zu. Auch meine Mitpilgerin will kommen, obwohl es ihr eigentlich noch etwas zu früh ist.

Nach dem Essen genehmigen wir uns in der Klosterschenke ein kühles Bier und erzählen aus unserem Leben. Es ist interessant, wie vertraulich Gespräche unter Pilgern sein können. Müde und zufrieden verabschieden wir uns bis zum Frühstück.

Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens

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