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4. Pilgertag, Mittwoch, 12.10.2011

Oberdischingen–Schemmerberg: 18 km, Gesamt: 51 km

Gut ausgeruht wache ich am nervenden Ton meines Weckers auf. Ein gutes Frühstück gibt mir gleich wieder Kraft für die anstehende Etappe.

Ich erinnere mich noch kurz an das Jahr 2007, als ich mich hier wegen meiner Verletzung abholen lassen musste. Heute gehe ich ausgeruht und fit auf den weiteren Weg. Dieser Gedanke macht mich sehr glücklich.

Es ist noch kühl, aber mit immer mehr Bewegung wird mir ganz schnell warm. Bald überquere ich die Donau, über deren Höhenzüge ich von Oberelchingen bis hier gepilgert bin. Jetzt komme ich auf dem Weg von der Donau Richtung Bodensee durch das vorwiegend ebene Oberschwaben, welches mich dann zum Bodensee führt.

An der Franziskuskirche in Ersingen stelle ich mit Erstaunen fest, dass diese von evangelischen und katholischen Christen gleichzeitig als Gotteshaus genutzt wird. So etwas war mir bis dato nicht bekannt. Kurz nach Risstissen gelange ich an eine gepflegte Gartenanlage, in welcher eine kleine Marienkapelle steht. Diese wurde erst 1993 von einem Privatmann erbaut und seitdem gepflegt und gehegt. Täglich brennt eine Kerze. Hier kann man sich in stiller Andacht mit dem Sinn des Lebens auseinandersetzen. Oder so ähnlich.

Auf dem geteerten Fahrradweg neben der Kreisstraße geht es weiter über Niederkirch nach Untersulmendingen. Hier beeindruckt mich vor allem die Muttergottes, welche in frommer Andacht silberglänzend ihre ganze mütterliche Anmut durch das Gotteshaus strahlen lässt. Ein beeindruckender Moment, an dem mir bewusst wird, wie sich die Wahrnehmung auf dem Pilgerweg von einer Besichtigung bei einer Reise mit dem Auto unterscheidet.

Auf dem Weg nach Obersulmentingen hält eine Radlerin aus dem Ort an und geht einen Kilometer mit mir zu Fuß. Offensichtlich hat sie ein Herz für durchreisende Pilger. Sie erzählt, wie sie eine Pilgerin zu Kaffee und Kuchen eingeladen hat und einen gemütlichen Nachmittag für sie gestaltete. Aber ganz stolz war sie auf zwei Studenten. Die hat sie zum Übernachten in ihr Haus aufgenommen und abends wurde ausgiebig gegrillt. Die zwei waren auf dem Weg nonstop bis nach Spanien. Und meine Weggefährtin wünschte als Dankeschön nur eine Ansichtskarte von Santiago de Compostela. Und diese bekam sie auch einige Monate später. Darauf ist sie sehr stolz.

Ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Gaststätte, finde aber keine, die geöffnet hat. Dies traue ich mich jedoch im Moment nicht zu erwähnen. Wer weiß, wo ich sonst noch gelandet wäre. Über einen romantischen Feldweg erreiche ich Schemmerberg. Die Kirche ist leider verschlossen. Ich gehe deshalb zum Bahnhof. Und wie bestellt fährt auch schon ein Zug ein. Die letzten Meter muss ich rennen, damit er nicht ohne mich den Bahnhof verlässt.

Die erste Mehrtagesetappe habe ich geschafft. Ein schönes Gefühl.

Buen Camino - die schönste Reise meines Lebens

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